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Die Reichsbank : 1876-1900
Entstehung
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122 Der Lombardverkehr.

ist das älteste und wichtigste Gebiet für die Entwickelung der Landschaften, deren Pfand-briefe hier ihren natürlichen Markt finden. Ans dieselben Gebiete entfallen daneben44 Prozent der verpfändeten Pfandbriefe deutscher Hypothekenbanken. Noch stärkervertreten sind diese in Rheinland und Westfalen, Mittel- und Süddeutschland, wodie Landschaften in ihrer Wirksamkeit zum Theil durch Grundkreditinstitute auf Aktienersetzt sind.

Die Beleihung fremder Werthpapiere hat stets nur in mäßigem Umfange statt-gefunden. An den gesammten Unterpfändern waren sie nur mit 2,6 Prozent betheiligt.Nur bei einer einzigen Bankanstalt erreichten sie den Antheil von 11,s Prozent.

Die Beleihung von Waaren ist jetzt fast ganz auf den Osten und NordostenDeutschlands beschränkt. So entfiel von den am 7. September 1900 gegen Ver-pfändung von Waaren ertheilten Darlehnen im Gesammtbetrage von 2 997 100 Mark dergrößte Theil mit 2 911 500 oder 97,2 Prozent auf Oft- und Nordostdeutschland . DieIndustrien der Spiritus-, Getreide- und Holzverarbeitung, sowie der Handel in diesenProdukten finden dort ihre natürliche Grundlage. Die Handelsplätze an der Ostsee undderen Zuflüssen sind zugleich natürliche Stapelplätze für russisches Holz und Getreide undfür die Erzeugnisse der fast ausschließlich Landwirthschaft treibenden Bewohner des Ostens.Die Befriedigung des Geldbedarfs dieser Gebiete ist auch heute noch überwiegend auf dieReichsbank angewiesen/ der Waarenlombard ist daselbst von Alters her eingebürgert,während im übrigen Deutschland die Verpfändung von Waaren vielfach gegen denkaufmännischen Gebrauch verstößt.Gewinne und Die im Lombardverkehr erzielten Zinsgewinne (vergl. Tab. 57) hoben sich unter

Verluste, starken Schwankungen von 2,6s Millionen Mark im Jahre 1876 bis auf 5,v9 MillionenMark im Jahre 1900. Das geringste Erträgniß im Betrage von nur 1,98 Millionen Markbrachte das Jahr 1886, das zugleich auch den niedrigsten Diskontgewinn seit Bestehen derBank aufwies, das höchste mit 5,»9 Millionen Mark das Jahr 1900. Der Antheil ^der Lombardgewiuue an den gesammten Bruttogewinnen der Reichsbank (vergl. Tab. 79) ^schwankte zwischen 9,» Prozent im Jahre 1900 und 17 Prozent im Jahre 1892, .

Die Reichsbank hat im Lombardverkehr nur geringe, verhältnißmäßig nochwesentlich geringere Verluste als beim Wechselankauf erlitten (vergl. Tab. 81). SeitBestehen der Bank sind nur Darlehne im Gesammtbetrage von 157 931 Mark insStocken gerathen, das sind 6,49 Mark von je einer Million Mark überhaupt ertheilterDarlehne,- davon mußten 72 120 Mark, also nur 86 Pfennig auf je tausend Markdes gesammten in den 25 Iahren aus diesem Geschäftszweige erzielten Gewinnes oder2,96 Mark von jeder Million ertheilter Darlehne als Verlust abgeschrieben werden.