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[Hauptw.] (1850) Von dem Erscheinen des ersten Meß-Kataloges im Jahre 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändler-Vereins im Jahre 1765
Entstehung
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Ginleitung.

I. Zweck und Plan des Werkes.

der verewigte Ebert, diese bibliographische Celebrität, voreinem Vierteljahrhunderte klagend gesprochen:Der Buchhandel er-warte noch seinen Geschichtschreiber"^), das gilt heute, wie damals.

Hat zwar seit jener Zeit eine nicht geringe Zahl schätzbarerVorarbeiten, meist aus dem Kreise der Buchhandelsgenossen selbsthervorgegangen 2), die Ausführung des großen Werkes in ancrkennens-werther Weise vorbereiten helfen, so ist doch die äußerst wichtigeund interessante Arbeit des Gesammt-Historiographen und wieschwierig sie sei, das bezeugt Ebert ebenfalls ihrem Ziele we-sentlich noch nicht näher gerückt. Was der Geschichtschreiber des Buch-handels noch vermißt, das sind vor Allem umfassende statistische Grund-lagen, und gewiß, wie sehr man auch mit Recht einer Ueberschätzungder Statistik entgegen sein mag, für eine historische Structur sindstatistische Fundamente nicht hoch genug zu schätzen. ^)

Außer Panzer's lateinischen Annalen, welche von der Erfin-dung der Buchdruckerkunst bis zum Jahre 1536 reichen, ist aber,mit Bezug auf die beigegebenen Register, eine irgend umfänglichereArbeit nicht vorhanden, so daß hinsichtlich der deutschen Bücherder ganze Zeitraum von Erfindung der Buchdruckerkunst, undfür die lateinischen Bücher die Periode vom zweiten Drittel des 16.

1) In der Vorrede zu Kavser'S deutscher Büchcrkundc. I. Theil. Leipzig ,Glcdilsch 1825, in welcher Ebert außer treffenden Worten über die hohe Be-deutung deS Buchhandel » auch eine Uebersicht der Geschichte der Bücherver-zeichnisse, jedoch nur in sehr weiten Umrissen und zum Theile mit irrthümli-chcn Angaben, niedergelegt hat. In einem, ebenfalls von Ebert gearbeite-ten ArtikelBuchhandlung " (unter dem Worte Handel in der Ersch-Gruber'sehen Encyklopädie am Schlüsse der zweiten Section. II. Band.S. 410 fgg,), wird in gleicher Weise über den Mangel einer Geschichte jenesliterarischen Verkehrszweiges geklagt.

2) Wir nennen hier die Geschichte deS Buchhandels und der Buchdruckerkunstvon Friedrich Metz. Drei Bücher. Darmstadt , 1834 und 1835, denvon Otto August Schulz in Leipzig verfaßten ArtikelBuchhandel" inSchiebe'S Universal-Lericon der HandelSwissenschafren, Zwickau 1837, dasvon Schmaltz begonnene Lerikon sämmtlicher Buchhändler und BuchdruckerIS Heft, Leipzig 1841, das bei I. I. Weber in Leipzig in mehreren Jahrgän-gen erschienene bibliopolische Jahrbuch, so wie die theils nach Disciplinen, theilsin alphabetischer Anordnung aufgestellten zahlreichen Bücherverzeichnisse derneueren und neuesten Zeit. Auch ein großer Theil der zur Säcularfeier derBuchdruckerkunst im Jahre 1840 erschienenen Schriften ist hier/von Werth, sowie auch in den journalistischen Organen des deutschen Buchhandels, im Leip-ziger Börsenblatt, in dem Berliner Organ (s. in diesem u. a. den Aufsatzvon Kirchhofs in Leipzig über den deutschen Buchhandel im 17. JahrhundertJahrg. 1849. Nr. 4952) und in der Süddeutschen Buchhändler-ZeitungBeiträge sich finden.

3) In gleicher Weise und mit besonderer Beziehung auf den Lodex »unllinsi-i»»spricht sich I)r. F. Sor. Hoffmann in Hamburg in Nr. 83 der Homburgerlircrarischen und kritischen Blätter Jahrg. 1847 auS. Der betreffende Aufsatzist auch in H. Burchhardr'S Berliner Organ des deutschen Buchhandels,Nr. so. Jahrg. ,847 abgedruckt.

