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pfindung nicht etwas Reales bedeuten können; die That-sache, dafs ein und derselbe Gegenstand den verschiedenenSinnen verschieden erscheint, mufs notwendig zu der Uber-zeugung führen, dafs die verschiedenen Qualitäten der Dingeals solche nicht in ihnen selbst, sondern im wahrnehmendenSubjekte begründet sind. J ) Die sinnliche Wahrnehmung wirdvon Demokrit als dunkle Erkenntnis dem wahren, durch dasDenken gewonnenen Wissen gegenüber gestellt. Inbezugauf die Thatsache der gegebenen Vielheit und Einheit, desWechsels und des Beharrens, glauben, schon vor Demokrit ,Heraklit und die Eleaten dieselbe zu einem Teile auf sub-jektiven Schein zurückführen zu müssen. Während Heraklit seine Aufmerksamkeit ganz besonders dem Wechsel des Ge-schehens in der Natur zuwendet und die gesamte Welt alsim ewigen Flusse befindlich betrachtet, erklären die Eleatenalle Veränderung und Vielheit für blofsen Schein und fassendas Wesen der Welt als ewig sich gleichbleibende Einheitauf. Beide aber, Heraklit und die Eleaten sind darin einig,dafs sie die Welt der Vorstellungen als Erscheinung einernur durch das Denken 2 ) zu erkennenden Wirklichkeit an-sehen.

Die Subjektivität der sinnlichen Wahrnehmung findetihre Verallgemeinerung auf die gesamte Erkenntnis bei denSophisten. Derjenige unter ihnen, der diese Subjektivitätnoch im besten Sinn auffafst, ist Protagoras . Sein bekannterLehrsatz;tcüvtwv /^/«rr«)' /.letgov avS-Qionog" drückt dieWahrheit aus, dafs alle unsere Erkenntnis eine relative ist,dafs das Erkannte ein Produkt der Wechselwirkung zwischenObjekt und erkennendem Subjekt ist. Während in Gorgias 3 )und anderen Sophisten der Skepticismus seine Schwingenzum ersten Male regt, wird der Gedanke, dafs die Wirklich-keit nur durch das Denken, nicht durch die Sinneswahr-

') Vgl. Mullach, Demokr. Fragmenta 1.

2 ) Vgl. Zeller, Grundrifs d. Gesch. der griech: Philos. 4. A.,S. 53-

») Vgl. Zeller, Grundrifs, S. 80.