Druckschrift 
1 (1838)
Entstehung
Seite
576
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Mimia vvn Blirichelm.

v. Tcllhcim. Jetzt höre ich mir das muthwillige Mäd-chen, liebe Minna.

Das Fräulein. Und ich höre in Ihrem Verweise mir dasLiebe Minna. Zch will nicht mehr muthroillig seyn. Dennich besinne mich, daß Sie allerdings ein kleiner Krüppel sind.Ein Schliß hat Ihnen den rechten Arm ein wenig gelähmt.Doch alles wohl überlegt: so ist auch das so schlimm nicht. Umso viel sichrer bin ich vor Ihren Schlägen.

v. Tellheim. Fräulein!

Das Fräulein. Sie wollen sagen: Aber Sie um so vielweniger vor meinen. Nun, nun, lieber Tellheim, ich hoffe,Sie werden es nicht dazu kommen lassen.

v. Tellheim. Sie wollen lachen, mein Fräulein. Zch be-klage nur, daß ich nicht mit lachen kann.

Das Fräulein. Warum nicht? Was haben Sie denn ge-gen das Lachen? Kann man denn auch nicht lachend sehr ernst-haft seyn? Lieber Major, das Lachen erhält uns vernünftiger,als der Verdruß. Der Beweis liegt vor uns. Ihre lachendeFreundin beurtheilt Ihre Umstände weit richtiger, als Sie selbst.Weil Sie verabschiedet sind, nennen Sie sich an Ihrer Ehregekränkt: weil Sie einen Schuß in dem Arme haben, machenSie sich zu einem Krüppel. Ist das so recht? Ist das keineUebertreibung? Und ist es meine Einrichtung, daß alle Ueber-treibungen des Lächerlichen so fähig sind? Zch wette, wenn ichIhren Bettler nun vernehme, daß auch dieser eben so wenigStich halten wird. Sie werden einmal, zwcymal, dreymalZhrc Equipage verloren haben; bey dem oder jenem Banquierwerden einige Kapitale ictzt mit schwinden; Sie werden diesenund jenen Vorschuß, den Sie im Dienste gethan, keine Hoff-nung haben, wieder zu erhalten: aber sind Sie darum einBettler? Wenn Ihnen auch nichts übrig geblieben ist, als wasmein Oheim für Sie mitbringt

v. Tellheim. Zhr Oheim, gnädiges Fräulein, wird fürmich nichts mitbringen.

Das Fräulein. Nichts, als die zweytauscnd Pistolen, dieSie unsern Ständen so großmüthig vorschössen.