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Die Weiterbildung der Kant'schen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart : ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie / Rudolf Eisler
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Die Kategorientafel Kant's lehnt Schopenhauer energischab ; sie sei entstanden aus einem Hang Kant's zur architek-tonischen Symmetrie, sie sei nur ein Pendant zur transcen-dentalen Ästhetik. Kant's Grundfehler ist nach Schopenhauer seine Nichtunterscheidung von anschaulicher und abstrakterErkenntnis ; x ) in den zwölf Kategorien sind anschauliche undbegriffliche Erkenntnisform bunt durch einander gemischt.Schopenhauer nimmt nur eine Kategorie als apriorisch an,die Kausalität, als eine der Gestaltungen des Satzes vomGrunde. Die Kausalität ist nicht nur eine notwendige Formdes Denkens, sie ist sogar eine apriorische Bedingung derAnschauung und vor aller Erfahrung bewufst. 2 ) Die übrigenKategorien lassen sich teils aus der einen ursprünglichenableiten, teils gehen sie hervor aus dem Vermögen des be-grifflichen Denkens überhaupt (der Vernunft), teils aus demZusammentreffen von Denken und anschaulicher Erkenntnis.Die Begriffe haben »keine andere a priori bestimmte Form,als die Fähigkeit zur Reflexion überhaupt.« 3 ) Nur der Satzvom Grunde ist a priori bewufst und es giebt keine anderensynthetischen Urteile a priori als diejenigen, welche ausseinem Inhalte hervorgehen. 4 ) Da Raum, Zeit und Kausalitätnur »selbsteigene Formen des Intellektes« sind, so kommenwir auf dem Wege der Erfahrung niemals über das »Gehirn-phänomen« "') der Vorstellungswelt hinaus zu Dingen an sich.Schon das Objektsein gehört zur Form der Erscheinung, daes ohne Subjekt kein Objekt giebt.") Nur von ihnen, d. h.durch unmittelbare Erkenntnis des Dinges an sich im eigenenIch gelangen wir zur Wirklichkeit, als welche sich der eineungeteilte Wille herausstellt. Alle Individualität hat ihren

') 1. c. S 472.

2 ) W. a. W. u. V. II. S. 36-37. S. 47g.

s ) W. a. W. u. V. I. S. 446.

4 ) i c. S. 479-

r ') W. a. W. u. V. II. S. 6.

"j 1. c. S. 503.