Till Schicketanz Dann versuche ich manchmal davon zu sprechen, wie der Krieg wirklich ist. Ludwig Renn ­ Krieger, Autor, Kommunist Lebensstationen von Ludwig Renn Wenden wir uns eingangs zunächst einmal der Frage zu, wer Ludwig Renn eigentlich war. ­ Heute fast nur noch Eingeweihten ein Begriff, wurde Renn zu Lebzeiten sozusagen über Nacht, mit Erscheinen seines Erstlingswerk ,,Krieg", zu einer bekannten, nicht unumstritte nen Größe in der Literaturszene der späten 1920er Jahre. Da er zuvor literarisch praktisch nicht in Erscheinung getreten war, ist zu jener Zeit wenig über ihn bekannt. Interesse erregte, daß Ludwig Renn sowohl als Autor wie auch als Hauptfigur des Buchs ,,Krieg" auftritt. Man vermutete also, daß hier ein Veteran des Ersten Weltkriegs ein Jahrzehnt nach Kriegsende einen kaum literarisch zu nennenden, tagebuchartigen Tatsachenbericht seiner damaligen Erlebnisse lieferte. Die Namensgleichheit von Autor und Hauptfigur sorgt dabei für ein Höchstmaß an Authentizität: Noch vor Beginn der eigentlichen Lektüre lautet die unmißverständliche Botschaft an den Leser: Hier wird nicht Erlebtes erdichtet, sondern berichtet. Der Fall lag aber anders: Ludwig Renn ist ein Pseudonym für den aus adliger Familie stammenden Arnold Friedrich Vieth von Golßenau, der als hochdekorierter Offizier ­ also nicht wie der Ludwig Renn des Buches als einfacher Soldat ­ am Ersten Weltkrieg teilnahm. Der Lebensweg nach 1918 ­ um nur einige Stationen zu nennen ­ ist schillernd: Zunächst Kompanieführer bei der Sicherheitspolizei, dann Student in Göttingen und München, später Kunsthändler, bald danach Aussteiger auf dem Land, Weltreisender, anschließend wieder Student ­ diesmal in Wien ­ erfolgt Ende der 1920er Jahre der Eintritt in die Kommunistische Partei. Unter den Nationalsozialisten 1933 zweieinhalb Jahre in Haft, geht Ludwig Renn, wie er sich seit 1930 offiziell nennt, nach Spanien und kämpft als Stabschef der 11. Internationalen Brigaden gegen Franco. Nach dem Exil in Mexiko, wo er im antifaschistischen Widerstand arbeitet, kehrt Renn nach Deutschland zurück, um in der DDR als Hochschullehrer zu wirken. Des Pseudonyms ,,Ludwig Renn" bedient sich der Verfasser erstmals 1927, als Referent an der Volkshochschule Zwickau. Im Folgejahr, mit Erscheinen von ,,Krieg" hält es der Verlag aus kaufmännischen Gründen für opportun, die wahre Identität des Autors, vor allem aber dessen adelige Herkunft vorläufig zu verschleiern. Renn zitiert in seinen Memoiren den Lektor der Frankfurter Zeitung: Für den Vertrieb Ihres Buches wäre es ungünstig, wenn wir es unter Ihrem Namen herausgäben. Die Leute würden etwas Falsches vermuten. Viele lieben auch den Adel nicht.[...] Wären Sie bereit, sich zu verpflichten, für mindestens sechs Monate sozusagen im geheimen zu leben?[...] Beim Lesen Ihres M anuskripts dachte ich, Sie wären ein Tischlergeselle in irgendeinem kleinen Dorf. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir diese Vermutung aufrechterhalten?" 1 Ludwig Renn beziehungsweise Arnold Friedrich Vieth von Golßenau wird am 22. April 1889 in Dresden geboren. Er entstammte einer angesehenen, sächsischen Familie, die 1745 gea1 delt wurde. Väterlicherseits schlugen seine Vorfahren standesgemäße Militärlaufbahnen ein oder konnten aufgrund des Familienvermögens als sog. Privatgelehrte leben. Der Vater, Carl Johann von Vieth, studierte Mathematik, wirkte als Gymnasiallehrer und Prinzenerzieher am Dresdner Königshof. Der Großvater mütterlicherseits machte als Apotheker und Fabrikant in Moskau Karriere, wo auch die Mutter, Bertha Julie Raspe, aufwuchs. Ungeachtet dieser um 1900 erfolgsversprechenden Herkunft und materiellen Sicherheit kann von einer glücklichen Kindheit und Jugend kaum die Rede sein. Seine postum erschienene Autobiographie ,,Anst öße in meinem Leben" von 1980 eröffnet Renn bezeichnenderweise mit folgendem Satz: Das Lebensglück meiner Mutter wurde zerstört, als sie, mit erst neunzehn Jahren und noch unmündig, von ihrem Vater, Dr. Friedrich Raspe, gezwungen wurde, meinen Vater, Dr. Johann von Vieth, zu heiraten. 2 Die Atmosphäre, in der Renn und sein anderthalb Jahre älterer Bruder ­ er wird gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs fallen ­ aufwachsen, war geprägt von den seelischen Folgen dieser ,Zwangsehe` der Eltern, die seitens der Mutter in offene Verachtung des Ehemanns umschlug. Körperlich schwach, oft krank, belastet von Sprech- und Lernstörungen ­ ,,ein klapperdürres Gestell", ,,einer der Kleinsten und Schwächsten", 3 so die Autobiographie ­ durchlebt Ludwig Renn eine unglückliche Kindheit und Jugend: Als Ganzes gesehen, wurde meine Kindheit zu dem, was Rainer Maria Rilke in seinem ,Malte Laurids Brigge` beschreibt: unnatürlich, krankhaft und fast freudlos. Ich erinnere mich daran mit Grauen. 4 1910 legt Renn verspätet und ,,nach dumpfer, verzweifelter Zeit", wie er schreibt, 5 am Dresdner Humanistisch-Königlichen Gymnasium das Abitur ab. Das überalterte Lehrerkollegium, die stumpfsinnigen Unterrichtsmethoden sowie der unzeitgemäße Lehrstoff stießen ihn ab; lediglich für die Mathematik und Bildende Kunst zeigt er Begabung und Interesse. Diese ,,Hinwendung zum Exakten und Praktischen", 6 wie es Renn bezeichnet, wird maßgeblichen Einfluß auf seine schriftstellerische Tätigkeit haben; sie steht letztlich auch hinter seiner Berufswahl, die zwar standesgemäß ist, aber für den schwächlichen und introvertierten, früh obrigkeitskritischen Renn fragwürdig erscheint ­ der Wunsch, Berufsoffizier zu werden. Der Dienst beim Militär, so hofft er, soll der seelisch- körperlichen ,,Selbsttherapie" dienen: Mit großer Mühe versuchte ich, mich geradezuhalten und einen Schein von Sicherheit zu erwecken. Mein Rücken war zu schwach, die Muskeln schmerzten bald, und ich lief bald wieder krumm. Ich arbeitete an mir, beobachtete und versuchte Männer nachzuahmen, die mir als besonders männlich erschienen. Vielleicht lag auch so etwas zugrunde, als ich meinem Vater erklärte, daß ich Offizier werden wollte. 7 Renns Entscheidung liegt nahe, sofern Soldatentum und Offizierslaufbahn vor dem Ersten Weltkrieg ­ zumal in adeligen Kreisen ­ noch unhinterfragt als alleinseligmachendes Ideal männlichen bzw. deutschen Wesens galten. Einstiegshürden waren für Adelige praktisch nicht vorhanden ­ im Gegenteil: Die Karriere war sozusagen vorprogrammiert. Renn resümiert dies mit deutlichen Worten im Jahr 1929: Ich trat also beim 1.(Leib-)Grenadierregiment Nr. 100 in Dresden als Fahnenjunker ein. Der Dienst wurde mir nicht leicht, und doch war ich in einer taumelnden Freude[...]. Wer vor dem Kriege beim Militär war, weiß, wie ein Fahnenjunker behandelt wurde, auch wenn er etwas schlapp war. Man begegnete ihm überall mi t Ehrerbietung. Er war plötzlich ein Herr, hatte Geld in der Hand[...] und hatte eine fu n2 kelnagelneue Uniform. Noch höher war herausgehoben, wer einem so vornehmen Regiment angehörte wie ich und Gardelitzen trug. 8 Das Elementare dieses Schrittes verortet Renn aber in einem anderen Erlebnis, das für ihn, der isoliert und in traumatisierenden Familienverhältnissen aufwuchs, fast einer Offenbarung gleichkommen soll und später zu einer zentralen ,,Gelenkstelle" seines Buchs ,,Krieg" ausgeformt werden wird. In der Rückschau von 1929 stellt er nämlich sofort klar, daß ,,der Hauptgrund[]einer Begeisterung" keinesfalls aus diesem neuen, achtungsgebietenden St atus als Gardeoffizier resultierte. 9 Renn hält demgegenüber fest: ,,Das große Erlebnis war der Landser!" 10 Weniger emotionsgeladen, dafür mit deutlich marxistischem Duktus erläutert Renn diesen Zusammenhang ein halbes Jahrhundert später in seiner Autobiographie: Bis dahin war ich zum Individualisten erzogen worden und in mancher Beziehung auch recht intellektuell. Nun umgaben mich junge Männer, bei denen von intellektuellem Individualismus nichts zu spüren war.[...] Richtig[...] war, daß die Grenadiere meist kein klares Klassenbewußtsein hatten und von den reaktionär gesinnten Unteroffizieren mit Brüllen und Schikanen aller Art gehindert wurden, sich ihrer Lage als Unterdrückte und Ausgebeutete klarzuwerden. Aber an ihren Arbeitsstellen hatten sie unwillkürlich das angenommen, was der Marxist Solidarität nennt. Beim Militär nannte man das Kameradschaft. 