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mühsam gesucht und gefunden werden;*) sobald sie durchAnschauung demonstriert werden, verbindet sich mit ihnensofort das Bewufstsein ihrer Notwendigkeit. Das Bewufst-sein derselben stammt nicht aus der Erfahrung, sondernentwickelt sich nur mit ihr. 2 ) Die Erfahrung als ein Prozefs,durch welchen die Erscheinungen von Dingen in uns ent-stehen, ist durch die Organisation des Geistes, durch diepsychophysische Einrichtung des erkennenden Subjektes be-dingt. Dasjenige in der Erkenntnis, was nicht aus deräufseren Einwirkung, sondern aus dem Wesen des Bewufst-seins entspringt, ist apriorisch. 3 ) Unsere Empfindungensind ihrer Qualität und Form nach als Anlagen oder Dispo-sitionen in der Seele vor aller Erfahrung vorhanden. Mankönnte den ganzen Körper des Menschen als apriorisch be-zeichnen, »wenn nur der Körper selbst nicht wieder blofseine a priori gegebene Auffassungsweise rein geistiger Ver-hältnisse wäre.« 4 ) Kants Beschränkung des Apriori aufRaum und Zeit ist nicht überzeugend, er hätte zum min-desten auch die Bewegung dazu rechnen müssen. Uberhauptist es ganz ungerechtfertigt, wenn Kant behauptet, dafs Em-pfindungen sich nicht wieder an Empfindungen ordnenkönnen, und er daher das Apriorische in eine ordnendeForm setzt. 5 )
Raum und Zeit gehen aus unserem Empfindungs-mechanismus notwendig hervor. »Die psychophysische Ein-richtung, vermöge welcher wir genötigt sind, die Dinge nachRaum und Zeit anzuschauen, ist jedenfalls vor aller Er-fahrung gegeben.« 0 ) Die Kategorien sind nicht als Begriffeapriorisch, sondern ergeben sich ursprünglich aus bestimmtenEinrichtungen des Denkens, »durch welche die Einwirkungen
l ) 1. c. S. 14.
") I. c. S. 22.
• , ) I. c. S. 28.
*) 1. c. S. 44.
s ) 1. c. S. 33.
u ) I. c. S. 36.