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zu seinem Stoff, durch eine, ohnerachtet aller Verschieden-heiten der Gegenstände sich gleiche Thätigkeit — Vernunft— kommt es zu seiner Form.« 1 ) Das Denken ist dasformelle Prinzip, welches das Mannigfaltige der Wahrnehmungdurch Fixierung und Herausheben von Teilen desselben,zur begrifflichen Einheit erhebt. ' 2 ) Sein und Denken sindder Form nach identisch; daher sind die Formen des Be-wufstseins zugleich die Formen der Dinge. Raum und Zeitsind die Art und Weise zu sein der Dinge selbst, nicht nurunserer Vorstellungen; das folgt aus der GrundanschauungSchleiermachers, alles reale Wissen sei zugleich ein quanti-tatives. 3 ) Der Raum ist das Auseinander des Seins, dieZeit das Auseinander des Thuns. Auch das Denken besitztseine Formen, welche apriorisch sind, sie gehen hervor ausder dem Denken innewohnenden Fähigkeit, bestimmte Be-griffe ursprünglich hervorzubringen. Die Kategorien sinddem Verstände als Anlagen gewissermaßen angeboren, dochkommen sie niemals ohne Anlafs der Sinnlichkeit zur Aus-bildung und damit zum Bewufstsein. 4 ) Die »wahren« Begriffeentstehen aus dem »Schematismus« derselben, der Vernunft,der sie »als lebendiger Trieb« eingeboren sind; 5 ) dieseszeitlose Vorhandensein der Begriffe in der Vernunft, dem»Ort« derselben, ist nach Schleiermacher das Wahre in derLehre von den angeborenen Ideen. 0 ) In allem Wissen istdie Vernunftthätigkeit die Quelle der Einheit und Vielheit,die organische Thätigkeit die Quelle der Mannigfaltigkeit.Ein reines Denken ist ein Unding, da Begriffe ohne An-schauungen völlig leer sind. Erkenntnis besteht in der Be-arbeitung des Wahrnehmungsstoffes durch das Denken, inder Umformung der unbestimmten Mannigfaltigkeit durch
1 ) 1. c. S. 387.
2 ) 1. c. S. 63.
3 ) 1. c. S. 335
4 ) 1. c. S. 315-
5 ) 1. c. S. 108.«) !. c. 104-5.