11 Die Hinwendung z um ,einfachen Soldaten` erlebt Renn um 1910 als ,,zunächst rein gefühl smäßig[e] Sozialität", 12 wie er schreibt. Sie verstärkt sich in dem Maß, wie er ,,die ganze Stu rheit, Unbildung, Anmaßung und Unehrlichkeit besonders der preußischen Offiziere" immer heftiger zu verachten beginnt. 13 Die[Offiziere] sprachen viel von Ehre und Stand, waren aber zügellos und ungebildet.[...] Mehrmals k amen die Offiziere vom Dienst schwankend und stammelnd vor Betrunkenheit zum Appell. Wir soffen natürlich genauso. Wenn ich als Inspektionsältester antreten ließ, steckte ich die schwer Betrunkenen ins hintere Glied, bevor der Offizier herankam. Einmal war ich selbst so weit, daß man mich verstecken mußte. 14 Renn gewinnt zu jener Zeit, wie er später bekennt, die Überzeugung, daß ,,d ie soziale Verantwortung als Grundlage des einzig würdigen Lebens zu betrachten" sei. 15 Der Umstand, selbst Vertreter der verhaßten Offizierskaste zu sein, steigert den Zwiespalt schließlich bis zum tiefen Ekel über den eigenen Status. Renn erwägt, das Militär zu verlassen. Die politische Lage, die seit Frühjahr 1914 zu eskalieren beginnt, eröffnen Renn als ,Kind seiner Zeit` einen anderen ,Ausweg`, wie er 15 Jahre später ganz unumwunden zugibt: Sollte ich meinen Abschied nehmen? Auch das überlegte ich mir genau. Aber ich hing zu sehr an meinen Untergebenen und interessierte mich auch wirklich für den Dienst. Die letzte Möglichkeit war ein Krieg. Natürlich betrachtete ich ihn noch romantisch, glaubte an Heldentum.[...] Ich wünschte ihn herbei für mich persönlich, zugleich schämte ich mich aber, daß mir mein persönlicher Vorteil höher stände als die Allgemeinheit. Da kam der Krieg. 16 Renn wird an der Westfront im Rang eines Leutnants zunächst als Zugführer eingesetzt, rückt aber schnell zum Kompaniechef auf. Ende 1914 überspringt er die folgenden Beförderungsstufen und wird zum Regimentsadjutanten ernannt ­ einem klassischen, risikolosen Karriereposten, der ihn bald in den Generalstab geführt hätte. In der Etappe wird Renn Zeuge der Unfähigkeit, Menschenverachtung und Korruptheit der Staboffiziere, deren kar3 rierefixierten Untertanengeist er verabscheut und denen er die Verantwortung am Massenmorden gibt. Unter seiner Prämisse ­ wie er später schreibt ­, ,,daß der Offizier unbedingt ehrlich sein müßte", 17 überwirft sich Renn mit seinem Kommandeur. Den Anlaß liefert die Schönfärbung des sog. Kriegstagebuchs des Regiments und der Gefechtsberichte. Renn stuft dieses Erlebnis als wesentlichen Anstoß zur Niederschrift der eigenen Kriegsaufzeichnungen ein: Was da[im Kriegstagebuch] stand, war ganz richtig, aber alles Wichtige war ausgelassen, wenn es der Führung irgendwie unangenehm war.[...] Ich versuchte, da wenigstens einen Teil der Wahrheit in den Bericht hineinzubringen. Schon das wurde mit Mißbilligung und Kopfschütteln aufgenommen. Damals setzte ich mir vor, einmal die Wahrheit über den Krieg zu schreiben.[...] Schließlich konnte ich das nicht mehr ertragen und meldete mich wieder zur Front. 18 Renn wird Kompanieführer in eine Ausbildungseinheit und kehrt im Herbst 1915 zu seinem Stammregiment zurück, das sich zu dieser Zeit bereits im Stellungskrieg befindet. Nach einer Episode als Taktiklehrer an einer Offiziersschule, nimmt Renn im September 1916 wiederum seinen Dienst an der Front auf, wo er zweimal schwer verwundet wird. Während des Genesungsurlaubs in der Heimat, wo ihm der sächsische König den hohen Militär-St.-HeinrichsOrden verleiht, kehrt Renn im September 1918 nochmals an die zusammenbrechende Westfront zurück. Als Bataillonsführer ­ er ersetzt seinen wegen Unfähigkeit abgelösten Vorgesetzten ­ führt Renn die verbliebenen, entwaffneten Einheiten seines Regiments schließlich durch die Wirren der Novemberrevolution zurück nach Dresden. Die Jahre 1919/1920 verbringt Renn als Truppenführer bei der Dresdener Sicherheitspolizei, wo der adelige Offizier wegen seiner zunehmend sozialistischen beziehungsweise mangelnden deutschnationalen Gesinnung kritisch beäugt wird. Als sich Renn weigert, mit der Waffe gegen Aufständische vorzugehen, liefert dies letztlich den Vorwand, ihm den Abschied aus der Truppe ,,nahezulegen". Die weiteren Lebensstationen zeigen einen Menschen auf der Suche nach existentieller und intellektueller Orientierung ­ einen jener Gruppe von Kriegsheimkehrern, die im englischen Sprachraum als ,,Lost Generation" bezeichnet wird: Er studiert einige Jahre Russisch, Jura und Nationalökonomie in München und Göttingen, um dann im Kunsthandel tätig zu werden. Renn lebt anschließend als Aussteiger auf dem Land, bevor er 1925 zu einer Fußreise durch Südeuropa, Nordafrika und den Vorderen Orient aufbricht. 1926 läßt sich Renn in Wien nieder, nimmt ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und östlichen Geschichte auf; ab 1927 ist er dann in der Erwachsenenbildung aktiv. ,,Aber", resümiert Renn, ,,die Fre iheit brachte mir nicht, wonach ich mich sehnte": Nirgends fand ich Ruhe, nirgends Menschen, die mir mehr waren als Bekannte. Überall suchte ich nach etwas und wußte doch nicht genau, wonach. Ich suchte einen Ausweg aus dem Verfall der bürgerlichen Kultur, die mir immer unhaltbarer erschien, je mehr ich in fremde Verhältnisse hineinsah. 19 Das klare Bekenntnis zum Sozialismus soll diesen Konflikt lösen: 1928 tritt Renn in die Kommunistische Partei und den Roten Frontkämpferbund, die paramilitärische Schutztruppe der KPD in der Weimarer Republik, ein. Es ist zugleich das Jahr, in dem nach zehn Jahren Arbeit und Verlagssuche Renns bekanntestes Buch ,,Krieg" erscheint, dem wir uns jetzt zuwenden wollen. 4 Inhalt und Aufbau von ,,Krieg" Als ,,Krieg" zunächst als Vorabdruck in der renommierten Frankfurter Zeitung, dann zum Jahresende 1928 auch in Buchform erscheint, avanciert das Buch neben Erich Maria Remarques ,,Im Westen nichts Neues" und Arnold Zweigs ,,Der Streit um den Sergeanten Grischa" rasch zu einem Bestseller. Renns Schilderung setzt kurz vor Beginn der Kämpfe ein, am Tag der deutschen Mobilmachung, dem 1. August 1914 ­ der Bericht endet im Herbst 1918 vor dem Hintergrund des militärischen Zusammenbruchs. Im erzählerischen Mittelpunkt steht der Gefreite, zu Kriegsende dann Vizefeldwebel Ludwig Renn, der als Ich-Erzähler seine Kriegserlebnisse in Belgien und Frankreich sowie im Heimaturlaub in streng chronologischer, tagebuchnaher Form wiedergibt. Die erzählte Zeit umspannt mithin den gesamten Kriegsverlauf, was in vergleichbaren, literarischen Zeugnissen in der Regel nicht der Fall ist ­ Remarque etwa beschränkt auf das letzte Kriegsjahr. Dies eröffnet mehr Erzählspielraum: Der Autor kann die Entwicklung der Hauptfigur einerseits über die vier Kriegsjahre beschreiben, andererseits den Krieg als zentrale Bezugsgröße nicht nur anhand punktueller Ereignisse, sondern breitangelegt im zeitlichen Gesamtablauf darstellen. Entsprechend gliedern sich Inhalt und Aufbau des Buchs fast minutiös wie ein Kriegstagebuch: Die drei Teile ­ über schrieben ,,Vormarsch", ,,Stellungskrieg" und ,,Zusammenbruch" ­ bilden die Hauptphasen des Kriegsverlaufs ab. Hierin bettet der Autor dann die insgesamt zwanzig Kapitel seines Werks ein, in denen ­ immer aus der Sicht des einfachen Soldaten ­ abwechselnd die historischen Ereignisse und die Erlebnisse der Hauptfigur zusammengeführt werden. Es entsteht somit eine strukturierte Gesamtkomposition, die die Wegmarken des Kriegsverlaufs ­ die Schlachten an der Maas, der Marne, der Somme und der Aisne oder die Märzoffensive 1918 ­ mit Kapiteln verknüpft, die repräsentative Episoden aus dem Soldatenalltag wiedergeben. Der dokumentarische Ansatz wird bereits signalisiert, insofern in aller Regel Ortsbezeichnungen als Kapitelüberschriften gewählt werden. Es stellt sich eingangs aber die Frage, warum der adlige Gardeoffizier Vieth von Golßenau früh entschied, einen ,,Mann aus dem Volk", den Tischlergesellen Ludwig Renn zur Hauptf igur zu machen? Eine nicht unwesentliche, persönliche Rolle wird gespielt haben, daß sich der Autor ­ wie wir gehört haben ­ zu jenem Zeitpunkt schon deutlich von der angestammten Offizierkaste distanziert hatte. Eine prägnante Antwort liefert Ludwig Renn in einem Nachwort von 1948: Nicht der Offizier war es gewesen, dessen Handlungen mir an der Front imponiert hatten, sondern der namenlose Soldat, dessen Wärme und Hilfsbereitschaft ich in der schwersten Not der Kämpfe so stark miterlebt hatte. Ihn zu ehren, machte ich zum Helden meines Buches nicht einen Offizier, wie ich es gewesen war, sondern einen Soldaten aus der Masse. 