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liehe Vorstellungen bezieht 1 ), so z. B. die Vorstellung deseigenen Ich als eines denkenden Wesens, so die VorstellungGottes. Auch bei Descartes spielen die angeborenen Be-griffe eine grofse Rolle; »angeboren« bedeutet nicht eigent-lich, dafs es vor aller Erfahrung ursprüngliche bewufste Vor-stellungen giebt, sondern nur dafs die Vernunft im Verlaufeder Erfahrungen aus sich selbst heraus zu gewissen, vonallen Menschen als notwendig angesehenen Begriffen gelangt.Das psychologische Kriterium der wahren Erkenntnis, dieKlarheit und Deutlichkeit der Vorstellungen läfst sich zurück-führen auf die Bestimmtheit der mathematischen Gebildeund der aus ihnen abgeleiteten Sätze, wie denn auch Des-cartes in seinen erkenntnis-theoretischen Ausführungen viel-fach von der mathematischen Erkenntnis ausgeht. 2 ) IndemDescartes im Denken die alleinige Wahrheit erblickt, wirder zum Begründer des modernen Rationalismus, der inSpinoza, insbesondere aber in Leibniz seine Weiterbildungerfährt. Bei Leibniz gestaltet sich die Lehre von den an-geborenen Begriffen so, dafs er noch viel entschiedener alsDescartes nur von angeborenen Anlagen zu bestimmtenBegriffsbildungen spricht. Den durch die Sinne gewonnenenthatsächlichen Wahrheiten stellt Leibniz die notwendigenoder Vernunftwahrheiten 8 ) entgegen, welche nur der Auf-merksamkeit bedürfen, um als wahr anerkannt zu werden.Angeboren sind die Vernunftwahrheiten, sowie die aus ihnensich ergebenden Sätze, weil der Geist sie aus seinemeigenen Innern zu schöpfen vermag und es zweifellos ist,dafs die Sinne nicht ausreichen, um deren Notwendigkeiteinzusehen. In diesem Sinne ist nach Leibniz u. a. dieganze Arithmetik und Geometrie angeboren und potentiell,der Anlage nach, in uns enthalten. Die notwendigen Wahr-heiten kommen uns aber erst zum Bewufstsein bei Gelegen-
J ) Meditat., übers, v. L. Fischer. Lpzg., S. 48.
3 ) Meditat. S. 48.
3 J Nouv. ess. 1. B. C. I. § 5 ff.