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Karl Helfferich zum Gedächtnis : [Reden am Sarge in Mannheim am 30. April 1924]
Entstehung
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Helfferich .

Ganz Deutschland , ja mehr, die Welt sieht unter demEindruck des grausigen Todes eines Mannes, der von den einengeliebt und hochgehalten wie kaum ein anderer, von denanderen gefürchtet, ja gehaßt wie kaum ein anderer seinen Wegdurch Deutschlands Not und Deutschlands Schicksal ging. EinenWeg, der ihn früh aufHöhen führte, der ihn so innig mit seinesVolkes Erleben verband, daß dieses Volkes Niederbruch auch ihnaus der Bahn geworfen zu haben schien. Der aber geradeim Zusammenbruch zeigte, daß er stärker war als dies Volk,das heute noch suchend und klagend in der Irre geht. KarlHelfferich ließ sich nicht erdrücken, er ging unbeirrt seinen Weg,einen Weg, der ihn wieder in die Höhe führte und der jetztseinem Gipfelpunkt sich zu nähern schien. Helfferich hat niein seinem Leben für sich gearbeitet. Mögen haßerfüllte Gegnerihm auch gerade dies noch in der Todesstunde unterstellt haben.Dieser Sohn der Pfalz liebte sein Volk mit einer so völligenund glühenden Hingabe, wie man sie nur recht vielen in Deutsch-land wünschen möchte, die sich gern als Vater des Vater-landes preisen lassen. Und gerade diese, den ganzen Mannund sein ganzes Werk durchtränkende Liebe machte ihn hell-sichtig gegen die Fehler und Irrwege dieses seines Volkes.Um dieser Liebe willen ward er zu jenem schroffen und rück-sichtslosen Kämpfer, als den ihn die anderen nur kennen. Umdieser Liebe willen warb er um seines Volkes Zukunft, umdieser Liebe willen setzte er immer wieder seine Person ein,sprang er immer wieder in die Bresche, weil er im stolzen undberechtigten Selbstbewußtsein wußte, daß er mehr konnte alsdie anderen, die ihm die Wege zur Rettung, die sein klar-blickendes Auge erkannte, verlegen und verbauen wollten. Umseines Volkes Lebenswillen legte er, aus Pflichtgefühl undwahrlich nicht aus Besserwissen, immer wieder den Finger aufdie eiternden Wunden unseres Volkes, nicht um diese Wunden

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