20 Diese Entscheidung ist aus Renns Sicht zugleich die Gewähr, die Schilderung möglichst repräsentativ zu gestalten ­ und sie stellt sicher, nicht der ,,Heldenverehrung" zu verfallen: Weshalb habe ich nicht einfach das niederge schrieben, was und wie ich es erlebt habe?[...] Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer war meine Erkenntnis: In der modernen Schlacht spielt die Eigeninitiative des einzelnen Soldaten eine Rolle[...]. Von diesen unscheinbaren Personen wollte ich berichten, die ich als die wahren Helden des Krieges achten und lieben gelernt hatte. Keiner der Kriegsberichterstatter oder Schreiberlinge[...] hat von ihnen geschrieben, weil sie[...] immer nur auf der Jagd nach weithin sichtb a5 ren individuellen Heldentaten waren. Was dab ei herauskam, waren Phrasen, die wir ,,Frontschweine" nur verachteten, weil da alles falsch oder schief war. 21 Bereits in den Eingangskapiteln wird deutlich, daß die Hauptfigur nicht dem Stereotyp des Vorzeigesoldaten entspricht, der unter Hurrarufen blumengeschmückt in die Schlacht zieht. Der allgemeine Kriegstaumel, dem sich alle anläßlich der Mobilmachung hingeben, wird historisch korrekt dokumentiert ­ läßt den Gefreiten Renn aber kalt: ,,Freust du dich nicht?" fragte er. ,,Doch!" sagte ich frostig. ,,Du bist nicht unten[bei der Feier] geblieben?" ,,Ich kann das Gerede nicht leiden!"(Krieg, 8) In sich gekehrt beschäftigt die Hauptfigur die bevorstehende ,,Todesgefahr"(Krieg,); auch die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung nimmt der Protagonist reaktionslos zur Kenntnis: ,,Wie 1870!" hörte ich leise sagen und begegnete einem Altherrengesicht, aus dem mich zwei graue A ugen freundlich ansahen. ,,So ging ich damals auch hinaus", sagte er zu mir, und ich war vorüber und sah andre Menschen. Ein Nelkenstrauß flog mir an die Brust. Ich fing ihn grade noch und sah mich um. Am Straßenrand stand eine und lachte mich unter einem tiefsitzenden Hut an.(Krieg, 9) ,,Bleibe treu und halte Dich recht, das ist alles was ich Dir schreiben kann", teilt ihm seine Mutter in ihrem letzten Brief mit(Krieg,). Diese Eingangspassage und weitere Szenen genügen, um die Hauptfigur als introvertierten Menschen zu zeichnen, der den Kriegsdienst innerlich unbeteiligt wie jede andere auferlegte Pflicht erfüllt: Ich nahm den schweren Torniste r auf den Rücken.[...] Einige kamen hereingepoltert. Ich ging noch ei nmal auf den Abort und dann die Treppe hinunter zum Antreten. Ich hatte das Gefühl, daß meine Augen ganz außer mir umhersähen, während ich selbst ganz in mir war. Meine Beine bewegten sich, das Gepäck war schwer, aber das hatte mit mir nichts zu tun.(Krieg, 8) Der Gefreite Renn entspricht ganz jenem ,,Soldaten aus der Masse", den der Autor in den Mittelpunkt seines Werks stellen wollte. Als ,,Durchschnittssoldat" reflektiert er zu Anfang weder sein Schicksal noch macht er sich einen Begriff von den historischen Umständen. Renn wirkt streckenweise wie eine Marionette ohne eigenen Willen, aber auch ohne innerlichen Bezug zu seiner Umwelt oder tiefere Einsicht in die aktuelle Situation. Während des Marschs an die Front kommt es zu einer in dieser Hinsicht vielsagenden Begegnung mit einem Belgier: Rechts stand ein kleines Haus. Ein Mann lehnte an der Tür[...] und stierte uns an. Der Mann haßte uns. Weshalb muß man sich hassen, wenn man gegeneinander Krieg führt?(Krieg, 16) Der Autor hat das Credo, den Krieg authentisch dokumentieren zu wollen. So ist bezeichnenderweise nicht eine Heldentat, die die Hauptfigur auf sich selbst zurückwirft. Im ersten Gefecht ist es vielmehr das Erleben der eigenen Feigheit, die dem Gefreiten Renn eine erste, unsichere Ahnung über die eigene Zwangslage und seine Verantwortung gegenüber den Schicksalsgenossen vermittelt: Als ich dort oben war, war ich noch nicht feige! Vorhin. ­ Feigheit ist es doch nicht. Ach, ist es denn keine Feigheit, wenn man den Kopf verliert vor ein paar Schüssen![...] Jetzt liegt der fremde Leutnant dort 6 vorn tot. Der ist nicht feige gewesen, der ist ehrlich gefallen. Und liegt dort tot! ­ Das war mir plötzlich so schrecklich. Und ich habe meine Leute von dort drüber vorgelockt, und weshalb? Weil ich nicht feige aussehen wollte![...] Also ob ich nicht die Feigheit, die Angst in mir gehabt hätte![...] Und ich war doch ausgerissen; denn wir hatten gelernt, daß man nicht zurückgehen darf[...]. ­ Auf einmal gähnte in mir ein Gedanke: Wären wir vorn geblieben, wären wir jetzt tot, und wofür? Ganz nutzlos. Dann hätte ich[...] die andern geopfert. Ich mußte also schuldig werden, was ich auch tat.(Krieg, 29f.) Die Erfahrung der Panik und des Versagens ist der Auslöser, damit sich der Protagonist ­ zuvor eher teilnahmsloser Betrachter, sozusagen ,,Mitläufer" ­ als Handelnder begreifen lernt, der die Ereignisse beeinflussen kann. Diese Individualisierung vollzieht sich äußerst stockend, ganz auf emotionaler Ebene, bewirkt aber direkt ein sich allmählich stärkendes Gemeinschafts- und Verantwortungsbewußtsein, das die Hauptfigur aktiv ins Geschehen eingreifen läßt. Der Autor bettet das persönliche Erlebnis in konkrete, historische Ereignisse ein: Das erste Hauptkapitel berichtet nur nebenläufig über die Kämpfe zwischen Deutschen und Franzosen an der Maas. In erster Linie ist dokumentiert es Geschehnisse, die als ,,Massaker von Dinant" in die Geschichte eingingen: Am 23. August 1914, während des Durchmarschs durch das neutrale Nachbarland, verübten deutschen Truppen an der Zivilbevölkerung der wallonischen Stadt die erste und schwerste Massenhinrichtung des Krieges ­ angeblich, so wurde kolportiert, weil belgische Freischärler deutsche Soldaten aus dem Hinterhalt angriffen. Mit insgesamt 674 Opfern, darunter viele Frauen, Kinder und Alte, wurde etwa zehn Prozent der Stadtbevölkerung ermordet; ferner zerstörten die Deutschen knapp zwei Drittel der Gebäude der Stadt. Der Autor Renn, der als Zugführer an den Ereignissen teilnahm, widmet dem Massaker später ein Kapitel seiner Memoiren. Darin heißt es unter anderem: Ich[...] sah an einem Mäuerchen[...] einen Menschenhaufen liegen. Soweit ich erkennen konnte, mu ßten es Erschossene sein, Männer, Frauen und Kinder, wirr durcheinander. Mir schien, daß einige nicht tot waren, sondern sich im Leichenhaufen bewegten. Daran vorbei gingen unsere Grenadiere, in der Hand die Deckel ihrer Feldkessel, in die sie von den Köchen einen Schlag Essen bekamen. Da kam[...] der Rittmeister von Rochow und sagte mir fröhlich: ,,Wir haben dort hinten Bier gefunden. Kommen Sie doch auch dorthin! Unsern Sieg feiern!" 22 Renn hält fest, damals halbwegs selbst vom Hinterhalt der Freischärler überzeugt gewesen zu sein. 23 Später sieht er seinen Irrtum ein und erklärt sich bereit, vor Gericht zur Aufklärung des Kriegsverbrechens beizutragen. Auf seine Aussage wird kein Wert gelegt, und das Verfahren im Rahmen der ,,Leipziger Prozesse" in den 1920er Jahren gerät, wie man erwarten kann, zur Farce. Zurück zu Renns Buc h: In ,,Krieg" ist auch der Protagonist überzeugt, er und seine Kamer aden würden von Heckschützen attackiert. Erzähltechnisch ist dies die Voraussetzung, daß die Hauptfigur sozusagen aus der Masse heraustreten und gegenüber einem Vorgesetzten die Initiative ergreifen kann: [Feldwebel] Ernst kam herauf und hielt dem lächelnden Mann ein Pack Patronen hin. Der zuckte die Achseln und sagte etwas. Ernst verhandelte mit den beiden Männern.[...] Meine Angst stieg. ,,Hier gibt's nichts!" sagte Ernst auf einmal deutsch. ,,Sie werden nach Kriegsrecht erschossen!" Davor hatte ich mich gefürchtet, aber jetzt war ich auf einmal ganz kühl. 7 ,,Verzeihen, Herr Feldwebel!" sagte ich und wunderte mich über meine Ruhe. ,,Das ist vielleicht Krieg srecht, aber wäre es nicht besser, ihnen zu sagen: Wenn ihr die Verwundeten dort drüben holt, ist die Sache erledigt[...]." Ernst sah mich überlegend an. ,,Verdient haben sie es ja nicht!"