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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
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wird, die unabweisliche Verbilligung der Eisenpreise herbei-zuführen 1 . Dafs eine Zollherabsetzung den GrofsbetriebenSüdrufslands erträglich wäre, dürfte kaum zu bezweifeln sein.Bei einem Zollsatz von 50 Kopeken pro Pud Stahlschienen istheute ein Gewinn von 5070 Kopeken nichts ungewöhnliches;auch bei niedrerem Zollsatz bliebe also ein auskömmlicherGewinn übrig. Zudem würden die Werke wahrscheinlichdurch Verbesserung der Technik und Produktionsvermehrung(Herstellung von Handelseisen) etwaigen Mindergewinn aus-zugleichen bestrebt sein und damit schneller und energischervor die Frage gestellt, auf deren Lösung die Zukunft der süd-russischen Eisenindustrie beruht: Erzzufuhr von aufsen.

Rufsland besitzt unerschöpfliche Erze bester Qualitätim Ural, reichlich vortreffliche Kokskohle im Donezbecken .Uralerze mit Donezkohlen zu verhütten, ist die der russischenEisenindustrie gestellte Aufgabe, deren Lösung wohl nur eineFrage der Zeit ist. Ob diese Erze dann nach Südrufslandgehen oder anderwärts dem südrussisehen Koks begegnenwerden, ist gleichgültig. Bezeichnenderweise wandte sich be-reits Hughes nach dem Süden des Ural.

Aber die zu überwindenden Entfernungen sind ungeheuer;sie müssen auch nach dem Bau der Uralbahn einer durch-greifenden Verbilligung der russischen Eisenpreise entgegen-stehen.

Die natürliche Ausfuhrstrafse der Uralerze ist die Wolga .Diese gröfste Wasserstrafse Europas , die Lebensarterie Rufslands,wächst noch an Bedeutung nach Fertigstellung der sibirischenBahn, welche recht eigentlich in den Wolgahäfen mündet.Der Wolga-Donkanal, d. h. die Verbindung der Wolga mit dem Weltmeer, ist daher nach Fertigstellung des asiatischenSchienenweges eine der wichtigsten Aufgaben Rufslands.

1 Selbstverständlich könnte die Regierung durch verstärkte Ein-fuhr von Eisenbahnmaterial, woran sie die höchsten Zölle nicht hindern,einen Druck auch auf die Preise des Handelseisens ausüben; aber dieseMafsregel wäre innerlich nichts anderes als Durchbrechung der be-stehenden Zölle.