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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
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geschluckt, um nicht mit dem Wohl und Wehe des Zaren-reiches auf lange verschlungen zu sein. Hierzu kamen eng-lisch-französische Gegensätze, welche die russischen Neigungenneu belebten. Abgesehen hiervon ist es auch sachlich durch-aus begründet, dafs der alte Kapitalreichtum Frankreichs ,welcher durch den heimischen Bedarf nicht genügend in An-spruch genommen ist, sich dem jungen Osten Europas zu-wendet, wo er ohne die Gefahr politischer Zwischenfällearbeiten kann.

Aber immerhin, Frankreich ist heute ziemlich voll vonrussischen Werten und seine Aufnahmefähigkeit in Zukunftkeine unbeschränkte. Rufsland braucht mehr.

Auf nüchternem Berliner Markte dagegen bedeuten Ge-fühlsregungen wenig. Es bedarf hier der Einsicht, dafs diewirtschaftliche Zukunft Rufslands eine grofse, die Sicherheit,die es bietet, eine gute, seine Finanzverwaltung eine solideist, und dafs politische Gegensätze mit dem Nachbarn nichtzu befürchten sind.

Rufsland bedarf finanzpolitisch eines befreundeten Europas ,bei welchem Deutschland nicht fehlen darf. Nur der ganzeeuropäische Kontinent vereint wäre entfernt vergleichbar derStütze, welche die Vereinigten Staaten an dem Londoner Geldmarkt besitzen.

Wenn Deutschland für Rufsland in finanzpolitischer Be-ziehung immerhin in zweiter Linie steht, so steht es vornanals Markt russischer Waren. Es ergiebt sich dies ausunten folgender, auf russischer Ausfuhrstatistik beruhenderTabelle. Vergl. S. 613 h

Folgende Ziffern zeigen des näheren die BedeutungDeutschlands als natürlichen Marktes der russischen Produkte.Nach der Aufstellung des russischen Finanzboten stammtevon der Gesamteinfuhr der betreffenden Länder aus Rufslandin °/o 2 :

1 Vergl. auch Statistik des Deutschen Reichs, u. a. AuswärtigerHandel des deutschen Zollgebiets im Jahre 1897, S. 240.

2 Raffalovich, Marche financier 1896/97, S. 876.