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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
Entstehung
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mit erstaunlicher Folgerichtigkeit" als erstorben und art-fremd ab: die Bindung des Menschen an das Böse, die Leug-nung der menschlichen Freiheit, die übersteigerte Transzen-denz Gottes, die damit unvermeidliche Verjenseitigung desGottesreiches vor allem jene Jammertal- und Sündenpfuhl-stimmung, welche mit den unvermeidlichen Rückfällen desSünders die .Straffheit des Pfhchtgebotes gefährdet. DasSündige tapfer, glaube tapferer!" öffnet dem Versucherangelweit die Tür. Heldischem Geiste widerstrebt der klein-mütige Verzicht vor dem Todfeinde Satan.

Aber auf der anderen Seite ersetzt keine Gefühlswelt nordi-scher oder indischer Weistümer die rückgratstarke, kirchenbil-dende, seelenstillende Kraft echten Christentums, welche Trostin tiefster Not, Demut in höchstem Siege spendet und auch imSterben nicht versagt. Unser Weg führt hindurch zwischenzwei Unmöglichkeiten auf der Linie von Jesus und Johannesher, durch die allgemeine und die deutsche Kirchengeschichte,zu jenem Christen tum der Gesinnung und der Tat, demdie Zukunft gehört. Unsere größte Vergangenheit war christ-lich; im Vergleich zu Jesus nannte sich ein Kant, dessen Jugendtief im Pietismus wurzelt,einen nach Vermögen auslegendenStümper". Unsere Zukunft wird im Chaos münden oder siewird die große Linie der Vergangenheit weiterführen, treu demNamen und dem Werke des göttlichen Meisters, und dochlebendig in immer erneuter Offenbarung jenes Geistes aus derHöhe, der den toten Buchstaben überwindet.

Jeder von uns ist für diese letzte Entscheidung mit verant-wortlich. Denn jeder Einzelne wie immer die Welt läuftkann zu dem Jungbrunnen zurückkehren, aus dem unsere Vor-fahren lebendiges Wasser schöpften, das den Seelendurst füralle Ewigkeit löscht mit neuem Gefäße vielleicht schöpfen,wenn die Gefäße der Vorzeit verrotteten. Das wäre jene Wieder-geburt, die durch freien Entschluß Gottes Gnade in einemNeuen Leben versichtbart die Wiedergeburt des Menschen,des Volkes, des Abendlandes, der Menschheit!

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