568 Die Matrone von Ephcsus.
Dieser Arm so weiß, so rund! — Diese Hand, so nachläßt imSchoose! — Diese ganze Stellung, so mahlerisch hingeworfen! —Ach, diese Hand — einen Mund auf diese Hand zu drücken — da sienoch schläft — (er ergreift sie)
Antiphila. (die auffährt und ihre Hand zurückzieht) Ha! — Wiegeschieht mir? (sich die Auge» reibend, als ob sie wirklich erwachte)
philokrates. (indem er zurückspringt, zur Mvsis) Ich bin zu kühngewesen; verrathe mich nicht —
Anriphila- Mysis, wo bist du? — Wer war das? — Wersprach hier? — Wer faßte mich bey der Hand? Warst du eS? —Oder träumte ich? — Was ist das für Licht? — Wer ist hier, Mysis?
philokrates. (der ihr wieder näher tritt) Verzeihen Sie, schoneLeidtragende —
Anriphila. (springt auf) Götter! —
Philokrates. Erschrecken Sie nicht, fromme Wittwe —
Antiphila- (ans Mvsis zuflichcnd) Mysis, wo bist du? — Werdarf uns hier stören? ^ Unglückliche, wen hast du hereingelassen?
philokrates. Zürnen Sie nicht, großmüthige Frau! Die Skla-vinn ist unschuldig.
XNysis. Gewiß, das bin ich.
philokrates. Ein glücklicher Zufall hat uns hicher gebracht —
Antiphila. (mit niedergeschlagenen Augen) Mein Herr, wer Sieauch sind — Gönnen Sie einer Sterbenden die Ruhe, die man Ge-storbenen verstattet!
Philokrates. Besorgen Sie nichts, Beste Ihres Geschlechts. —Ich weiß Ihren Schmerz und die Ursache desselben. Ich verehre IhreBetrübniß, und — theile sie. Ich bin ein Soldat, aber ich weinegern mit Unglücklichen —
Anriphila. Mitleid bringt jedem Ehre. — Aber zum Beweisedieses Mitleids — mein Herr, unterbrechen Sie nicht länger die Tod-ten-Stille dieser geweihten Stäte — verlassen Sie uns!
Philokrates. Ich hatte gehoft, da mich der Zufall so wohl ge-leitet, daß ich mich seiner würde bedienen dürfen. — Ich hoffe esnoch. Nein, Madam, Sie können so grausam nicht seyn, mich indieser stürmische» Nacht anözustoßcn.
Anriphila. Wie! auszusioßcn? Man stößt niemanden ans, denman nicht eingenommen, — Wo komincn Sie her? Wer sind Sie?