daß diese Laster ganz unfehlbar Laster, und jene Tugenden sehr zwei-felhafte Tugenden sind. — Wie spät habe ich das erkennen lernen!Daß ich es nicht eher erkannt, lag an dir nicht, göttlicher SokrateS!Mit welcher liebenden Hartnäckigkeit verfolgtest du meine Jugend, ummich zur Kenntniß meiner selbst, meiner eignen Unwürdigkcit zu brin-gen, um den Stolz in mir zu unterdrücken. :c.
In der Ebene von Pcrscpolis (ElymaiS) an dem Flusse Ararcs.
Zweyter Auftritt.
Alcibiades. Susamithres. Timandra.Timandra spottet über ihre socratischc Liebe, und spottet den jun-ge» Perser weg.
Dritter Auftritt.
Alcibiades. Timandra-Sie beklagt sich nunmehr ernstlicher, daß er sie nicht mehr liebe.Alcibiades versetzt, daß Timandra ihn nie geliebt habe, daß keinFrauenzimmer einer wahren Liebe fähig sey. Er sey zu wohl nber--zcugt, daß Timandra nichts, als eine eitle Nachahmerin der Aspasia seyn wolle.
Untcrdcß wird dem Alcibiades durch einen Hcmcrodrom die An-kunft des Königes gemeldet. Weil Alcibiades den Artarerrcs nichtsucht, so muß Arlarcrres den Alcibiades suchen.
Tim. Wo sind sie hin, die glücklichen Zeiten, da, statt altvätri-scher Sinnbilder, ein kleiner Liebesgott, den Blitz in der Rechten, vondeinem goldncn Schilde schreckte?- Da der lange Purpur nachläßighinter dir her floß. ?lut. p. 4lZt). Da dich die Aristophons in demSchoße der zärtlichen Ncmea mahlten :c. p. 404, und der dren-gcnde Pöbel das Gemählde voll Wohlgefallens angaftc.
Alcl'b- Ist cS dir noch nicht genug, daß ich vierzig Jahr derWollust und dem Ehrgeitze, der ganzen schrecklichen Schaar der Laster,gcfrohnt habe? Die Thorheit hat den besten und größten Theil mei-nes Lebens, hindre mich nicht, den kurzen kalten Rest der Weisheitzu weihen. Hier in dieser Einsamkeit, hier in dieser ruhigen Einödewill ich, als ich selbst, und mir selbst leben. Habe ich mich sonst leichtin alle Gestalten umgeschaffen, war es mir sonst einerley, ob ich denarbeitsamen, strengen und mäßigen Spartaner, oder den wollüstigen,
Lesiings Werke II Zl)