[...] Ernst schickte sie fort und stellte einen an die Tür mit der Weisung, sofort zu schießen, wenn sie einen Fluchtversuch machten.(Krieg, 36) Diese und weitere Szenen machen deutlich, daß sich die Hauptfigur sich in einem Übergangsstadium befindet. Der Schock der Ereignisse löst eine Art innerer Wandlung aus, die zunächst nur gefühlmäßig erfahren wird: Mir war sonderbar zumut. Ich hatte sofort, als ich aufwachte, alles gewußt, was geschehen war, und doch, es war anders. Die Geschehnisse waren weit weggerückt. Ich fühlte mich wunderbar rein und leicht, wie ein Kind.(Krieg, 38) Das Erleben des eigenen Versagens und der grausamen Realität der Schlacht haben einen Entwicklungsprozeß in Gang gesetzt, der unumkehrbar ist: Ich wollte nicht mehr daran denken. Ich wollte das alles vergessen. Aber das kam immer von unten her wieder, und jedesmal dumpfer.(Krieg, 41) Die folgenden Kapitel wechseln wieder den Fokus und schildern den Soldatenalltag, der sich zwischen endlosen Märschen, schlechter Verpflegung, monotonen Nachtwachen und gelegentlichen Gefechten abspielt. Anhand verschiedener Episoden wird einer neuer, wesentlicher Erzähl- und Themenstrang entwickelt: Krieg als ,,Routine". Im Zentrum steht der körpe rliche, geistige und emotionale Verfall der Soldaten zu einer ­ so der Autor später ­ ,,stump fsinnig gehaltenen Masse", 24 deren Gestaltung als wichtiges Element fungiert, um die Wirklichkeit des Kriegs zu dokumentieren. Erschöpft und verroht wird das Töten gleichsam mechanisch verrichtet ­ der Tod von Kameraden und Gegnern wiederum wird gefühllos zur Kenntnis genom men. ,,Wenn man nur etwas Richtiges zu denken hätte"(Krie g, 53), beklagt der Protagonist ­ ein Gespräch, in dem dann jedoch erstmals die Sinnfrage gestellt wird, bricht bezeichnenderweise ergebnislos ab: ,,Und was soll das Militär für einen Sinn haben?" fragte ich ohne eigentliches Interesse. ,,Das kann ich dir auch nicht sagen. Aber wie soll unser Schicksal je ein Umweg sein?" ,,Du glaubst also, daß das Leben ganz genau auf ein Ziel losgeht?" ,,Ja, so ähnlich muß es sein." Nach einer Weile stand er auf und legte sich schlafen. Anfangs war ich angeregt. Dann aber wurde ich sehr müde.(Krieg, 53) Die stets nüchterne, sachliche Sprache wie die sehr kurzen, gegenständlichen, oft ins Leere laufenden Dialoge verweisen auf einen wichtigen, erzählsprachlichen Zusammenhang. Wo der Leser, wie im vorherigen Beispiel, eine tiefschürfende Diskussion erwartet, bricht der Austausch nach wenigen Sätzen ab, da ­ wie Ludwig Renns Memoiren erläutern ­ ,,langatm ige Erörterungen über den Krieg und seinen Sinn" 25 im Schützengraben schlicht nicht stattfanden, demnach ein nicht authentisches Bild vermitteln würden. Umgekehrt lehnt Renn aber auch die naturalistische Wiedergabe ab: ,,Was die Landser wirklich sagten", so die M emoiren, ,,interessierte mich nicht, weil es ihre Bedrücktheit verbarg und banal war". 26 Renns Absicht ist demgegenüber, daß Dialoge, wie es heißt, vorrangig ,,den Charakter einer Figur und ihre Stimmung klarmachen" sollen. 27 Die sprachliche Verschlossenheit der Hauptfigur, 8 die als Leitmotiv den gesamten Text durchzieht, dient somit der Charakterisierung des Wesens und der Antrie be des Protagonisten. Der Autor erläutert, daß die ,,Wortkargheit eines Menschen" einen Charakter bezeichnet, ,,der nicht gern tiefer nachdenkt oder seine Gefühle verbirgt. Das Verbergen der Gefühle wieder zeigt, wie der Held meines Buches[...], der tiefer na chdenkt, intellektuell isoliert ist". 28 Die Vermutung, der Protagonist würde sich nicht ­ wie für einen klassischen Roman üblich ­ ,,entwickeln", trifft nur bedingt zu, sofern ­ so der Autor weiter ­ diese ,,Isoliertheit der Figur" grade ,,ih[r] Streben nach ideologischer Klarheit" als ,,wesentliches Charakterelement" demonstriert. 29 Die Hauptfigur artikuliert diese Orientierungssuche anläßlich eines Feldgottesdiensts, unmittelbar vor der entscheidenden Schlacht an der Marne, die den deutschen Vormarsch stoppen w ird. Der Feldgeistliche evoziert das Bild von den Soldaten als ,,gefangen von Angst und Schrecken und Todesfurcht", die ,,der Herr[...] erlösen wird"(Krieg, 69f.) Die Rede von übe rirdischer Erlösung kann bei dem ganz dem Diesseits verhafteten Protagonisten nicht verfangen ­ er sucht nach weltlichen Antworten: In mir war ein Glanz, daß es ein Reich gäbe, das aus den Träumen meiner Jugend war, nur stärker. Und in dem Reich gab es keine Gefechte und ­ Feldküchen. Es ist ja auch gar nicht der Krieg, was so furchtbar ist, sondern ­ ja, was? Ich ahnte wohl etwas davon, aber in die Nähe der Gedanken kam es nicht.(Krieg, 70) Während des Gemetzels an der Marne, das in allen Einzelheiten dokumentiert wird, wird gezeigt, welcher Ausweg sich dem Protagonisten eröffnen soll. Der zuvor stets distanzierte, wortkarge Renn übernimmt inmitten des allseitigen Chaos ohne viel Aufhebens die Verantwortung für seine in totaler Auflösung befindliche Einheit. Er organisiert die Stellung, versorgt Verwundete und kümmert sich selbstlos um seinen typhuskranken Vorgesetzten. Die Hauptfigur durchstößt die eigene Isolation und wird aktiver Teil dessen, was der Autor später wörtlich als ,,Bindung zwischen den Menschen" nennen und als zentrales Motiv seines Buchs bezeichnen wird. 30 Diese ,,Gefühlsbindung", wie es später auch heißt, erfahren durch das Mitleid für seinen typhuskranken Leutnant, vermittelt ihm schlagartig ein vollkommen diesseitiges Verständnis von der ganzen Unmenschlichkeit des Krieges: So hatte ich mir den Krieg nicht vorgestellt. Da kommen einem die Menschen so schrecklich nah, schrecklich, denn man kann sie doch nicht halten. Sie werden alle wieder fortgerissen.(Krieg, 79) Dieser gedankliche Vorstoß fällt zusammen mit dem Rückzug der Deutschen und dem Beginn des sinnlosen, menschenmordenden Stellungskriegs ­ aber auch mit ersten, grundsätzlichen Zweifeln des Protagonisten am Krieg, den bislang nicht hinterfragt hatte: Warum mußte ich wieder ins Feuer hineinlaufen? Die andern, die gingen mich ja nichts an ­ nein, die Kompanie schon, aber die andern Kompanien nicht. Mögen die doch angreifen, aber wir nicht noch einmal! Ist es nicht einmal genug?(Krieg, 95) Es ist nur folgerichtig und Zeichen des Selbstschutzes, wenn dem Tod angesichts des Massensterbens mit tiefem Fatalismus begegnet wird: ,,Brauchst Du etwas?" ,,Nein", lächelte er. ,,Mir geht's gut." Ich versuchte wiederzulächeln, aber konnte es nicht.[...] In mir krampfte es sich: der stirbt! ­ Aber wenn er sich doch wohl fühlt? Man kann sich doch nicht freuen, wenn einer auch angenehm stirbt. ­ Aber vielleicht ist es wirklich nicht so schlimm?(Krieg, 103) 9 Die Kapitel des zweiten Hauptteils ,,Stellungskrieg" liefern ein authentisches Panorama des zermürbenden Dahinvegetierens im Schützengraben. Bewußt folgen nach dem handlungsund bewegungsreichen ersten Teil ,,Vormarsch" nun entwicklungsarme, zumeist kurze Sz enen, die das Ziel verfolgen, eine umfassende, wirklichkeitsgetreue Dokumentation über den Krieg zu bieten: Dem Belauern des Feindes folgen sinnlose Patrouillengänge, die sich mit permanentem Stellungsbau oder Ungezieferbekämpfung abwechseln. Ersatztruppen werden eingegliedert ­ die ersten Jugendlichen treffen an der Front ein. Im rückwärtigen Bereich kommt es zu Begegnungen zwischen den Besatzern und Einheimischen. Besuche von Stabsoffizieren stellen die Unfähigkeit und Menschenverachtung der Heeresleitung heraus. Mit Ordensverleihungen wird versucht, die Truppe bei der Stange zu halten. Die vermeintliche Ruhe bietet aber auch Gelegenheit, die vergangenen Ereignisse zu reflektieren. Wie Anfang 1916 der Autor ­ dazu später mehr ­ versucht der Protagonist, das Erlebte gedanklich zu durchdringen. Eine Philosophiegeschichte aus der Kompaniebücherei soll Orientierung liefern: Ich ärgerte mich, daß sie uns solche Sachen ins Feld schickten, freute mich aber zugleich, weil ich mir immer so etwas gewünscht hatte.[...] Ich wühlte in mir und mühte mich. Ich ergriff auch einen Sinn an manchen philosophischen Sätzen. Aber es war nicht der richtige, den ich suchte.