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und naturwissenschaftlichen Erkenntnis hat ihren Grund indem Vorhandensein apriorischer Elemente, welche die Er-fahrung konstituieren. »Es ist also nur auf eine einzigeArt möglich, dafs meine Anschauung vor der Wirklichkeitder Gegenstände vorhergehe und als Erkenntnis aprioristattfinde, wenn sie nämlich nichts anderes enthält, als dieForm der Sinnlichkeit die in meinem Subjekt vor allenwirklichen Eindrücken vorhergeht, dadurch ich von Gegen-ständen afficiert werde.« 1 )
Die Formen der Sinnlichkeit sind nach Kant Raum undZeit; dafs beide apriorische Formen sein müssen, sucht Kantauf verschiedene Weise darzuthun. 2 ) Raum und Zeit sinddasjenige, worin sich die Empfindungen ordnen, darum könnensie nicht selbst Empfindungen sein. R. und Z. sind nichtaus der Erfahrung abstrahiert, da eine jede einzelne Er-fahrung beide notwendig schon voraussetzt, sie können auchnicht Begriffe sein, da sie nicht wie diese mehrere Vor-stellungen unter sich befassen; es giebt nur einen Raum,eine Zeit, aus denen Teile herausgenommen werden, ohnedafs sie selbst aus Teilen bestehen. R. und Z. müssen un-abhängig von aller Erfahrung sein; denn, meint Kant, wirkönnen uns den gesamten Empfindungsinhalt hinweg denken,ohne damit R. und Z. zu entfernen, nicht aber umgekehrtverfahren. R. und Z. sind das Konstante, das nach Ab-strahierung von allem Stoffe der Wahrnehmung als reineAnschauung zurückbleibt. A priori ist nicht die Raumvor-stellung als solche, sondern blos die Bedingung zu ihrerEntstehung, die Funktion der Sinnlichkeit, die in Verbindungmit einem Empfindungskomplexe erst zu einer räumlichenAnschauung führt. 3 ) »Raum und Zeit sind Anschauungen
x ) Proleg. S. 60.
■) Kr. d. r. V. S. 51-53. S. 58-59.
3 ) Kr. d. r. V. S. 55. »Die beständige Form dieser Rezeptivität,welche wir Sinnlichkeit nennen, ist eine notwendige Bedingung alierVerhältnisse, darinnen Gegenstände als aufser uns angeschauetwerden, und, wenn man von diesen Gegenständen abstrahiert, eine