dort, wo der Abfall vom Gesetz ins Bewußtsein tritt, im„Sündenfall" nach der tiefsinnigen Symbolik des AltenTestaments .
Den entscheidenden Fortschritt für die Vereinheitlichungder Geschichte brachte die Idee von der Menschheit alseiner den Globus umwohnenden Gesamtheit, welche der Ord-nung in einem Friedensreiche zustrebt: die sog. „Ökumene".Dieser Gedanke, in den asiatischen „Weltreichen" vorbereitet,kam im Hellenismus zum Durchbruch und wurde als „paxRomana" von den „guten" Kaisern Roms aufgenommen. Erwurde gefördert durch die Erkenntnis von der Kugelgestalt derErde, welche — den Babyloniern wie den Ägyptern noch un-bekannt — bei den Pythagoräern und Plato blitzhaft auftaucht,um für Aristoteles und Alexander als Gemeingut der Gebildetenin Geltung zu stehen. Gegenüber der Unbegrenztheit derFläche enthält die Kugel die Idee der Geschlossenheit.
Die Begründer des Christentums fußten auf dem Gedankender Ökumene. Jesus pries die Barmherzigkeit des verachtetenSamariters, er heilte das kananäische Weib, er befreundete sichmit dem römischen Hauptmann, er speiste mit unreinen Zöll-nern und sprach, als erstmalig Griechen ihm nahten, das Wort:„Die Stunde ist gekommen, da des Menschen Sohn verherrlichtwird." (Ev. Joh. 12, 20—23.) Sein Abschiedswort an die Jüngerenthält den Auftrag, hinauszugehen in alle Welt, alle Völkerzu lehren, womit die Gliederung der Menschheit nach völki-schen Sonderheiten anerkannt ist. Der Gottesgeist senkte sichauf die Jünger herab, als sie „in einem Geiste", d. h. als eineim Herrn verbundene Gemeinschaft, beisammen waren. Ersprach durch sie zu jedem Volke in dessen eigenerSprache. Angesichts einer unendlich reichen Historie, imBrennpunkt der damaligen Kultur, bekannte sich Paulus aufdemAreopag zu Athen zur Ökumene: „Gott machte alle Völkeraus einem Blute, das ganze Antlitz der Erde zu bewohnen."(Ap.-Gesch. 17, 26.)
Das Christentum umfaßt in historischer Weltanschau-ung die gesamte Geschichte als einen einheitlichen Verlauf,
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