(Krieg, 130) Trotz der Fortschritte, die sie aus der vormaligen Isolation heraus unternommen hat, befindet sich die Hauptfigur noch in einem Übergangsstadium. Die Philosophie ist ihm einerseits zu wenig konkret. Andererseits vermag er es noch nicht, Antworten in einer bestimmten ,,Weltanschauung" zu suchen: Jeder Philosoph sagt etwas anderes, und darunter die neuesten recht gleichgültige Dinge. Eine Weltanschauung gibt es eben nicht, weil es viele gibt und alle weder falsch noch wahr sind. Ich gab die Hoffnung auf weiterzukommen.(Krieg, 131) Auch der Versuch, Klarheit durch eine Niederschrift des Erlebten zu gewinnen, führt ins Leere. Der Protagonist scheitert, sich schriftlich der Dinge, die ihn bewegen, zu vergewissern: Um mir über das Wichtige klarzuwerden, stellte ich mir stets das ganze Bild mit allen Einzelheiten vor [...]. Dann schrieb ich erst und ließ alles weg, was nicht unbedingt nötig war. Aber dieses Schema nützte für die Darstellung der wichtigsten Dinge gar nichts. Dafür fehlten mir stets die Worte. Ich versuchte ungewöhnliche Worte zu gebrauchen. Es nützte nichts.[...] Was fehlte, war immer im Grunde dasselbe, und doch wußte ich nicht, was es war.(Krieg, 131) Den Tiefpunkt der Krise erreicht die Hauptfigur am Vorabend der Schlacht an der Somme, die zwischen Juli und November 1916 über eine Million Tote fordert und als verlustreichste Schlacht des Kriegs ohne nennenswertes Ergebnis beendet wird. Manifestiert sich darin einerseits kaum vorstellbar das ganze Ausmaß der Sinnlosigkeit des Krieges, scheint sich der Protagonist andererseits widerstandslos mit seinem Schicksal abgefunden zu haben: Fürchte ich mich denn vorm Tode? Nein, nicht so sehr. Oder vor einer Verwundung? Nein, kaum. Oder vorm Gefangenwerden? Ach, ich werde ja nicht gefangen. All das ist es also nicht? Was ist es denn? (Krieg, 135) Ein Alptraum unterstreicht die Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Tod nochmals, betont aber auch die Angst vor den Leiden, völlig sinn- und nutzlos geopfert zu werden: ,,Die 10 Nacht träumte ich, ich sollte gekreuzigt werden. Ich überlegte mir, daß ich dann tot wäre und mich davor fürchten müßte. Aber davor fürchtete ich mich nicht, sondern nur vor den Schmerzen."(Krieg, 141) Das Getötetwerden bzw. das tagtägliche Töten fatalistisch, mechanisch und emotionslos als gegeben hinzunehmen, stellt sicher den Tiefpunkt der ,,Entmenschlichung" dar. Die Hauptf igur akzeptiert dies nur anscheinend; die blanke Angst, die ihn wiederholt übermannt, läßt ihn ahnen, daß dieser Weg letztlich allem Menschlichen zuwider läuft. Nach einer schweren Verwundung erfährt der Protagonist im Fieberwahn ­ wie zuvor in seinem Alptraum ­ einmal mehr das Entsetzen, die Schrecken des Kriegs als das normale, ja schöne Los des Menschen annehmen zu sollen: ,,Nu, wie ist's Ihnen?" ,,Gut, Herr Oberarzt!" ,,Erzählen Sie noch etwas vom Sturm! War das nicht schrecklich?" ,,Nein, es war herrlich, wie die vorstürmten[...]. Einer hat gesagt[...], es wäre ihm gleich, ob er gefangen würde. Und der ist vorgerannt und hingestürzt. Wahrscheinlich ist er t ot." ,,Aber das ist doch nicht herrlich!" ,,Doch, Herr Oberarzt, wie sie auf einmal alle Angst verloren hatten! Daß es sie gepackt hatte und sie a ngeriffen, das war unvergleichlich schön!" Die Angst kam wieder, aber durchleuchtet von dem Gedanken an den herrlichen Angriff. Noch konnte sie nicht Herr werden.[...] Er murmelte etwas, auf das ich in dem grauen Ankriechen nicht hören konnte. Das wuchs und war so entsetzlich[...]. Aber ich wollte es bezwingen, mich fest machen! Noch näher und gräßlicher! Nein! (Krieg, 166f.) Der Bericht überspringt hier ein halbes Jahr und setzt mit der Rückkehr des genesenen, zum Unteroffizier beförderten Protagonisten unmittelbar vor der Aisne-Champagne-Schlacht im Frühjahr 1917 wieder ein. Die Hauptfigur ist einer der wenigen Überlebenden seiner Einheit, gilt als ,,unverwundbar"(Krieg, 197) und erduldet stoisch die Gefechte. Die Schrecken des Kriegs scheinen vollends zur Routine geworden zu sein: Rechts war eine Latrine[...]. Ich ging dahin und setzte mich. Da sah ich rechts ei nen nackten Fuß, der aus einem Schutthaufen ragte. Er sah gelblich aus.(Krieg, 219) Nur wenig später dann: Ich[...] sah am Boden eine Hand liegen. Sie lag schwarz und wie aus Leder ausgestreckt am Boden. Kle ine, tiefschwarze Käfer bewegten sich darauf. Ich beugte mich nieder: vielleicht kannte ich die Hand? Nein, sie war mir fremd.(Krieg, 219) Auch die allgemeine Auflösung ist nicht mehr aufzuhalten: Der Grabenkrieg führt zu keinerlei Ergebnissen, Desertationen nehmen zu, die Kameradschaft bröckelt und es herrscht Feindschaft zwischen der Front und der Heeresführung. Der ,,Pflichtmensch" Renn aber verdrängt das Offenkundige: ,,Ich fürchtete mich, einzuge stehen, daß das Auflösungserscheinungen waren."(Krieg, 231) Nach seiner Beförderung zum Vizefeldwebel ab er folgt der Zusammenbruch, als der Meldegänger von Renn fällt: Funke kaute an einem Zigarrenstummel und klagte um Israel: ,,Das war der beste Mensch, den ich ges ehen habe.[...]" Hartenstein saß vornübergebeugt und zeichnete mit dem Finger auf dem Boden, wo nichts zu zeichnen war. Ich legte mich auf mein Lager und weinte bitterlich.(Krieg, 238) 11 Die wachsende Verantwortung des Vorgesetzten mündet für ihn in einem aufreibenden Dilemma, wenn Befehle zu Lasten der ihm unterstellten Soldaten gehen. Die Hauptfigur hofft, daß ihr die Pflichterfüllung hinreichend Orientierung gibt. Dieser Glaube trügt jedoch, wo angesichts widersinniger Befehle eine klare Entscheidung zugunsten der abkämpften Soldaten gefällt werden muß. ,,Was sollte man nur tun?" fragt sich der Prota gonist, um den Widerspruch dann selbst zu formulieren: ,,Gehorchen muß man, aber doch auch für seine U ntergebenen eintreten."(Krieg, 255) Der Einzelgänger Renn entwickelte sich im ersten Teil von ,,Krieg" zu einem Mitglied der So ldatengemeinschaft, das die Solidarität der Kameraden sucht und pflegt. Der Verantwortungskonflikt, als Vorgesetzter über Leben und Tod entscheiden zu müssen, stellt ihn wiederum außerhalb dieser Gemeinschaft. Dies trägt umso schwerer, insofern der Krieg ab Mitte des Buchs als verabscheuenswertes, entmenschlichendes Faktum wahrgenommen wird. Wieder ist es ein Feldgottesdienst, der Renn gegen den Krieg in Rage bringt. Der ,,ideolog ische Unterbau", könnte man sagen, die dem Protagonisten nur mehr fehlt, um eine klare Position zu beziehen, wird ihm kurze Zeit später geliefert: Am Tage nach dieser Predigt hielt ein Offizier[...] einen Aufklärungsunterricht, weshalb wir Krieg führten und weshalb wir Belgien brauchten. Was? Das verfluchte Belgien wollen wir behalten? Wegen irgendeines äußeren Vorteils wollen wir uns mit diesem Volk belasten? ­ Denken denn unsere Führer, daß sie uns damit den Krieg schmackhafter machen, daß sie uns ihre Sorgen aufladen? Ich verfiel in Grübeln. Was ist denn das Vaterland? Nichts? Eine altgewordene Redensart? Aber es ist doch etwas. Ich liebe es vielleicht auch.(Krieg, 257f.) Es bezeichnet das Dilemma, wenn die Hauptfigur die imperialistischen Absichten der Heeresführung ablehnt, aber den überkommenen ,,Glauben ans Vaterland" fast zwanghaft für sich aufrechterhält. Obwohl allenthalben bereits erste Vorzeichnen der ,,Meuterei" zu sehen sind, hält der Protagonist weiterhin an der Überzeugung fest, der Frieden käme sozusagen über Nacht, ohne politische Umwälzung und ohne sein persönliches Zutun: Die große Frühjahrsoffen sive mußte den Krieg beendigen.[...] Der Krieg konnte doch nicht zu einem Dauerzustand werden. Irgendwann mußten sich doch die Völker wieder vertragen.(Krieg, 267) ,,Die Märzoffensive 1918", die den Zusammenbruch entgegen der naiven Hoffnungen des Protagoni sten besiegeln soll, ist Gegenstand des vorletzten Kapitels von ,,Krieg". Die Sold aten stehen kurz vor der Rebellion, Reden von der ­ wie es genannt wird ­ ,,Bolschewistenr evolution" machen die Runde(Krieg, 269). Die Reaktion der Hauptfigur ist dünn: Es ble ibt vorläufig bei einem ,,[...] auch mir wurde der Krieg immer verdächtiger"(Krieg, 269), aber Dese rtieren kommt beispielsweise nicht in Frage. Der Protagonist ist selbst im ,,Zusammenbruch", so die Überschrift des letzten Kapitels, noch nicht willens, sich bei aller Skepsis und Kritik zur politischen Umwälzung als einziger Alternative zu bekennen. Er wünscht sich nur eines: ,,[...] wenn nur der Krieg zu Ende ginge! Ich ha tte auch noch nie über Politik nachgedacht. Ich hatte einen Ekel davor, wie vor etwas Schmut zigem."