Meß.Jahrbücher d. deutsch. Buchhandels.

Jahrhunderts an ihres Bearbeiters noch bedarf, der inzwischen fürdie frühere Zeit erschienenen und noch zu benutzenden Nachträge nichtzu gedenken.")

Trotz mehrfacher Mängel bietet nun zu einer weitreichendenAusfüllung jener Lücke kein Schriftwerk ein geeigneteres Material dar,als die buchhändlerischen Meß-Verzeichnisse, welche im Jahre 1564zuerst und von da an in ununterbrochener Folge bis jetzt erschienen sind;natürlich nur mit Bezug auf die Geschichte des Buchhandels inDeutschland , von welchem lediglich allein hier die Rede ist.

Welche Mängel diese bibliopolischcn Bülletins auch haben mö-gen^), immerhin tritt aus dieser statistischen Einrahmung ein bcach-tenswerthes und oft scharf gezeichnetes Bild des geistigen Kultur-zustandes Deutschlands dem Beobachter und Forscher in den reich-sten Nüancirungen entgegen. Welche Zahl literarischer Produktio-nen in jenem beinahe 300jährigen Zeitraume Deutschland an denTag gebracht, welchen Antheil die verschiedenen religiösen Konfessionen,

4) Einzelne statistische Uebersichten findet man hier und dort zerstreut, so in I.Ch. Gädicke'S Buche Zur Statistik der deutschen Literatur und des deut-schen Buchhandels. Vergleichende Zusammenstellung aus den Jahren 1818,1832 und 1833. Berlin , 1834" und in dem in Note 2 citirten Artikel vonO. A. Schulz. Ein in dem Rcisfenberg'schen »ulleti» äu bliilioMIsdel^e. rome VI. Xr. I. Lruxelle» 1849 enthaltenes, von Jul. Petz-hold t in Dresden aufgestelltes ,,'rablesu clu mouvement Se lg, presseÄllenimitls clepuis I» toire äe Qeipzii» , cte Is, Saint ZUivbel 1837 ^usqu'scelle cle 1848" giebt nur eine Uebersicht der Erscheinungen nach den deut-schen Einzelstaaten und deren Verlegern, umfaßt aber nicht den Zeilraumvon I8!i7 bis 1848, wie es in Folge eines Druckfehlers heißt, sondern nurden von 1847 bis 1848.

5) So begegnet man schon in sehr früher Zeit dem Uebelstande, daß Bücher alsfertig in dem Kataloge zur Anzeige gebracht werden, welche nie erschienensind, und eben so, daß früher angezeigte Bücher als neue später wieder ein-gerückt werden, wenigstens, daß die Anzeige derselben Bücher in mehrerenMessen nacheinander erfolgt ist. Dahingegen enthalten die Meß-Kataloge,namentlich die früheren (und mit besonderem Bezug auf die katholischeLiteratur auch die späteren) nicht alle Erscheinungen im Gebiete desdeutschen Buchhandels. Auch kommen öfter Unrichtigkeiten und Ungenauig-keiten durch fehlerhafte wissenschaftliche Classificirung, durch VerwechselungdeS Druck- und Verlag - OrteS, des Drucker- und Verleger-Namens vor.Allen diesen Mißständen gegenüber ist aber festzuhalten, daß im Allgemeinenstets der buchhändlerische Meßverkehr in Frankfurt und Leipzig als der wirk-liche Ausdruck des universalen und wahrhaft bedcutungSrcichen literarischenLebens in Deutschland zu betrachten ist und daß bei einer, mehrere Jahrhun-derte umfassenden Statistik Mängel, wie die oben erwähnten, von der Groß-artigkeit der Gesammtanschauung eines solchen Kultur - und Lebensbildes völ-lig in den Hintergrund gedrängt werden, ja gänzlich verschwinden müssen.Diesen letzteren Gesichtspunkt wolle der geneigte Leser bei der Beurtheilungdes vorliegenden Werkes, dessen Zusammenstellung aus so vielen Einzelrheilchenerfolgte und welches deshalb so manchem Versehen und so mancher Ungenauig-keit ausgesetzt war, stets in Billigkeit und zum Behufe einer richtigen Wür-digung der dargebotenen Arbeit festhalten. Auf die an den Meß-Katalogengerügten Mängel wird weiter unten speciell zurückgekommen werden.

B

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