ElitiMgrnphic. 381 violet gesprenkelten Nelken und auf einem anderen Blatte die Fenchclstande mit dem Schmetterlinge sind ausgezeichnet zu nennen. Er blieb bei der einfachen Pflanze nicht stehen, sondern versuchte sich auch an Landschaften- und Marine-Darstellungen, sowie er schon früher in der gelungenen Nachbildung anti¬ ker Bildwerke des britischen Mnseums, z. B. der Statue des ThesenS, der Büste des Diomedcs und der ctruskischcu Prachtvase aus der Hamiltousamm- lung, je in dem eigenthümlichen Colorit der Gegen¬ stande den Dank aller Kunstfreunde sich erworben hat. Auch hierin, sowie im Gold - und Farbedruck, ist Vartcr sein Nebenbuhler. Unter den Deutsche» gebührt dem rastlos thatigen Naffelsperger in Wien der Nuhm, deu botanischen Druck zu Ehren gebracht zu haben. Was er cmch in dieser Hinsicht im Ver¬ eine mit dem einsichtsvollen Verleger gegenwärtigen Bncheö zu leisten im Stande sei, wird die zur Seite befindliche von Teubner in Leipzig mit acht Farben gedruckte Rose darthun. EKtypographie. Ektypographie oder Rcliefdruck für Blinde ist die Kunst, jeden Schriftgcgenstand in Formen, es bestehen diese aus Holz, Stein oder Metall, so darzustellen, daß selbige durch den Ab¬ druck erhaben vervielfältigt und auf diese Weise durch den Tastsinn für Nichtsehende lesbar gemacht werden. Die bisher angewandte» Methoden, erhabene Umrisse zu bilden, bestehen theils darin, daß man dieselbe» entweder in Kupferplattcn tief eingravirt, oder auf Stein erHabe» atzt oder eigends für diese» Zweck gegossene Schriftlettern anwendet. Der Erfinder von besonderen Typen zum Unter¬ richte sür Blinde war Valentin Haüy (geboren 1745, gestorben 1822), Bruder des berühmten Naturfor¬ schers, welcher, durch die Bekanntschaft deS merk¬ würdigen blinden FrauleinS von Paradies auS Wien veranlaßt, in deren Zimmer er eine kleine Hand- druckcrei vorfand, durch die das geistreiche Mädchen eine» Briefwechsel mit dem Erfinder der Schach- maschinc Van Kempelen unterhielt, von nun an sein ganzes Lebe» der Erziehung solcher unglück¬ licher Kinder widmete. Er führte Metallcharaktere, welche so viel böber über ihre Körper hervorstehen müssen, als sie in das Papier vertieft sich eindrücken sollen, zuerst bei dem 1784 durch Philanthropen in Paris gegründeten Blindeninstitnte ein und brachte es so weit, daß die ihm anvertrauten Zöglinge ihre Bücher sogar selber setzen nnd drucken lernten. Einen Beweis hiervon liefert sein merkwürdiges Buch! ,,I?5K»! «ur I'«-cI»<!!i<!n» <I<?ü !lv<ni>;>es" 1'ili'Iü 1736. 3., welches von blinden Kindern zum Beste» semer Blin¬ den und zum Gebrauche für blinde Binder gedruckt ist, indem die erhabene Schrift diesen das Lesen mittelst deö Gefühls der Fingerspitzen möglich macht. Diese Methode wurde von Guillie, »ach Haüy, Gcneraldireetor derselben Anstalt, vervollkommnet und in einer besonder» Schrift: „ZVotlce In^ui-Kn«! sur I'in«trnctimi <les j^unes nveii^les " ?ai'. 1819. in 4. erklärt, welche in dem nämlichen berühmte» I»sti- tute, das nach der Restauration 1815 zu einer königlichen Anstalt erhoben wurde, gesetzt und ge¬ druckt ist. Aehnliche Vcrfahrungsartc» hatte schon der Nestor deS deutschen BlindennnterrichteS, ^ilein in Leipzig, in seinem „Lehrbuche" 1319, sowie spä¬ ter in seiner ,, Geschichte des BlindennnterrichteS" 1837.8. bekannt gemacht. Franz Müller in Bruchsal (jetzt in Freiburg), Stüber in Freising (gegen¬ wärtig in München), nnd der edle Zeunc in Berlin, der väterlich gesinnte Freund seiner unglückliche» Pflegekinder, haben diese Methoden wesentlich aus¬ gebildet und verbessert. In Grosibritcmien machte Gall zu Edinburg 1827 den frühesten Versuch, große Capital-Lettern der gewöhnlichen Antigua s o auf starkes Papier abzudrucken, daß die Schrift für Blinde lesbar ward, welches so trefflich gelang, daß die blinden Zög¬ linge ebenso schnell lesen, wie die Sehenden. Das erste nach dieser Methode gedruckte Buch war daS Evangelium Johanniö. Gall'S Verfahren wnrdc durch Alston in Glasgow vereinfacht uud dadurch wesentlich verbessert. Am weitesten ist der Lcttern- druck für Blinde in Amerika gediehe». Die „ZV<z>v I5»xl!>nä Iiistllutwn " zu Boston hat schon viele bedeutende Werke nach dieser Methode herausgegeben, von denen wir nur das ganze „ Neue Testament", den „Psalter", eine Weltgeschichte: |