(Krieg, 286) Stattdessen befolgt Renn weiterhin unsinnigste Befehle seiner Vorgesetzten ­ bis ihn der Waffenstillstand sozusagen einholt: Freute ich mich? Ich fragte mich selbst danach. Ich fühlte mich befreit von der ständigen Furcht der letzten Jahre. Aber sonst? Ich wußte nicht, was der Waffenstillstand für Folgen haben würde, und war unruhig.(Krieg, 296) 12 Der Rückmarsch der Fronttruppen endet in Aachen, wo die Soldaten auf den Weitertransport warten. ,,Krieg" endet an dieser Stelle und evoziert in den letzten Sätzen bildhaft noch einmal die Schwebe, in der sich die Hauptfigur befindet ­ seine geistig- emotionale ,,Übe rgangsstellung", 31 die der Autor später auch für die eigene Entwicklung beanspruchen wird: Am Tage darauf rückten wir auf den Bahnhof und warteten da bei strömenden Regen auf den Zug. Es war längst Nacht geworden, als er eintraf. Es waren alles Viehwagen mit Schiebetüren. Wohin wir fuhren, wußten wir nicht, nur, daß es noch nicht gleich nach Hause ging.(Krieg, 307) Die Ausführungen zu ,,Krieg" sollten einen Überblick über einige inhaltliche Schwerpunkte, thematische Leitlinien und sprachliche Gestaltungsmerkmale des Buchs liefern. Weitere Hinweise zu dieser ,,Phänomenologie der Fronthölle", 32 als die das Werk später auch bezeichnet wurden, liefern die Entstehungsgeschichte des Buchs und seine literarhistorische Einordnung, der ich mich jetzt zuwenden möchte. Entstehung und Wirkung von ,,Krieg" Ludwig Renn hatte bereits in den ersten Kriegstagen an der Westfront, mit tagebuchartigen Notizen begonnen. 33 Im Rückblick benennt Renn eine Kette von Gründen und Begebenheiten, die er als Auslöser ansieht. Die naive Vorstellung, das individuelle Kriegserlebnis idealistisch überhöhen zu wollen, wird angesichts der Realität rasch zunichte gemacht: Ursp rünglich habe ich[...] Tagebuch über meine Erlebnisse im Krieg geführt, weil ich noch glaubte, da würde ich von erhebenden Erlebnissen einer großen Zeit berichten können. Tatsächlich aber wurden alle Erlebnisse zu Zerstörungen meines Weltbildes und seiner Ideale. 34 Die tagtägliche Erfahrung, daß sich das Massensterben der erbaulich-philosophierenden Deutung entzieht, verzahnt sich für Renn eng mit dem Ekel vor der offiziell-heroisierenden Berichterstattung in der Öffentlichkeit: Schon 1914 erhielten wir mit einer gewissen Regelmäßigkeit Zeitungen und andre Berichte über unsern Krieg. Da lasen wir die von Phrasenhaftigkeit strotzenden Kriegsberichte und dazu das, was Kriegsberichterstatter über uns Helden der Front schrieben.[...] Was sie aber da rosenrot und be geistert von uns feldgrauen Helden schrieben, war für uns Geschwätz, stinkfalsch und widerwärtig. 35 Für Renn wird früh deutlich, daß ein Kriegstagebuch im traditionellen ,,Offiziersstil" nicht in Frage kommt. Entsprechend wird er später die zahlreichen ,,Offiziersmemoiren", die nach Kriegsende erscheinen, rigoros als verbrämende Heldendichtung ablehnen. Wichtig ist es, daß Renn auch die Ausdrucksformen der literarischen Moderne, insbesondere des Expressionismus, fremd bleiben. Der Offizierskamerad Hildebrand Gurlitt, der als Kunsthändler der Nationalsozialisten später eine wenig ruhmreiche Rolle spielen wird, macht Renn mit den Expressionisten bekannt. ,,Das war eindeutige Kriegsfeindschaft", 36 hält Renn später fest, aber: ,,Die expressionistischen Gedichte, die d ort abgedruckt waren, blieben mir wenig deutlich." 37 Renn sympathisiert zwar mit dem offenen Antimilitarismus der Expressionisten ­ die ,,Gefühlsausergüss[e] expressionistischer und wohl recht weltfremder Lyriker" 38 verharren für den militärisch geschulten Offizier aber im allzu Allgemeinen: 13 Da war manches, was mich stark bewegte.[...] In der Zeitschrift ,,Aktion" sprachen militärische Laien vom Krieg als solchem. Das geschah in mir neuer Ausdrucksweise, an die ich mich erst gewöhnen mußte und es vielfach nicht konnte. Es war auch da zuviel Gefühlswallung und eine Denkweise im Hintergrund, die meiner konkreten Denkart unverständlich blieb. 39 Ludwig Renn geht es darum, das Erlebte in Ursache, Wirkung und Ausdruck authentisch darzustellen. Seinen Fokus bildet aber nicht die naturalistische Wiedergabe der Schrecken oder deren individualistische Aufarbeitung, etwa in Form einer politischen Anklage des Kriegs ­ im Gegenteil: Der Krieg ist für den pflichttreuen Frontoffizier Renn tagtägliche Wirklichkeit, der nicht entkommen und die, einmal entfesselt und gewollt, nicht annulliert werden kann. Das Erlebte und zu Dokumentierende ist für Renn vorrangig nicht der Krieg als solcher, sondern das konkret Menschliche in Reaktion auf das gegenseitige Massenmorden. Diese Überzeugung resultiert aus einem persönlichen Erlebnis, das als eigentliches Initial der Aufzeichnungen und des Buchs ,,Krieg" betrachtet werden kann. Renn tituliert es später als das ,,Sonderbare": Aber was war denn so Sonderbares geschehen? An einem Nachmittag bei glühender Hitze führte ich meinen übermüdeten Zug zum Sturm.[...] Meine Leute konnten nicht mehr rennen, sie waren zu e rschöpft und schlichen nur vorwärts. Was sollte ich tun? Entsetzlich erschien es mir, wenn sie so hingemäht würden, weil sie nicht mehr konnten! Da geschah das Sonderbare: ich war plötzlich ganz ruhig und hatte ein Gefühl, daß sie alle in meiner Hand sind. Sie gehen hinter mir her ­ ich sehe sie gar nicht, aber sie müssen mir folgen, weil ­ ja, warum, wußte ich nicht. Aber ich fühlte mich wunderbar mit ihnen verbunden. Die Verluste waren dann furchtbar, aber das merkwürdige Verbundenheitsgefühl blieb. 40 Renns Bemühen kreist um die angemessene, literarische Darstellung dieses Erlebnisses. Die ,,Phrasenhaftigkeit" der Kriegsberichterstatter gilt es für ihn ebenso zu vermeiden wie die Ausdrucksweise der Expressionisten oder die ,,sehr dünne[n] Gefühlchen" der zeitgenöss ischen Symbolisten. 41 ,,Ich versuchte das auch", resümiert Renn, ,,fand aber, daß dabei nur weichliches und unklares Gerede entstand an Stelle dessen, was ich darstellen wollte, der herben Wirklichkeit." 42 Renn ist umgekehrt zu sehr Kind des 19. Jahrhunderts ­ er verehrt Goethe, Hölderlin und Mörike sowie Puschkin, Gogol, Turgenjew und Tolstoi 43 ­, als daß er sich auf der Suche nach dem richtigen Duktus von diesen Einflüssen frei machen könnte: Um dieses gewaltige Liebesgefühl darzustellen, schrieb ich das Erlebnis hin und fand, da war mir was wirklich gelungen. Am nächsten Morgen las ich es durch. Da war es nichts als herkömmliches Geschwät z.[...] Diese Methode der ,,schönen" Darstellung war augenscheinlich unbrauchbar.[...] Nach mehreren Versuchen gab ich es auf, meine Erlebnisse in ihrer Gefühlgewalt darzustellen, ja überhaupt über das Unsagbare zu schreiben. 44 Die literarischen Anstrengungen dieser frühen Entstehungsphase scheitern: Der Erfolg meiner Bemühungen war nur, daß dabei im Laufe der Zeit eine Schilderung des Krieges von etwa dreitausend Schreibmaschinenseiten entstand und daß ich mich mit den verschiedenen Wissenschaften befaßte, um mein Rätsel zu lösen. 45 Erst Mitte 1916 verfestigt sich bei ihm die Einsicht, welcher inhaltlichen und sprachlichen Ausrichtung er folgen muß. Angesichts der ,,Mängel meiner poetisierenden Schreiberei", 46 die er nun allenthalben feststellt, ist der Bruch radikal: Ich wollte den wahren Helden zeigen, den verdreckten Landser, der trotz seiner schweren Enttäuschungen ohne Getue das Unscheinbare, aber Wichtige tat. Kam es da überhaupt auf mich an? 14 Eines Morgens entschloß ich mich, die psychologisierende Selbstbespiegelung aufzugeben und nüchtern die Tatsachen niederzuschreiben, in deren Rahmen das entstanden war, was man Erlebnisse nennt. 