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Karl Helfferich zum Gedächtnis : [Reden am Sarge in Mannheim am 30. April 1924]
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Anteil und erlaube ich mir, Ihnen, gnädige Frau, das tiefsteBeileid zum Ausdruck zu bringen. Der Verlust eines solchenMannes reißt eine unausfüllbare Lücke, nicht nur für dienächsten Angehörigen, sondern auch für das ganze, von ihmüber alles geliebte Vaterland. Möge die Versicherung, daßweiteste Kreise an Ihrer Trauer aufrichtigen Anteil nehmen,Ihnen ein kleiner Trost in Ihrem großen Leide bilden.Mir vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

Dr. v. Knilling, Bayerischer Ministerpräsident.

Berlin-Wilmersdorf , den 26. April 1924.Hochverehrte Exzellenz!

Gegenüber dem Ansturm von Teilnahme, die sich indiesen für Sie so furchtbar schweren Tagen an Sie herandrängt,muß sich der einzelne wohl bescheiden, zu Worte zu kommen.Ich kann mich aber nicht entschließen, ganz zu schweigenund möchte Ihnen nur kurz sagen, wie tief ich erschüttert bin,sowohl wegen des fast zermalmenden Schlages, der Sie be-troffen hat, als auch wegen des unersetzlichen Verlustes, denIhres Gatten Tod für unser armes, so schwer geprüftes Vater-land bedeutet. Ich habe jahrelang das Glück gehabt, mit ihmich darf sagen in voller Harmonie zusammen zu arbeitenund hatte große Hoffnungen auf seinen Eintritt in die leitendeStellung des Reiches gesetzt. Ich habe es aber auch als einbesonderes Glück empfunden, daß ich außerhalb der Amts-tätigkeit bis zuletzt mit ihm in Fühlung geblieben bin undmich immer wieder an seinem reichen Geiste und seiner liebens-werten Persönlichkeit erfreuen durfte. Um so mehr versteheich aber auch die Größe des Verlustes, der Sie so jäh undunerwartet getroffen hat. Möge Ihr Sohn zu Ihrer Freudeheranwachsen als ein würdiger Sproß eines solchen Vaters.

Indem ich das Beileid meiner Tochter in das meinigeeinschließe, bin ich in vorzüglicher Hochachtung

Ihr stets ergebener Sydow, Staatsminister.

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