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Bewufstseinsvorgänge. J ) Kant's Verkennung der Zusammen-gesetztheit der Anschauungsformen läfst ihn den Fehler be-gehen , die Axiome der Mathematik für apriorische Sätzeauszugeben. ") Nach Helmholtz ist die fertige Raum Vor-stellung mit allen ihren Eigenschaften empirischen Ursprunges,und so ergeben sich ihm die mathematischen (und physika-lischen) Axiome als Produkte »unbewufster, aus der Summevon Erfahrungen als Obersätzen entspringender Schlüsse«. 3 )Diese Entstehungsart, und nicht ein apriorischer Ursprungder Axiome ist der Grund ihrer Evidenz und Sicherheit, sieweist zugleich auf die Beziehung derselben auf reale, in denDingen selbst liegende Verhältnisse hin. Der Raum alsForm der äufseren Anschauung hat nicht »nur« subjektiveGültigkeit. »Es müssen im Realen irgend welche Verhält-nisse oder Komplexe von solchen bestehen, welche be-stimmen, an welchem Ort im Räume ein Objekt erscheint.« 4 )Diese Verhältnisse nennt Helmholtz die »topogenen Momente«und unterscheidet sie von den »hylogenen« Momenten, welche»bewirken, dafs wir zu verschiedenen Zeiten am gleichenOrte verschiedene stoffliche Dinge wahrzunehmen glauben.« 5 )Raum, Zeit und die Sinnesqualitäten sind also nur Empfindungs-weisen des erkennenden Subjektes, aber die jeweilige Be-stimmtheit derselben mufs einen realen Grund haben. »Diephysikalische Geometrie« enthält also einen realen Bestand-teil und ihre Axiome gelten für die Wirklichkeit. ,! ) Vonden Denkformen erklärt Helmholtz die Causalität, sowie dieBegriffe der Substanz und der Kraft als verschiedene Auf-fassungsweisen derselben, für apriorischen Ursprungs. 7 ) Iminnigen Anschlufs an Schopenhauer führt er die Vorstellung
') I, c. S. 42.
2 ) 1. c. S. 42.
s ) 1. c. S. 28.
*) I. c. S. 64.
6 ) I. c. S. 64.
°) 1. c. S. 66.
"') 1. c. S. 42. Physiol. Optik, S. 453.