47 Dieser Entdeckung der ,,Sachlichkeit", 48 wie er es später bezeichnet, folgen in den kommenden Jahren etliche Überarbeitungsphasen, in denen das Ausgangsmaterial immer stärker verdichtet werden wird. Dabei geht es Renn stilbildend nicht um ,,nachprüfbare Genaui gkeit", sondern um das Gestalten des ,,Charakteristische[]", d. h. die ,,Herausarb eitung des Wesentlichen", 49 wie er später mit Bezug zum Verfremdungseffekt des Epischen Theaters von Bertolt Brecht festhalten wird. Nach Abschluß der ersten Fassung 1924 vergehen nochmals vier Jahre, bis ,,Krieg" schließ lich 1928 erscheint. Obwohl sich das Werk dem Muster eines ,,klassischen" Romans entzieht, ist der Erfolg beachtlich: In zwei Jahren werden allein in Deutschland 160.000 Exemplare von ,,Krieg" verkauft, 50 gefolgt von Übersetzungen in 15 Sprachen. Renn erreicht damit natürlich nicht die Zahlen d es Bestsellers von Erich Maria Remarque, dessen ,,Im Westen nichts Ne ues" 1929 erscheint und es bis 1933 auf eine Auflage von dreieinhalb Millionen bringen wird. Der Newcomer Renn findet jedoch im deutschen Sprachraum mehr Aufnahme als zum Beispiel ,,Der Streit um den Sergeanten Grischa", den der etablierte Arnold Zweig schon 1927 veröffentlicht hatte. Das etwa zeitgleiche Erscheinen dieser drei Werke liefert das Stichwort zu einem Phänomen, das kurz betrachtet werden soll: die starke Häufung und breite Rezeption von Kriegs- beziehungsweise Antikriegsliteratur gegen Ende der Weimarer Republik. Gelten heute vor allem Remarques, Zweigs und Renns Texte als literarische Hauptwerke über den Ersten Weltkrieg können für die zweite Hälfte der 1920er Jahre etliche Autoren ergänzt werden. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang Theodor Plievier, Edlef Köppen, Ernst Glaeser, Georg von der Vring, Siegfried Kracauer, Hans Herbert Grimm, Alexander Moritz Frey, Heinrich Wandt, Karl Bröger oder Joachim Ringelnatz, um nur einige antimilitaristisch gesinnte Autoren aufzuführen. 51 Diese Auswahl betrifft im übrigen nur Zeugnisse in Prosa ­ für Lyrik und Drama können zahlreiche weitere Belege gefunden werden, ebenso für die rein dokumentarische Literatur. ­ Dabei handelte es sich nicht um ein rein deutsches Phänomen ­ das Thema ,,Er ster Weltkrieg" hatte auch international Konjunktur: Einschlägige Werke von ehemaligen Kriegsteilnehmern stammten zum Beispiel von Richard Aldington, Gabriel Chevallier, E. E. Cummings, John Dos Passos, Ford Madox Ford, Ernest Hemingway oder Henry de Montherlant und vielen anderen. Und in der Endphase der Weimarer Republik meldeten sich natürlich auch politisch rechte, nationalistische Schriftsteller zu Wort, darunter etwa Werner Beumelburg, Franz Schauwecker, Edwin Erich Dwinger, Otto Riebicke, Georg Grabenhorst oder Arnolt Bronnen. 52 Natürlich ist Ernst Jünger nicht zu vergessen, dessen ,,In Stahl gewittern" von 1920 noch ein Jahrzehnt später stark rezipiert wurde, aber ­ dies ist interessant ­ bis Anfang der 1930er Jahre nur ca. ein Drittel der Gesamtauflage von Renns ,,Krieg" erreichen konnte. Dieser Zuwachs an oftmals der Neuen Sachlichkeit verpflichteten Veröffentlichungen von ehemaligen Weltkriegsteilnehmern wurde im zeitgenössischen Feuilleton wiederholt diskutiert. Insbesondere die Ursachen dieses Booms standen zehn Jahre nach Kriegsende im Mittelpunkt der Auseinandersetzung, die über die politischen Lager hinweg vehement ausgetragen wurde. Wie breit die Meinungen auseinandergingen, verdeutlichen zwei Zitate aus zeit15 genössischen Rezensionen zu Renns ,,Krieg": Der niederländische Schriftsteller Hendrik Marsman zum Beispiel spricht Renns Buch die ,,Kraft der Erschütterung und der Reinigung" rundweg ab; das Werk sei nur ein weiteres Zeugnis der ,, Heuschreckenplage der Kriegsliteratur", die ,,eine der abscheulichsten Moden der Gegenwart" darstelle. 53 Eine euphorische Kritik formuliert das exakte Gegenteil: Grade der ,Erschütterungsfaktor` und der ,,sittlich[e] Gehalt" 54 zeichneten ,,Krieg" aus und verpflichteten zu dessen Lektüre. Freilich hat der R ezensent des Publikationsorgans der Reichwehr-Fachschule eine gänzliche andere Klientel als Renn im Sinn, nämlich ,,[]nser nachwachsendes Soldatengeschlecht", 55 dem das Werk sozusagen als Gebrauchsanleitung für künftige Kriege dienen sollte. Die beiden Rezensionen, die kaum gegensätzlicher sein könnten, verweisen zurück auf die Frage, wo der Auslöser für die steigende Konjunktur von Kriegsliteratur am Ende der Weimarer Republik zu suchen ist. Als einer der ersten bringt diesen Punkt der deutsch-tschechische Schriftsteller Franz Carl Weiskopf in einer Sammelbesprechung zu Renn, Remarque und anderen zur Sprache. Weiskopf hält fest: Ein Jahrzehnt lang war der Krieg als literarisches Thema bei der ,,großen Literatur" und der ,,großen Presse"[...] verpönt. Man wollte vom Krieg nichts wissen, nichts hören... Und dann: Krieg, das war eine [...] für lange, lange Zeit hinaus erledigte Angelegenheit. Und jetz t[...] schießen auf einmal die deutschen Kriegsbücher wie Pilze in die Höhe; jetzt wird der Krieg plötzlich literaturfähig! Wie kommt das? Die Antwort ist einfach: Trotz aller Antikriegspakte und Abrüstungsversprechungen dämmert immer weiteren Schichten des künftigen Kanonenfutters die Erkenntnis auf, daß sich ein neuer Weltkrieg unaufhaltsam nähert. 56 Für die Autoren des demokratischen Spektrums wird eine gemeinsame Wurzel konstatiert: Die deutschen Kriegsbücher der letzten Zeit sind der literarische Protest jener Generation, die in der Blüte ihrer Jugend vom Krieg erfaßt und aufs grausamste dezimiert wurde; ein Protest, der noch unklar und verschwommen in seinen Zielen und Absichten ist, der aber offensichtlich einem großen gemeinsamen Impuls entspringt: der Angst vor einer Wiederholung der stählernen Badekur. 57 Erkennt Weiskopf also eine politische Stoßrichtung, ergänzt die Pädagogin, Politikerin und Autorin Anna Siemsen die sozial-psychologische Dimension. Sie hält fest, daß [...] nach dem Kriege sehr bald ein e Zeit[kam], in der die, die man so Publikum nennt, nichts vom Kriege hören wollten. Es war bestimmt nicht nur das drängende Geschehen, die drückende Not dieser Nachkriegsjahre, die keine Zeit für Erinnern und Besinnung ließen, es war vielmehr wohl dies die Ursache, daß man sich der beklemmenden, grauenvollen Erinnerungen überhaupt entledigen wollte. Man drängte sie ins Unbewußte. Man wollte, daß der Krieg erledigt sei. 58 Wenn nun ,,eine ausgesprochene Konjunktur für Kriegserinnerungen", ja ,,Weltkonjunktur" zu beobachten sei, 59 kann dies für Siemsen nur eine Ursache haben: Der als Vergeßlichkeit so mächtig arbeitende Erhaltungstrieb bedarf einer bestimmten Zeit, um Eindrücke des Grauens so zu verdrängen, daß sie ihre Wirkung verlieren. Die dafür notwendige Zeit scheint jetzt abgelaufen. 60 Der Schriftsteller und Revolutionär Ernst Toller, selbst Kriegsveteran, verdichtet diese Hoffnung in einer Besprechung von Remarques ,,In Westen nichts Neues": Sollte endlich die Mauer des Vergessens, gefügt aus Trägheit des Herzens und Gier nach neuen Sensationen durchbrochen sein, sollte endlich die Generation derer, die den Krieg erlebt haben, ihres Schick16 sals, ihrer Berufung sich bewußt werden, sollte endlich die Ahnung dämmern, daß vergessen schuldig werden heißt, schuldig an den Künftigen, die blind, wie wir es waren, dem neuen Krieg entgegenwachsen? 61 Ernst Tollers Hoffnung wurde zunichte gemacht. Die materiellen, politischen und geistigen Vorbereitungen für den nächsten Weltkrieg liefen bereits auf Hochtouren. Einen Eindruck vermittelt der zeitgenössische Verriss des unsäglichen Erich Limpach, der selbst 1924 mit ,, Krieg! Tagebuchblätter eines Kriegsfreiwilligen" vorgelegt hatte. Im ,,Völkischen Beobac hter" ruft Limpach zum Boykott von Remarque, Renn, Glaeser und von der Vring auf: Augen auf, deutsche Frontsoldaten und Nationalisten, man sucht an euer Heiligstes zu tasten. Gebt den Feinden unseres Volkes, den Verächtern alles Heldischen die rechte Antwort: Kauft Kriegsbücher deutscher Nationalisten! Denn euer Vater war der Krieg. Die Augen von Millionen toter Brüder sind auf euch gerichtet. In euren Händen liegt die Zukunft unseres Volkes. Kampf ist eure Sendung ­ euer Schicksal. 62 Ludwig Renn sieht die Chancen, die Weiskopf, Siemsen, Toller und viele andere erkennen, deutlich nüchterner. Rückblickend zweifelt er, ob das zeitgenössische Interesse an der Antikriegsliteratur doch nicht nur eine Episode darstellte: Ich sah in meiner Umgebung, wie trotz der Niederlage von 1918 ein sehr schädlicher, übersteigerter Nationalismus weiterbestand und man die Wahrheit über den Krieg nicht hören wollte. Ich versuchte, in Gesprächen den Menschen klarzumachen, wie der Krieg in Wirklichkeit aussah. Damit erreichte ich aber nichts, auch nicht bei Personen, die weit davon entfernt waren, zur herrschenden Klasse zu gehören, und sich für revolutionär hielten. 