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en Russie " - teuer trotz niedrigster Löhne.
Sonderbare Bilder - dem Abendländer unglaublich - steigen inmeiner Erinnerung auf: riesenhafte Schlafsäle, in denen hunderte er=müdeter gestalten wahllos niedersinken, in denen die Schafpelze unddiä Pritschen - von Betten ist keine Rede - niemals kalt werden, dain Schichten gearbeitet\/wird; Massenabfütterung aus riesigen Kesseln,wobei der Älteste des Arteis die Genossen nur zu oft betrügt; Schlaf=säle mit Dutzenden von Ehebetten besetzt; Fehlen xsBx der Kinder, d&ebald nach der Geburt in die ländliche Heimat abgeschoben werden; rie=sige Arbeiterkasernen mit endlosen Zimmerfluchten , wo in jeder dervier Ecken jedes Zimmers eine Familie haust, Massenaborte, besetztvon Dutzenden schwatBenderVLIännlein und Weiblein, zwischen denen sichKinder herumtummeln, und von denen keiner das "Klubzimmer"vor einerhalben Stunde fröhlicher Sitzung verläast.
Die welthistorische Mission der russischen Revolution liegtnicht in der Minderheitsdiktatur, auch nicht in dem kommunistischen Experiment-„Stürme in der Wolkenregion"- sondern in der Umpflügungdes psychologischen Erdreichs. Das ist das SEhäEXkE bedeutsamste und,wie immer die Politik läuft, bleibendste Ergebnis der Sowjetperiode:das russische VoRk hat, soviel man beurteilen kann, mit der traditio=nellen Geistigkeit gebrochen, welche das vorrevolutionäre Russland zurückhielt. Dieses Russland bejaht die Haschine unter Verkürzung derArbeitszeit und Verbesserung der Lebenshaltung der Arbeiterschaft alsprivilegierter"Kulturschicht" - Kulturschicht wenigstens im Verglei&hmit der eigenen Vergangenheit und der ländlichen Umgebung. Sogar diedie Wohnungsverhältnisse, wie sie etwa von Feiler geschildert wurden,bedeuten einen Fortschritt: mehrere Arbeiterfamilien bewohnen einZimmer, aber scheiden sich durch den berühmten Kreidestrich. DieserFortschritt liegt in der Richtung auf die westeuropäische Kleinfamilie