ZUR PRAXIS DER LEBENSERNEUERUNG
I. Atmung. S. 150. — II. Ernährung. S. 152. — III. Übung. S. 154. — IV. Licht, Luft, Wasser. S. 156.
I. Atmung
Der Überwindung seelischer Hemmungen kommt zielbewußte Ertüch-tigung des Körpers zur Hilfe, die in vielen Fällen nicht weniger bedeu-tet, als einen körperlichen Umbau von Grund aus — unter Einstellungvon Körper und Seele, Erscheinungsformen desselben Lebens, auf dengemeinsamen göttlichen Mittelpunkt. Atmung, Ernährung und Gymnastiksind die hauptsächlichsten Gebiete, auf denen wir umzustellen haben.
Atmung ist die wichtigste Nahrungsaufnahme bei Sauerstoff-hunger aller Zellen, insbesondere der Gehirnzellen. Der Abend-länder atmet gemeinhin nur so viel, als nötig ist, um nicht zu ersticken undkümmerlich zu vegetieren. Die Völker Asiens dagegen haben die natürlicheAtmung erhalten und zur Kunst gesteigert, der sie ihre Zählebigkeit ver-danken. Aus der Atmung quillt ihnen Konzentration und Intuition. Uns istdie richtige Atmung so sehr verloren gegangen, daß sie durch bewußteAtemtechnik neu erlernt werden muß, weniger durch Worte als durchBeispiel und Übung in sachkundigem Unterricht. Atmung sollte alltäglichbei der Morgen- und Abendsammlung, vor dem Einschlafen und Aufstehen,auf Spaziergängen und bei ähnlichen Gelegenheiten bewußt gepflegtwerden.
Wichtig dabei ist die seelische Einstellung. Die Einatmung erfolgeim Gefühl der Aufnahme kosmischer Kräfte, der Verbindung mit dem All-geiste; die Ausatmung — gründlich und beherrscht — erfolge im Gefühlder Ausstoßung verbrauchter und giftiger Stoffe, als der Ursache von Un-lust, Ermüdung und Krankheit. Solche Tiefatmung sollte in dasUnterbewußtsein sinken, um auch dann zu funktionieren, wenn dieAufmerksamkeit anderweitig gefesselt ist, wie bei Arbeit, Spiel oder Ge-spräch, vor allem während des Schlafs. Zur Gewohnheit gesteigert,stählt sie die Kraft und fördert den Erfolg.
Im einzelnen handelt es sich zunächst um langsame Einatmung unterBreitatmung der Rippen und Hochatmung bis zur Füllung der Lungen-spitzen, wobei das Brustbein sich hebt und die Schulterblätter zurücktreten.Es folgt ebenso langsame Ausatmung unter bewußter Entleerung derLunge von oben nach unten und kräftiger Auspressung bis zum letztenLuftpartikel durch das Zwerchfell. Dazwischen liegen die Atempausen,
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