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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
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Demgegenüber ist die Stütze, welche Frankreich bietet,für den russischen Kolofs zwar wertvoll, aber nicht breitgenug.

Es gilt dies zunächst vom finanzpolitischenGebiet.

Eine Statistik über die örtliche Verteilung der im Aus-lande untergebrachten russischen Werte ist nicht vorhanden,auch nicht zu beschaffen. Die beliebte Schätzung nach denZinsauszahlungsstellen ist nahezu wertlos, weil der Wechsel-kurs die Zahlungsanweisungen nach dem Orte lockt, wo sieam günstigsten zu verwerten sind. Man ist daher auf dieMeinungen intimster Sachkenner angewiesen.

Eine ausgezeichnete französische Finanzautorität, welchean den russischen Emissionen in Frankreich hervorragend be-teiligt war, schätzte mir gesprächsweise den Betrag der inFrankreich untergebrachten russischen Staats- und staatlichgarantierten Eisenbahnanleihen auf mindestens 6 Milliarden Frs.Dem entsprechen die umlaufenden Schätzungen, welchezwischen 3 1 /2 und 7 Milliarden Frs. schwanken. Hierzukommen 300400 Mill. Frs. an russischen Industriewertenin Frankreich .

Aber das Kapitalbedürfnis Rufslands konnte sich nicht aufden französischen Markt beschränken. Nachdem gegen Be-ginn der 90er Jahre nahezu alle russischen Werte aus Deutsch-land abgeflossen waren, sind neuerdings namhafte Beträgestaatlich garantierter russischer Eisenbahnobligationen aufdeutschem Markte untergebracht worden. Diese Beträgewurden mir von sachkundigster Stelle Anfang 1899 auf überS U Milliarden Mark geschätzt. Hierzu kommen nicht näherzu schätzende, jedenfalls weit geringere Beträge gleichartiger

Vertrag Salisburys mit Rufsland, weil er günstige Kriegsehancen ver-scherze; so denkt eine Klasse, deren Vorfahren als Chartisten diebestehende Gesellschaft mit Mord und Brandstiftung bedrohten undgegen das Vaterland ausländische Hilfe suchten!