größere Werke verrichten, als sie der Meister in seinem Erden-gange mitteilen und verrichten durfte. Im Drama der Welt-geschichte werden sie das Gottesreich versichtbaren.Jede Nation dient ihm zu ihrer Zeit mit ihrer Gabe. So ist dieGeschichte die Fuge eines göttlichen Meisters, in der die Stim-men der verschiedenen Völker nacheinander zum Ausdruckgelangen (Goethe).
Das Gottesreich wächst, wie aus kleinstem Samen der Baum-riese die Welt überschattet, wie aus kleinen Bausteinen gefügtder Kuppelbau der Kirche die Menschheit überwölbt, das Bilddes Herrn als das Licht der Welt in der Mitte der Apsis. Keim-zellen oder Bausteine des Gottesreiches sind alle Gemein-schaften, in denen der Geist echter Solidarität herrscht nachdem Worte „alle für einen, einer für alle" (I. Kor. 12, 14—27).Solche Bruderschaften, Genossenschaften, Kameradschaftensollen zu einem Leibe zusammenwachsen, dessen Glieder hierauf Erden tätig, durch das himmlische Haupt, den verklärtenHerrn, geleitet werden. „Ihr seid der Leib Christi und Glieder,ein jeglicher nach seinem Teil" (Paulus).
In großartiger Konzeption hat das Mittelalter einen ge-nossenschaftlichen Aufbau erstrebt, der jedem an seinerStelle Brot und Ehre gibt und in hierarchischer Gliederungzum doppelten Imperium als einem geistlichen Amte aufsteigt.Seit der berühmten Enzyklika Leos XIII. „rerum novarum "(1891) hat die katholische Kirche diese Grundgedankenauf die sozialen Probleme der Gegenwart angewendet und ver-dankt dieser berufsständisch genossenschaftlichen Einstellungnicht in letzter Linie ihre Berührung mit den innersten Stre-bungen der Gegenwart — vergangenheitsgesättigt — zukunfts-trächtig.
Die offizielle Reformation hat die Rettung der Einzel-seele in den Vordergrund gestellt. Sie hat Großes hervor-gebracht, indem sie den Menschen auf sich selbst verwies,ihn seinem Gott allein gegenüberstellte (solus cum solo),indem sie die Auslegung des Bibelwortes dem Gewissen an-vertraute und den Menschen damit auch weltlich entband.
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