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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
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Alles höhere Menschenwerk, das über das rein animali-sche Bedürfnis hinausgeht, beruht auf dem Paradoxon einesGlaubens des Glaubens an einen letzten Wert, der sich inden geschichtlichen Kulturwerten des Handelns, Erkennens,Gestaltens entfaltet.

Durch mein Werk ob groß, ob klein gliedere ich michdem göttlichen Heilsplan ein. Beruf ist Berufung durchGott zur Mitarbeit an der Welt, an den gottgewolltenWerten des sozialen Ganzen als Aufgaben der Menschheit.Mein Beruf ist der keines anderen; jeder wirke an der Stelle,zu der er berufen ist.

Gottes Gedanken durchströmen mich, Gottes Fülle überflutetmich, auf daß mein Wort ein Hauch sei seines Mundes, meinarmes Werk ein Stück sei seines Weltenwerkes.

Ich werde mein Werk verrichten, als freier Vollmensch,nicht als Sklave des Werks. Frohen Mutes werde ich Samenstreuen in die Furchen der Zeit und Gott wird Wachstumgewähren.

Naturverbundenheit, Vollmenschentum, Gottes-nähe diese Einheit im Dreiklang ist die jedem Menschengesetzte erste Aufgabe. Die weitere Aufgabe der Mitarbeitam Gottesreich und der Hilfs- und Heilsdienst amNächsten hängen in ihrem Erfolge durchaus von der Er-füllung der ersten Aufgabe ab. Wege, die zu diesem Ziele füh-ren, sind: Körperertüchtigung, gesunder Schlaf, Sammlung inGebet, Seelenstille in Gott . In den Zeiten, die diesen Zweckengewidmet sind, schalten wir menschlichen Kleinkram aus: Geld-und Geschäftssorgen, Tagespolitik und Wirtschaftsnot, eitlesGeschwätz und sog. Geselligkeit, auch die Sorge um den Näch-sten. Ist der Mittelpunkt in Ordnung gebracht, sofolgt die Umwelt von selbst. Wie kann ich andern etwassein, wenn ich nicht zuvor selbst etwas bin?

Nichts im Leben gelingt ohne Ruhe und Freude. Ruhig dieDinge an sich herankommen lassen und dann, nicht zu früh, infreudigem Schwung die gesammelte Kraft in den Schlag hinein-legen beim Ballspiel wie im Spiel des Lebens.

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