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Humboldt über die Buchstabenschrift.
Grad der Cultur, und so mannigfache und feste gesellschaftliche Formenerreicht, als dies in Mexico und Peru der Fall war. Vermuthlieh hätteman sich in heiden Reichen, so wie heute in China, den Gebrauch derBuchstabenschrift anzunehmen geweigert, wenn er sich freiwillig, undnicht auf dem nöthigenden Wege der Eroberung dargeboten hätte.
So wie ich versucht habe, bei den grammatischen Formen zu zei-gen, dafs auch blofse Analoga ihre Stelle vertreten können, ebenso ist esmit der Schrift. Wo die wahre, der Sprache allein angemessene, fehlt,können auch stellvertretende andere alle aufseien, und bis auf einen ge-wissen Grad auch die inneren Zwecke und Bedürfnisse befriedigen. Nurdie eigenthümliche Wirkung jener wahren und angemessenen, so wie dieeigenthümliche Wirkung der ächten grammatischen Form, kann nie unddurch nichts ersetzt werden; sie liegt aber in der inneren Auffassungund der Behandlung der Sprache, in der Gestaltung des Gedanken, inder Individualität des Denk- und Empfindungsvermögens.,
Wo jedoch solche stellvertretende Mittel (da dieser Ausdruck nun-mehr verständlich seyn wird) einmal Wurzel gefafst haben, wo der instinet-artig in der Nation auf das Bessere gerichtete Sinn nicht ihr Emporkommenverhindert hat, da stumpfen sie diesen Sinn noch mehr ab, erhalten dasSprach- und Gedankensystem in der falschen, ihnen entsprechenden Rich-tung, oder geben ihm dieselbe, und sind nicht mehr zu verdrängen, oderihre wirkliche Verdrängung übt nun die erwartete heilsame Wirkung vielschwächer und langsamer aus. Wo also die Buchstabenschrift von einemVolke mit freudiger Begierde ergriffen und angeeignet werden soll, da mufssie demselben früh, in seiner Jugendfrische, wenigstens zu einer Zeit dar-geboten werden, wo dasselbe noch nicht auf künstlichem und mühevollemW"ege eine andere Schriftgaitung gebildet, und sich an dieselbe gewöhnthat. Noch weil mehr wird dies der Fall seyn müssen, wenn die Buch-stabenschrift aus innerem Bedürfnifs, und geradezu ohne durch das Me-dium einer anderen hindurchzugehen, erfunden werden soll. Ob dies aberwirklich jemals geschehen seyn mag^ oder so unwahrscheinlich ist, dafses nur als eine entfernte Möglichkeit angesehen werden darf? daraufbe-halte ich mir vor, bei einer anderen Gelegenheit zurückzukommen.
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