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Die Weiterbildung der Kant'schen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart : ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie / Rudolf Eisler
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7. Georg Wilhelm Friedrich Hegel .

Die Methode Hegels, welche er seiner gesamten Philo-sophie zu Grunde legt, ist die dialektische; sie ist eineWeiterbildung des von Fichte begründeten synthetischenVerfahrens. Die Dialektik ist die wissenschaftliche An-wendung der in der Natur des Denkens liegenden Gesetz-mäßigkeit. *) Hegel betrachtet das Denken als eine Art vongeistigen Mechanismus, welcher durch einen Reiz von aufsen )die Erfahrung, zu seiner immanenten Entwicklung getriebenwird, 2 ) die darin besteht, dafs die endlichen Bestimmungendes Denkens (die Begriffe) sich selbst aufheben, in die ent-gegengesetzten Bestimmungen übergehen und mit diesen ineinem höheren Begriffe sich vereinigen. s ) Durch dieseapriorische Gesetzmäfsigkeit des Denkens kommt allein»immanenter Zusammenhang und Notwendigkeit in denInhalt der Wissenschaften.« 4 )

Natur und Geist sind beide Erscheinungen des Abso-luten oder der einen konkreten Idee, welche sich im Denkenund in der Wirklichkeit gleicherweise darstellt. Die logischeEntwicklung der Begriffe ist zugleich die Entwicklung derWirklichkeit; der Begriff ist das Wesen des Dinges und hat,als objektiver Gedanke volle Wahrheit. 5 ) Im Denken bringtder Geist sein eigenes Wesen zu seinem Bewufstsein. Dasfreie, in sich reflektirte Denken ist in seiner Unmittelbarkeitund Allgemeinheit das Apriorische in aller Erkenntnis. 0 )Als Erscheinung der absoluten Idee ist die Natur denFormen dieser Idee in ihrem Bei-sich-sein, d. h. des Geistesunterworfen. Raum und Zeit sind als die reinen Formen

*) Encyklopädie der philos. Wiss. im Grundrisse. Hrgb. vonKarl Rosenkranz , 1870. (Phil. Bibl.) S. 40.2 ) 1. c. S. 4L») 1. c. S. 103.*) I. c. S. 104.5 ) 1. c. S. 55-«) 1. c. S. 42.