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dringenden Bedarfs, wie im Sommer 1893, ist es unmöglich,die Noten so schnell zu liefern, wie sie verlangt werden. That-sache ist, daß von den damals gelieferten Noten viele Millionendem Schatzamte znriickgeschickt wurden, ohne daß man die Packeteaufgemacht hatte, weil der Geldmangel schon vorüber war, ehedie Noten eintrafen. Der Gesamtnotennmlauf der deutschen Rcichs-bank hat in den zwei Wochen vom 15.—31. Dezember 1896 umMk. 209 Millionen zunehmen können, um in den ersten zwei Ja-nuarwochen wieder um Mk. 163 Millionen zurückzugehen. Einesolche Elastizität kennt das amerikanische System nicht. In den zweiMonaten Juli und August 1893, also mitten in der furchtbarenGeldkrisis, hat der Umlauf aller Banken nur um K 20 000 000 undim September nur um weitere K 10 000 000 zugenommen. Mankonnte sogar Gold aus Europa beziehen — was thatsächlich ge-schah —, ehe man die erforderlichen Schritte thnn konnte, um denNotenumlauf zu erweitern. Wegen dieser so klar an den Taggetretenen Starrheit und Unzulänglichkeit des Bankwesens zeigensich in den letzten Jahren viele bedeutende Politiker bemüht, Wandelin der Richtung größerer Elastizität des Umlaufs zu schaffen;bis jetzt aber sind diese Bestrebungen gescheitert an dem Widerstandder Republikaner einerseits, die das bestehende System als heiligeUeberliefernng aus dem Bürgerkriege für uuautastbar halten,andererseits der Silberleute, welche die Emission von Banknotenüberhaupt verbieten wollen, um für ihren Silberspuk desto erfolg-reicher Propaganda machen zu können.
Die ständige Klage der Silberleute gegen die National-banken ist wiederum die „Kontraktion": die Banken, so meinendiese Leute, ziehen ihre Noten fortwährend ein, um den Zins-fuß möglichst hoch zu halten und in dieser Weise die unbe-mittelten Klassen zu bedrücken, — eine Klage, welche freilich wie-der aufgehoben wird durch die weitere Klage: die Banken machtenein weitaus zu gutes Geschäft mit der Notenemission. Thatsache ist, daß der Notenumlauf bedeutend zurückgegangen ist — von358 Millionen in 1882. wo sie 30°,» der Gesamtumlaufsmittelbildeten, bis auf K 168 Millionen in 1891, wo sie nur noch 11°/»des Umlaufs ausmachten. Die eigentliche Ursache dieses Rück-gangs war, daß das Schatzamt die 3 °/o Bonds beständig einzog,während ein lohnendes Notengeschäft mit den 4- und 4'/s°/o-Papieren kaum zu machen war, weil deren Kursstand zu hoch war.Seit 1894 jedoch, infolge der Krisis von 1893 und der neuer-lichen Staatsanleihen, ist der Gesamtbetrag der Noten wiederetwas gestiegen; am 1. Juli 1896 stand er auf einer Höhe vonH 226 Millionen.
Die Klagen der Farmer und ihrer Wortführer gegen dieBanken beruhen also auf irrigeu Vorstellungen. In gewisser Be-ziehung aber haben sie doch eine gewisse Berechtigung, insofern