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5 (1897) Politische Schriften von 1879 bis 1892
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lichkeiten, welche im Verein mit dem rücksichtslosen, von Mitgliedern und Zuhörern verübten Lärm das Hören bei­nah unmöglich macht. Man behält zwar nicht den Hut auf deni Kopf wie im englischen Haus der Gemeinen, aber dafür ist das Rauchen gestattet. Unter solchen Verhältnissen ist es schon schwer, Aufmerksamkeit zu erobern. Dazu kommt nun der noch bedeutsamere innere Umstand, daß überhaupt der Schwerpunkt der Entscheidungen noch viel weniger als in anderen Parlamenten in den öffentlichen Sitzungen zu suchen ist. Im Schoße der geheim beratenden Ausschüsse wird beinahe alles abgemacht, und die Verhandlungen im Plenum schrumpfen lediglich zu Abschlußformalitäten zu­sammen. Damit hängt weiter zusammen, daß die rednerische Ausschmückung, die auch anderwärts, wenigstens in den nicht romanischen Parlamenten, im Rückgang ist, sehr wenig Ermutigung findet. Die Redner lesen meistens ab und häusig machen sie sogar Gebrauch von der Erlaubnis, einen Teil oder das Ganze ihres Vortrags kurzer Hand für den Bericht in Druck zu geben, ohne die Versammlung damit aufzuhalten. Auch gehört es gar nicht zu den Selten­heiten, daß unter dem Schutz der allgemeinen Unaufmerk­samkeit Beschlüsse gefaßt werden, welche sozusagen inkognito Gesetze werden; und beispielsweise auf dem Gebiete, das uns hier beschäftigt, konnte es geschehen, daß nach Jahren behauptet wurde, die Akte von 1873, welche die Gold­währung einführte, sei ganz unbemerkt durch das Haus ge­schlüpft.

Wie gesagt, eine ganz andere war die Physiognomie des Kapitols zu Washington an jenem vorletzten Dienstag des letzten Monats März.*) Das Merkwürdigste aber war

*) Sonderbarerweise nimmt der Monat März, schon durch seine Jdcn berühmt, eine fatalistische Stelle im Kalender des Jahrhunderts ein: Na­poleons Rückkehr von Elba , die Revolutionen des Jahres 1848 in Wien