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die Thätigkeit des Verstandes. Das Verhältnis zwischenDenken und Sein formuliert Schleiermacher folgendermafsen :»Da nun die Vernunftthätigkeit gegründet ist im Idealen,die organische aber als abhängig von den Einwirkungen derGegenstände im Realen: so ist das Sein auf ideale Weiseebenso gesetzt wie auf reale, und Ideales und Reales laufenparallel nebeneinander fort als Modi des Seins.« 1 )
Fries' Erkenntnislehre schliefst sich direkt an dieKantische Vernunftkritik und deren Hauptresultate an. 2 ) Siewill das Mangelhafte in Kant's Ausführungen beseitigen undvor allem zeigen, auf welchem Wege wir zu den apriorischenErkenntniselementen gelangen. 8 ) Kant's Grundfehler liegt inseiner Methode, in seiner Vernachlässigung der Psychologieund ihrer Verwendung zu einer Theorie des Erkenntnisver-mögens. Die Grundlage aller Philosophie mufs nach Friesdie Psychologie sein, von psychologischen Thatsachen hatauch jede erkenntnistheoretische Untersuchung auszugehen. *)Kant hat die empirische, psychologische Natur der Er-kenntnis der apriorischen Bestandteile unseres Wissens ver-kannt und dieselbe selbst für apriorisch gehalten, indem erdas Wesen der Reflexion nicht verstanden hat. 5 ) Die Kritikder Erkenntnis kann nicht apriorisch sein, sie mufs aufanthropologischer Grundlage erfolgen, indem wir durchinnere Erfahrung und Induktion zur Abstraktion des Aprio-rischen vom Empirischen gelangen.") Im Grunde genommen
') 1. c. S. 75.
-) Neue oder anthropol. Kritik d. Vernunft. 2. A. 182S. 1. Bd-Vorrede XL
3 ) 1. c. XV ff.
4 ) 1. c. XIX.
1 c. S 29—30.6 ) I. c. S. 31 ff.
Eisler, Kant'schc Aprioritätslehre. 3