Jugend und der Arbeit, des Sports und des Wehrdienstes, indenen Volks- und Schicksalsgenossen über Besitz- und Bildungs-unterschiede hinweg sich als Freunde und Brüder die Handreichen.
Die alles andere überragende Gemeinschaft der Gegenwartist der auf nationaler Grundlage aufgebaute starkeStaat. Diesem sind mit dem Verfall der kapitalistischen Gesell-schaftsordnung, mit der Zersetzung des liberalen Gedankens,mit der Technik des Verkehrs und der Massenbeeinflussung(Flugzeug, Radio) Möglichkeiten zugefallen, die vor einemMenschenalter noch unerhört erschienen wären. Dieser „NeueStaat", welcher so viel sein soll, ist nichts, wenn er nicht mehrist als eine tote, mit Eisen verklammerte Maschine nach derArt des alten Obrigkeitsstaates. Wird es gelingen, ihn zurechten Volksgemeinschaft zu steigern und zum einheit-lichen Volks willen vorzudringen über ziffernmäßige Stim-menmehrheit hinaus? In unserem Zeitalter der Revolutionenvon unten, der Kriegsgefahren von außen, in einer waffen-starrenden Welt, hat kein Staat Bestand, der in Tagen der Notnicht auf die Zustimmung eines freien, opferbereiten Volkeszurückgreifen kann, der die breiten Mittel- und Unterschichtennicht seelisch erfaßt und die innersten Strebungen der denken-den Minderheit seinem Bette nicht zuleitet.
Wird es gelingen, jene Verbände zwischen dem Einzelnenund der Nation des brüchigen Kittes der Nützlichkeit zu ent-kleiden und mit jenem Gemeingeist zu durchtränken, der denEigennutz bändigt, von der Dorfgemeinde zur Millionenstadt,von der Werkgemeinschaft zum Berufsverbande, zur planwirt-schaftlichen Zentrale?
Alles dies sind allgemein abendländische Fragen,nicht weniger wichtig für England wie für Amerika, für Italien wie selbst für das konservative Frankreich . Kreist die abend-ländische Welt um die beiden Pole, Freiheit und Gemeinschaft,so handelt es sichheute um eine SchwerpunktsverlagerungzurGemeinschaft. Denken wir daran, wie Amerika —dereinstder Bannerträger starken Einzelmenschentums im Puritaner,
3 Schulze-Gaevernitz, Abendland
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