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[Hauptw.] (1850) Von dem Erscheinen des ersten Meß-Kataloges im Jahre 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändler-Vereins im Jahre 1765
Entstehung
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die einzelnen wissenschaftlichen Disciplinen, die verschiedenen Spra-chen, namentlich die lateinische und deutsche in ihrem Kampfe um denVorrang auf wissenschaftlichem Gebiete an jener Produktion in Anspruchgenommen, in welchem Umfange und Wechsel der Süden und NordenDeutschlands , so wie einzelne Landestheile und Orte und in diesenwieder die verschiedenen buchhändlerischen Ofsicinen") zur Herstellungjener literarischer Erzeugnisse beigetragen, welchen Einfluß die politi-schen Geschicke unseres Vaterlandes auf dessen literarische Zuständegeübt, in welcher Weise und mit welchen Veränderungen die Nach-bargebiete Deutschlands an dessen buchhändlerischem Verkehre sich be-theiligt haben, dies alles sind neben mehrfachen Notizen über dieGesetzgebung und über das Technische des Buchhandlungsbetriebes, diebeachtenswerthen und markanten Züge, welche der Geschichtschreiberdes deutschen Buchhandels aus jenen Sammlungen zur Ausführungseines großen Gemäldes zu entnehmen vermag.

Mit den vorstehenden Andeutungen ist der Zweck des gegen-wärtigen Werkeseinen Baustein zu den statistischen Fundamentender Geschichte des Buchhandels darzureichen", klar hingestellt worden;aber auch über den Plan des Buches haben sich jene Andeutungenschon im Wesentlichen ausgesprochen. Näheres über den Plan unddessen Ausführung sei in dem Nachstehenden gegeben.

Der Ooäex nunäinarins ist allerdings ursprünglich für denZeitraum vom Erscheinen des ersten Meß-Kataloges im Jahre 1564bis auf die neueste Zeit berechnet ^) und der Druck des Textes auchbereits fast ganz zu Ende geführt worden. Da jedoch die höchst müh-same Revision des Textes, so wie die Anfertigung mehrfacher undaus dem ganzen Vorrathe literarhistorischer Hülfsmittel zu entneh-mender Register, welcher ich mich anfänglich zu unterziehen gedachte,wegen anderweiter Beschäftigung von mir völlig aufgegeben und eingeeigneter Bearbeiter dieser Vorlagen noch nicht gewonnen ist, sohielt ich es sür besser, wenigstens einen und zwar sehr ansehnlichenTheil des Textes, soweit derselbe zur Publikation bereit ist, an dasLicht zu bringen, als die Veröffentlichung des Ganzen bis in die un-bestimmteste Ferne hinauszuschieben. Auch das baldige Bekanntwer-den des Abschnittes dieser Einleitung, welcher die Geschichte der Meß -Kataloge giebt, lag mir am Herzen. So ist denn nur ein Theilmeiner ursprünglichen Aufgabe gelöst worden und es muß erwartetwerden, ob ein geeigneter Bearbeiter das noch Uebrige zur Ausfüh-rung übernehme. Mit großer Freude werde ich mit einem Solchenin Verhandlung treten.

Wenn in Bezug auf den Plan zu dem Texte, welcher ersterevon mir entworfen und von Hrn. vr. Eduard Brinckmeier, da-mals in Halle, ausgeführt wurde, ein Blick auf das Werk im All-gemeinen sofort die nöthige Uebersicht gewährt, so bedarf es doch zumnöthigen Verständniß desselben einiger Erläuterungen. Die Zahl derliterarischen Erscheinungen jedes Jahres ist als die Summe allereinzelnen Erscheinungen desselben, wie die Oster- und Michaelis-Ka-

K) In meinerVorakademischen Buchdruckcrgeschichte der Stadt Halle." Halle,1840. S. S0 fgg. habe ich schon auf den Werth der Meß-Kataloge hinge-wiesen und von denselben für die genannte Schrift Gebrauch gemacht.

7) Ueber den <?»<1ex nnnckiiiarws habe ich an die Generalversammlung des Buch-händler-Börsenvereins am 5. Mai 1847 einen Vortrag gerichtet (s. LeipzigerBörsenblatt Nr. 47. Seite 603 fg. und Nr. S3. Seite «80. Jahrg. 1847),so wie ein Probeheft des Coder von II Bogen vorgelegt. In einem sehrnahen Zusammenhange mit diesem Unternehmen steht der zum Theil bereit»ausgeführte Plan zur Errichtung einer Bibliothek des Börsenvereins (vgl.Leipziger Börsenblatt Nr. S. Jahrg. 1845.).

