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Die Weiterbildung der Kant'schen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart : ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie / Rudolf Eisler
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möglich?« fragt Jacobi, da der empirische Gegenstand nachKant's Ausführungen nur Vorstellung, von dem transcen-denten Gegenstand aber nichts bekannt ist, und die Cau-salität nur eine subjektive Denkform sein soll. - 1 ) Schon derblofse Glaube an Dinge an sich bringt uns vom transcen-dentalen Idealismus ab und verwickelt uns in unauflösbareWidersprüche. ") Ohne die Voraussetzung von Dingen ansich komme man nicht in das Kant 'sche System hineinund mit ihr könne man nicht darin bleiben. 8 ) Richtig auf-gefafst, ist Kant's Lehre nach Jacobi der »kräftigste« Idea-lismus, den es je gegeben, mit dem Grundgedanken, dafswir nichts anderes erkennen als nur Bestimmungen unsereseigenen Ichs, aus denen auf gar nichts anderes geschlossenwerden darf. *)

Die Aprioritätslehre Kants hält Jacobi für durchausunbewiesen und unhaltbar. Er nennt die »reinen Anschau-ungen« ironisch die »reinen Grundgespenster«; wir er-fahren ja nicht, warum wir die Anschauungsformen not-wendig in uns erschaffen müssen, ebenso nicht, warum wirals Bedingung der Erfahrung gerade zwölf Stammbegriffe,nicht mehr oder weniger, produzieren. 5 )

Für Jacobi beruht die Evidenz unseres Wissens einzigund allein in dem »objektiven und reinen Gefühl;« aus ihmgehen die Grundurteile der Vernunft hervor. °) Die Er-kenntnis der Aufsenwelt als auch des eigenen Ichs ist eineunmittelbare; in demselben Augenblick erfahre ich (durcheine »zwiefache Offenbarung«), dafs ich bin und dafs etwasaulser mir ist. 7 ) Die Notwendigkeit der Anschauungs- und

') D. Hume über den Glauben, oder Ideal, u. Real., 1787.

D. Werke 2. Bd. hrggb. 1815. S. 3012.*) 1. c. S. 310.8 ) 1. c. S. 304.') 1. c. S. 306.5 ) 1. c. S. 36, 56.») 1. c. S. 109.') 1. c. S. 161.