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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
Entstehung
Seite
111
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Menschen arbeitete das Unterbewußtsein unter dem Druck dernatürlichen Auslese normal, auch ohne bewußte Überwachung.Es entgiftete sich von Ermüdungserscheinungen und sammelteKräfte für den überaus harten Daseinskampf in völlig ent-spanntem Schlaf. Der Urmensch, insbesondere der Nord-länder, hat im Bärenschlaf der langen Winternächte ein un-geheures Erbe an Nervenkraft aufgespeichert, das er zur Welt-beherrschung den Nachkommen vererbte. Auch kleine Kinderschlafen oft 14 Stunden am Tag, um die im Schlafe aufge-staute Nervenkraft als Erwachsene auszugeben. GlücklicheKindheit!

Mittelalterliche Mönchsorden und puritanische Sittenrichterbekämpften die Schlaftrunkenheit ihrer Zeitgenossen alsanimalisches Laster, wie es Dürer in den schlafenden Jün-gern von Gethsemane so ergreifend verbildlicht hat. Sieforderten die unnötige Länge des Schlafes zu verkürzen, wozudie künstliche Beleuchtung ihnen den Weg bahnte. UnsereBauernvorfahren gingen zu Bett mit Sonnenuntergang undstanden bei Hahnenschrei auf. Neuzeitige Technik hat dieNacht taghell gemacht, womit ein guter Teil unserer Arbeit,der größere Teil unserer Vergnügungen der Nacht anheimfiel.

Schlaflosigkeit wurde die Geisel eines ungläubigen Zeit-alters ein Ausdruck seelischer Verwundung, oft erst inJahren zielbewußter Arbeit zu überwinden. Zuerst gilt esschrittweisen Abbau der Schlafmittel, deren hemmungslose An-wendung in der Katastrophe endet. Es gilt wohlüberlegteSchlafvorbereitung während des Tages, unter Vermei-dung aller den Schlaf hemmenden Einflüsse, zielbewußt, unterscharfer Selbstbeobachtung. Ein wichtiges Mittel zu ge-sundem Schlaf ist ausreichende Ermüdung des Körpers amTage Märsche! Einseitige Gehirntätigkeit ist durch Körper-arbeit in das Gleichgewicht zu setzen, der Nervenapparat durchrechtzeitige und ausreichende Erholung alltäglich wieder auf-zufüllen. Unmittelbar ehe man zur Ruhe geht, bewährt sich einkurzer Abendspaziergang, allein, unter Ausschaltung derTagesgedanken, in Sammlung auf den Schlaf, unter Wieder-