taloge sie gebracht, zu verstehen. Nicht blos abgeschlossene Werke,sondern auch einzelne Bände und Lieferungen zählen, soweit sie indem Kataloge vereinzelt aufgeführt sind, als einzelne Nummern inder Gesammtzahl der literarischen Erscheinungen. Es wäre eine zumühsame Arbeit gewesen und es hätte auch eine nur mangelhafteUebersicht der Wirksamkeit der einzelnen Jahre gegeben, wäre ein Werkerst dann in der Reihe der literarischen Erscheinungen gezählt worden,wenn alle Bände desselben vollendet gewesen. Die allerdings dürf-tige Eintheilung in wissenschaftliche Fächer ist der Eintheilung in denMeß-Katalogen selbst und namentlich der Eintheilung des lateini-schen Theiles der Lolleotio in unum oorpus entnommen worden;eine so detaillirte Aufstellung nach Disciplinen, wie dieselbe seit demHinrichs'schen Kataloge üblich geworden, hätte die Arbeit außer al-lem Verhältniß erschwert und verlängert. Die Eintheilung der Ver-lagsortc in deutsche und auswärtige zur Gewinnung der Uebersichteinheimischer und fremder Thätigkeit war leicht geboten; aber dieFrage bei vielen einzelnen Orten, ob dieselben Deutschland oder demAuslande zuzurechnen seien, erschien schwierig. Hier ist nun folgen-der Grundsatz leitend gewesen. Alle Orte, in welchem von alterZeit her deutsches Leben und deutsche literarische Kultur heimisch wa-ren und zum größten Theile erhalten worden sind, wie die deutscheSchweiz, das Elsaß, die russischen Ostseeprovinzen, Schleswig , werdenzu Deutschland > wenn auch leider nur zu einer l-ermania literatagezählt, und eben so ist dies der Fall mit den Orten, welche zwarin dem Bereiche einer völlig fremden Nationalität liegen, aber dochals isolirte deutsche Kulturpunkte zu betrachten sind, wie mehrere grö-ßere Städte Ungarns und Polens .

Die Herstellung des Textes ist in folgender Weise bewirkt wor-den. Für den Zeitraum von der Herbstmesse des Jahres 1564, inwelcher der erste Katalog erschien, bis zur Herbstmesse des Jahres1592 ausschl., ist die Oollootiq in unum oorpus ete. Frankfurt ,1592 (s. unten S. XII.) allein benutzt, die Bücher der Herbstmessedes Jahres 1592 aber sind aus dem Will er'sehen Kataloge dieserMesse ergänzt worden, zur Bearbeitung der Jahre 159Z bis 1599einschl. hat der sogenannte fünfjährige Llonodus von Henning Gros,Leipzig 1600, welcher jedoch keine libri vereKrini illlomatis enthält,so wie dessen erste Oominuatio, gedient, und vom Jahre 1600bis zum Jahre 1800 einschl. haben, mit alleiniger Ausnahme derMichaelis-Messe 1680, Leipziger Meß-Kataloge zum Grunde gele-gen. Die Bücher der Michaelis-Messe 1680 sind aus dem betref-fenden Frankfurter Meß-Kataloge und die Bücher der Jahre 1801bis zur gegenwärtigen Zeit aus dem Hinrichs'schen Verzeichnisse(welches bereits seit 1797 besteht), entnommen worden^).

8) Nur nach jahrelangen Bemühunzen ist es mir gelungen, eine vollständigeSerie der Leipziger Meß-Kataloge zu ermitteln. Dieselbe findetsich jedoch nirgends complet, sondern ist aus einzelnen Exemplaren einergroßen Anzahl von Bibliotheken zusammengestellt worden. Die oben erwähnteLeipziger Michaelis-Messe von IK80, welche mir bei der Bearbeitung de»Textes, als die damals allein noch fehlende, nicht zur Hand war, habe ichganz kürzlich in der Meuse ba ch'schen Bibliothek (über diese werthvolleSammlung s. weiter unten), ausfindig gemacht.

Auf die Leipziger Verzeichnisse mußte aber nothwendig die Arbeit basirtwerden, da dieselben (das Lamberg'schc schon von I5S8 an) während einerlangen Reihe von Jahren neben einem Abdruck des Frankfurter Katalogesauch das Verzeichniß der Bücher geben, welche nur nach Leipzig und nichtauch nach Frankfurt gebracht wurden. Der HinrichS'sche Katalog wurdefür die neueste Zeit deshalb benutzt, weil mit seinem Erscheinen die statisti-sche Bedeutung der Meß-Kataloge wegfällt, die weder wissenschaftlich geord-net, noch so vollständig und zuverlässig sind, wie das HinrichS'che und dieübrigen ähnlichen Verzeichnisse.