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Die Weiterbildung der Kant'schen Aprioritätslehre bis zur Gegenwart : ein Beitrag zur Geschichte der Erkenntnistheorie / Rudolf Eisler
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Denkformen erklärt sich aus dem Vorhandensein derselbenin allen denkenden Wesen und aus ihrem vollständigenVorkommen in jeder Erfahrung. l ) Damit ergiebt sich zu-gleich die Evidenz der aus den allgemeinsten Begriffen ent-springenden Urteile, und diese bedürfen daher nicht einerUnabhängigkeit von aller Erfahrung, welche sie nur zublofsen Vorurteilen des Verstandes machen würde, wie esbeim Kritizismus der Fall ist, der, wie Jacobi sich aus-drückt, jeden Anspruch auf Erkenntnis der Wahrheit, »bisauf den Grund ausrottet.« 2 ) Die Kategorien sind not-wendig und allgemeingiltig, weil die Beziehungen die sieausdrücken »unmittelbar und in allen Dingen vollkommenund auf gleiche Weise gegeben sind.« 3 ) Der gesamteErkenntnisprozefs ist das Resultat »lebendiger und thätiger«Vermögen der Seele; 4 ) er führt zu dem Ergebnis, dafs derKern der Dinge ein geistiger ist. »Nichts ist wahrhaftEtwas als der Geist.« 5 )

2. G. E. S c h u 1 z e.(Änesidemus).

Unter den Gegnern, welche sich bald nach dem Er-scheinen von Kant's Vernunftkritik gegen die Grundprinzipienderselben erhoben, nimmt Schulze seiner Unparteilichkeitund seines Scharfsinnes wegen eine hervorragende Stellungein. Sein »Änesidemus« richtet sich zunächst gegen Reinhold'sAusführungen, Hand in Hand damit geht aber auch seinePolemik gegen die »Kritik der reinen Vernunft « selbst,deren Prinzipien er erstens für unbewiesen, zweitens für zumTeil einander widersprechend erklärt.

*) 1. c. S. 21314.2 ) 1. c. S. 21517.6 ) 1. c. S. 261.

4 ) 1. c. S. 272.

5 ) 1. c. S. 274 fr.

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