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fahrung stammen nicht aus den Sinnen, sondern sindursprüngliche gesetzmäfsige Handlungsweisen des Ich. DasIch oder sich selbst in der Einheit und Mannigfaltigkeitseiner Thätigkeit kennen zu lernen, ist der Zweck derPhilosophie; diese hat kein gegebenes Fundament, sondernsoll es sich selbst geben. - 1 )
In erkenntnistheoretischer Beziehung führt Fichte dieschon von Reinhold geforderte Ableitung der KantischenLehren aus einem obersten Prinzip konsequent durch. 2 ) Inder Aufstellung eines solchen Prinzipes , welches dieursprünglichste Thathandlung, aus der alle anderen folgen,formuliert, erblickt Fichte das Wesen der kritischen Philo-sophie Kant , meint Fichte, habe nicht erklärt, warum dasBewufstsein sich in seinen bestimmten Funktionen äufsere;er will daher die innere Notwendigkeit aufweisen, mitwelcher sich das Bewufstsein bethätigt. Die Erkenntnis derFunktionen und der Entwicklung des Geistes ist nichtempirisch, nur aus sich selbst versteht die Vernunft ihreeigene Gesetzmäfsigkeit. Die Methode der Philosophie istdas »synthetische« oder »dialektische« Verfahren und be-steht darin, dafs in einander entgegengesetzten Begriffendasjenige Merkmal aufgesucht wird , worin sie überein-stimmen. 4 )
Jede Philosophie ist nach Fichte kritisch, für welchedas Ding nichts weiter ist als das im Ich Gesetzte, als einProdukt des Ich; dagegen sieht der Dogmatismus das Ich
*) E. e. n. O. S. 107.
2 ) Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, 2. A. 1802.S. 343: »Sie (die Wiss lehre) stützt sich nicht auf das Zeugnis derinneren Erfahrung, sondern auf ihre Deduktion«.
3 ) Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, 2. A. 1802.S. t, 2.
4 ) 1. c. S. 31.