alle wieder zurück, sei es in Freud oder Leid. Mit ihren klaren,klugen Äugen sah sie bis in die Tiefe der Seele der Ihrigen,wußte ihnen immer Rat und Trost, so oft und so beschwert sieauch zu ihr kommen mochten. Und weithin mußten ihre Gedankenspinnen, denn selbst in fernen Ländern weilten einzelne ihrer Lieben,mit denen sie sich freute in ihrem Glück, um die sie bangte,wenn trübe Tage nahten.
Ihr Heim war ihr Reich. Dort war sie Königin, von lie-bender Ehrfurcht umgeben, Herrscherin in schlichter Einfachheit,und doch alle, die sich ihr nahten, bezwingend kraft der Vorzügeder echt deutschen Irau, der Tugenden der deutschen Gattin undMutter. Ruhe herrschte in ihrem Machtbereich, aber die Ruhe,die aus der inneren Ausgeglichenheit quillt, dem frohen Abendgleicht mit seinen erquicklichen Freuden, die kein Tageslärm vonaußen mehr zu stören vermag.
So floß ihr Dasein nach mancherlei Stürmen des Lebens,von denen Keiner verschont bleibt, in arbeitsamer, immer fürandere sorgender Tätigkeit dahin. Zelten nur hörte man sie sagen:das tue ich für mich. Fast immer aber: das tue ich für dieMeinen. Ihnen galt ihre Schaffenskraft; wenig bloß blieb da-von für das eigene Ich übrig. Ihre echte, reine Weiblichkeiterhielt Kraft und Stärke durch einen festen Willen und ein ener-gisches Wollen, bei dessen Vollbringen sie weder sich selbst, nochden Ihrigen Konzessionen machte oder gestattete.
So hat sie ihre siebenzig Daseinsjahre rüstig an Geist undKörper überschritten, ging behenden Fußes den Achtzig entgegen.Und immer noch war Arbeit in sorgender Liebe ihr Lebensinhalt.Rasttage, frohe Feste kannte sie bloß dann, wenn ihre Kinder undKindeskinder aus der Nähe, aus der Ferne bei ihr Einkehr hielten.
Besonders ihr Aeltester, ihr ganzer Stolz!
So war die Mutter Karl Helfferichs!
An ihrer sorglich führenden, hütenden Hand trat er ins Leben.
An seiner Hand ging sie mit ihm aus dem Leben. Mutterund Sohn, Auge in Auge im letzten innigen Blick der Dank-barkeit und Liebe, im letzten Herzensschlag vereint!
<Stadt- und Dorfanzeiger Nr. 8Z/IS24,>
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