sollten, die ihm seinen Ruhm streitig machen. Vielleicht hater durch diese Tat mehr wie alle anderen zusammen dazubeigetragen, daß die Zeit des Materialismus, des Schieberrums,des Tanzes um das goldene Kalb, um den Dollar, aufgehört hatund daß der Sinn für Einfachheit und Sparsamkeit im Volkewieder geweckt worden ist.
Sein Bestes und Größtes aber hat Helfferich auf dem Ge-biete der Außenpolitik geleistet. Hier ist er schlechthin unersetzlich.Wer wird künftig dieErfahrung haben, aufden vielverschlungenentückischen Pfaden der ErfüllungsPolitik sich so, wie er, zurecht-zufinden, und wer wird, so wie er, die unbedingt anerkannteAutorität besitzen, die dazu gehört, das harmlose, gutgläubigedeutsche Volk rechtzeitig zu warnen? Von Versailles an überLondon, Oberschlesien , Spa, Ruhrbesetzung bis zu den Sach-verständigen-Gutachten der letzten Tage: immer war er es,der die Arglist des Feindes und die Arglosigkeit — um keinenstärkeren Ausdruck zu gebrauchen — der eigenen Regierungzuerst sah; der dem Feinde die Maske vom Gesicht riß undmit messerscharfer Kritik in die Dinge hineinleuchtete, die dieRegierung am liebsten im Dunkeln gelassen hätte. Und wennes ihm auch, Gott sei's geklagt, nicht gelang, dem Schicksal zusteuern: das hat er doch erreicht, daß dem deutschen Volkeallmählig die Augen aufgegangen sind, daß es gemerkt hat,wohin der Weg führt und daß Scham und Empörung über dieeigene Ehrlosigkeit erwacht sind. Sein letztes Werk am Vater-lande war sein Warnungsruf bei den Sachverständigen-Gut-achten, durch die wir endgültig in ewige Sklaverei versetztwerden sollen. Gebe Gott , daß der Ruf noch aus dem Grabedas deutsche Volk wachrüttelt, ehe es zu spät ist, und daß endlichin höchster Not und im letzten Augenblick das laute Nein er-schalle, das allein uns vom Untergange retten kann. Der4. Mai mrd unser Schicksal sein!
An dem politischen Bilde Helfferichs, das ich in kurzenUmrissen zu geben versuchte, würde ein wesentlicher Zug fehlen,
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