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Grund in unseren Anschauungsformen, Raum und Zeit sind»principia individuationis.«
Genau wie Aristoteles definiert Trendelenburg die Philo-sophie als die Wissenschaft der Prinzipien, als die allgemeineWissenschaft, die zur Grundlage alle Einzelwissenschaftenhat. Erkenntnis und ihre Möglichkeit ist nach ihm nur dannbegreiflich, wenn es irgend ein Element giebt, das dem Er-kennenden und Erkannten gemeinsam ist und welches dieVerbindung zwischen Denken und Sein herstellt.*) Alsdieses Gemeinsame, das nur eine allgemeinste und ursprüng-lichste Thätigkeit sein kann, erweist sich ihm die Bewegung;diese ist im Denken der Art nach dieselbe wie in deräulseren Natur. 2 ) Die Bewegung des Denkens ist dasApriorische in der Erkenntnis, somit als Bedingung der Er-fahrung unabhängig von derselben im Wesen des Geistesbegründet. Aus der geistigen Bewegung entspringen dieFormen der Anschauung, Raum und Zeit und die Kategorien.Da die Bewegung gleicherweise im Denken und im Seinvorhanden ist, so haben Raum und Zeit trotz ihres subjek-tiven und apriorischen Ursprungs objektive Gültigkeit. Kanthat wohl die Apriorität der Anschauungs- und Denkformendargethan, aber er hat nicht bewiesen, dafs dieselben »nur«subjektiv sind; in seinen Beweisen ist eine »Lücke«, welchedie Möglichkeit offen läfst, dafs die apriorischen Formensubjektiv und objektiv zugleich sind. 3 ) Durch die Fassungseines Apriori versperrt Kant der Erklärung der angewandtenMathematik den Weg. 4 ) Sollte man nicht vielmehr schliefsen,meint Trendelenburg , dafs Raum und Zeit für den Geist
*) Logische Untersuchungen, i. Bd. 2. A. 1862. S. 136.
'-) 1. c. S. 144.
») 1 c. S. 162—64.
') 1. c. S. 160.