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Zur Vorgeschichte des Praesidentenwahlkampfes in den Vereingten Staaten / von einem Amerikaner
Entstehung
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Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten vom No-vember 1896 ist in einer wichtigen Beziehung ein Unikum in derWeltgeschichte. Bis dahin nämlich war es nie vorgekommen, daßein Volk in seiner Gesamtheit sich über die Wahl zwischen demBimetallismus und dem Monometallismus schlüssig zu machen hatte;man hatte es bisher den Fachmännern, oder höchstens den Parla-menten überlassen, die Währungsverhältnisse zu bestimmen. Beider fortschreitenden Demokratisierung des modernen Staates aberwar es vorauszusehen, daß sich mit der Zeit ein Volk finden würde,das beanspruchen würde, auch auf dieses Gebiet seine Macht auszu-dehnen.

Fürst Bismarck hat im Laufe des Präsidentenwahlkampfesdas Geständnis abgelegt, er habe, als er noch an Verantwort-licher Stelle sich befand, das nötige Zutrauen zu seinem eigenenUrteil in der Währungsfrage den Fachmännern gegenüber nichtgehabt, um hier auf eigene Verantwortlichkeit vorzugehen unddie Sache nach seinen persönlichen Ansichten zn entscheiden undzu regeln. Wie jeder moderne Staatsmann, so hat auch Bismarck , an dieser Stelle wenigstens die Erfahrung gemacht, daßdas Staatsleben der Neuzeit zu mannigfaltig und kompliziert ist,um von einem einzigen Geist, wie groß uud weitsehend er auchsei, in seinem ganzen Umfange beherrscht werden zu können; dasProblem des Regierens besteht heute, wie nie zuvor, darin, er-fahrene Kräfte aufzusuchen und heranzuziehen und denselben beiFachfragen möglichst freie Hand zu lassen.

Um derartige Erfahrungen kümmerte sich das amerikanischeVolk wenig. Es entriß ein rein technisches Problem den Händender Fachmänner um es für sich durch das allgemeine Wahlrechtzur Entscheidung zn bringen.

Was war die Vorgeschichte, welche Entwicklungsstufen gingenvoran, durch die das Volk zu diesem Schritte gebracht wurde?Da die Währungsfrage nicht durch die Anhänger der bestehendenGoldwährung, sondern durch die Freisilberleute in den Wahlkampfhinein geworfen wurde, so ist diese Frage näher dahin zu präzi-