63 Und deutlich erteilt er der Vorstellung eine Absage, die neue Antikriegsliteratur könne dem Niedergang etwas entgegensetzen. Dazu sei, konstatiert Renn, die Wahrnehmung zu oberflächlich, vor allem aber der richtige Zeitpunkt Ende der 1920er bereits verstrichen: Als ich schon jede Hoffnung aufgegeben hatte[...], wurde das Buch plötzlich angenommen, gedruckt und binnen weniger Wochen ein Welterfolg. Was war der Grund dazu? Der Kapitalismus hatte sich in Deutschland wieder gefestigt und ein Krieg stand nicht unmittelbar bevor. Da konnte sich die herrschende Klasse ein bißchen Wahrheit über die vergangene Periode leisten. Ich sage ,,ein bißchen Wah rheit", denn bei meinem nächsten Buch[...] war es schon zu viel Wahrheit, und kein bürgerlicher Verlag wollte es nehmen.[...] Nun ging es dem Faschismus entgegen. 64 Das weitere Schicksal von Renns ,,Krieg" soll abschließend nicht unerwähnt bleiben: Obwohl die Nationalsozialisten Renn in der Nacht des Reichstagsbrands direkt verhaften und zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilen, wird sein Buch nicht verboten oder Opfer der Bücherverbrennung. Diese seltsame Reaktion der Machthaber sieht der Autor selbst bereits einige Jahre zuvor in der Gestaltung seiner Hauptfigur begründet: Mein Held gehorcht, weil er nicht weiß, um welches Zieles willen er nicht gehorchen sollte. Sie brauchen solche Ludwig Renns, die blind gehorchen und die kein Ziel mehr haben, weil man ihnen alles zerstört hat. Sie brauchen sie für ihre Reichswehr und für ihre Bürgerkriegsorganisationen. 65 Notizen zum weiteren Lebensweg Ludwig Renns weiterer Lebensweg, den ich abschließend noch kurz skizzieren möchte, ist eng verknüpft mit dem Kampf gegen den Nationalsozialismus und Faschismus in Deutschland und Europa. 17 Der Verhaftung durch die Nazis ging bis 1933 eine Phase voraus, während der sich Renn publizistisch und als Vortragender intensiv für die kommunistische Sache einsetzt. Nach einer Studienreise in die Sowjetunion im Jahr 1929 folgt 1930 unter dem Titel ,,Nachkrieg" die Fortsetzung seines Erstlings, in der der fiktive Ludwig Renn durch die Novemberrevolution begleitet wird. Nach der Haft, während der er wiederholt zum Übertritt zum Nationalsozialismus aufgefordert wurde, flieht Renn in die Schweiz und geht von dort nach Spanien, wo er als Stabschef der 11. Internationalen Brigaden an führender Stelle am Krieg gegen die Francisten teilnimmt und eine Offiziersschule leitet. Nach der Niederlage der Republikaner und der Flucht nach Frankreich kann er dort 1939 aus einem Konzentrationslager befreit werden und 1940 weiter nach Mexiko gelangen. In Mexiko wirkt Renn als Universitätsprofessor für europäische Sprachen und Geschichte und amtiert dort während der Kriegsjahre als Präsident der antifaschistischen Bewegung Freies Deutschland. Renn kehrt 1947 nach Deutschland zurück, wo er in den Folgejahren verschiedene Professuren an Hochschulen und kulturwissenschaftlichen Einrichtungen innehat und Mitglied des 1. Volksrates der SBZ wird. Seit 1952 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste ­ und ab 1969 deren Ehrenpräsident ­ wird Renn 1955, dann nochmals 1961 mit dem Nationalpreis für Kunst und Literatur ausgezeichnet. Ab den 1950er Jahre ist Renn bis ins hohe Alter wieder intensiv schriftstellerisch tätig: Erwähnenswert sind neben mehreren Jugendbüchern, Romanen und militärhistorischen Abhandlungen, etwa über den Spanischen Bürgerkrieg(,,Der Spanische Krieg", 1955), vor allem seine Erinnerungen, die in dieser Phase veröffentlicht werden: ,,Meine Kindheit und Jugend" (1957), ,,Zu Fuß zum Orient"(1966), ,,Ausweg"(1967) sowie ,,Anstöße in meinem Leben" (postum 1980). Ludwig Renn starb am 21. Juli 1979. Die Grabstätte von ihm und seine beiden Lebensgefährten befindet sich auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde. 18 Anmerkungen 1 Ludwig Renn über ,,Krieg". Aus einem Tagebuch von 1928. In: Ludwig Renn: Krieg. Mit einer Dokumentation. Hg. von Klaus Hammer. 1. Aufl., Berlin: Aufbau-Verlag, 1989, S. 311 ­ 315, hier S. 314f. 2 Ludwig Renn: Anstöße in meinem Leben. 1. Aufl., Berlin/ Weimar: Aufbau-Verlag, 1980, S. 7. 3 Ebd., S. 19. 4 Ebd., S. 18. 5 Vgl. ebd., S. 31. 6 Ebd., S. 42. 7 Ludw ig Renn: Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"[zuerst 1929]. In: Ludwig Renn. Zum 70. Geburtstag. Berlin: Aufbau-Verlag, 1959, S. 103 ­ 120, hier S. 104. 8 Ebd., S. 105. 9 Ebd. 10 Ebd. 11 Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 45f. 12 Ebd., S. 46. 13 Ebd., S. 51. 14 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 106. 15 Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 50. 16 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 108. 17 Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 208. 18 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 112f. 19 Ebd., S. 119. 20 Ludwig Renn: Nachwort 1948. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 343 ­ 345, hier S. 343. 21 Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 70f. 22 Ebd., S. 90. 23 Vgl. ebd., S. 92. 24 Ebd., S. 94. 25 Ebd., S. 270. 26 Ebd., S. 271. 27 Ebd., S. 271. 28 Ebd., S. 272. 29 Ebd., S. 272. 30 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 120. 31 Ebd. 32 Ludwig Martienssen. Interview mit Ludwig Renn[zuerst 1969]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 348 ­ 351, hier S. 349. 33 Vgl. Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 239. 34 Ebd., S. 71. 35 Ebd., S. 141. 36 Ebd., S. 308. 37 Ebd. 38 Ebd. 39 Ebd., S. 308f. 40 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 109f. 41 Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 240. 42 Ludwig Renn: Das Schreiben ist schwer[zuerst 1955]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 345 ­ 348, hier S. 346. 43 Vgl. Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 239. 44 Vgl. ebd., S. 240f. 45 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 109f. 46 Vgl. Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 260. 47 Vgl. ebd. 48 Vgl. Martienssen, Interview mit Ludwig Renn(wie Anm. xxx), S. 349. 49 Vgl. Renn, Anstöße in meinem Leben(wie Anm. xxx), S. 289. 50 Vgl. Klaus Hammer: Nachwort. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 529 ­ 539, hier S. 529. 19 51 Vgl. z. B. Theodor Plievier(,,Des Kaisers Kuli", 1929), Edlef Köppen(,,Heeresbericht", 1930), Ernst Glaeser (,,Jahrgang 1902", 1928), Georg von der Vring(,,Soldat Suhren", 1927), Siegfried Kracauer(,,Ginster", 1928), Hans Herbert Grimm(,,Schlump", 1928), Alexander Moritz Frey( ,, Die Pflasterkästen", 1929), Heinrich Wandt(,, Etappe Gent", 1921/1928), Karl Bröger(,,Bunker 17", 1929) oder Joachim Ringelnatz(,,Als Mariner im Krieg", 1928). 52 Vgl. z. B. Werner Beumelburg(,,Sperrfeuer um Deutschland", 1929), Franz Schauwecker(,, Aufbruch der Nation", 1929), Edwin Erich Dwinger(,,Armee hinter Stacheldraht", 1929), Otto Riebicke(,, Ringen an der Somme und im Herzen", 1917/1928), Georg Grabenhorst(,,Fahnenjunker Volkenborn", 1929) oder Arnolt Bronnen( ,,.S.", 1929). 53 [endrik] Marsman: Ludwig Renn: ,,Krieg"[zuerst 1929]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 500 ­ 502, hier S. 500. 54 W. Fl.: ,,Krieg" von Ludwig Renn[zuerst 1929]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 398­ 399, hier S. 399. 55 Ebd. 56 Franz Carl Weiskopf: Bücher vom Krieg[zuerst 1929]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 453 ­ 455, hier S. 453. 57 Ebd., S. 453f. 58 Anna Siemsen: Kriegsbücher[zuerst 1929]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 479 ­ 481, hier S. 479f. 59 Ebd., S. 480. 60 Ebd. 61 Ernst Toller: Über ,,Im Westen nichts Neues"[zuerst 1929]. In: ders., Gesammelte Werke. Band 1: Kritische Schriften, Reden und Reportagen. Hg. von John M. Spalek und Wolfgang Frühwald. München: Carl Hanser, 1978, S. 119 ­ 120, hier S. 119. 62 Erich Limpach: Neudeutsche Kriegsliteratur[zuerst 1929]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 409 ­ 411, hier S. 411. 63 Ludwig Renn: Das Schreiben ist schwer[zuerst 1955]. In: Renn, Krieg(wie Anm. xxx), S. 345 ­ 348, hier S. 345. 64 Ebd. 65 Renn, Über die Voraussetzungen zu meinem Buch ,,Krieg"(wie Anm. xxx), S. 120. 20