ZWEITES KAPITEL
WIEDERGEBURT
„Zertreutes Wesen führt Dich nicht zum Ziel.
Erst müssen wir in Fassung uns versühnen,
Das Untere durch das Obere zu verdienen."
Goethe
I. Gott — Mensch. S. 47. — II. Gott — Natur. S. 50. — III. Der Tempel. S. 54. — IV. Der Dä-mon. S. 57. — V. Der Nächste. S. 62. — VI. Das Werk. S. 67. — VII. Das Gottesreich. S. 74.
I. Gott — Mensch
„Wiedergeburt" ist die seelische und körperlicheUmstellung des Menschen von Grund aus zu Gotthin, die Einstellung der schwanken Achse des Ichauf den unverrückbaren Pol der Welt. Wiedergeburt istein innerlichster Vorgang: einige gottbegnadete Bahnbrecherreißen wenige Jünger, viele Volksgenossen, niemals die Mehr-zahl, wohl aber das Zeitalter mit sich.
Die Wiedergeburt, als grundsätzliche Umschaltung, ist zusichern, zu entfalten und auszuwirken. Das köstliche Kleinodunserer himmlischen Berufung ist in täglicher Übung zu ver-dienen. Hierzu benötigen wir Zeiten stiller Sammlung, jeden-falls einige Minuten allmorgendlich und allabendlich, womög-lich eine tägliche Stunde des anfänglich so gefürchteten, späterso erwünschten Alleinseins, gelegentliche Ferien von derHast und dem Kleinkram des Alltags. In diesen Übungen „er-bauen" wir uns durch aufbauende Gedanken, die sich zuWorten verdichten. Das Wort ist die Brücke vom Gedankenzur Tat!
Unserer Sammlung dienen Bibelworte, Worte gottbegnadeterDenker und Dichter, nicht minder aber auch Leitsätze
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