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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
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enthüllt, weshalb wir von Nacktkultur noch weit entferntsind? Können wir ihn bebrillt, mit künstlichem Gebiß, ver-krampft und verkrümmt denken, von all den großen und klei-nen Plagen heimgesucht, welche unsere körperliche Anbrüchig-keit uns aufbürdet? Diese Fragen stellen, heißt sie verneinen.Der Erneuerer des Abendlandes wird vollkräftiges Ebenmaßdes Körpers mit befriedetem Gleichgewicht der Seele verbin-denschön und gut" nach dem Leitwort der Griechen.Solche Worte aber sind leeres Geschwätz, wenn wir nicht selberanfangen, uns umzubauen in zäher Arbeit heute und hier unddas, was an uns selbst nicht mehr gutzumachen ist, an unsernKindern, an der Jugend unseres Volkes wiederherzustellensuchen: den göttlichen Schöpfergedanken!

Wenn die körperliche Entartung so fortschreitet, wie im letz-ten Menschenalter, so schießen wir in den Abgrund. Mit demKörper geht alles höhere Menschentum vor die Hunde, dennauf dieser Erdenscholle ist der Körper das Werkzeug des Gei-stes. Es ist allerhöchste Zeit, das Steuer herumzuwerfendraußen im Volksstaate, drinnen im Zellenstaate.

Zeichen der Zeit ist der rapid fortschreitende Zahnverfall.Er ist nicht nur eine schmerzhafte und kostspielige Angelegen-heit, die bei bescheidenem Einkommen nur zu oft das Gleich-gewicht des Familienbudgets über den Haufen wirft; er ist zu-gleich ein erschreckendes Symptom unserer allgemeinen Ent-artung dabei durchaus vermeidlich. Noch die Mehrzahlunserer Urgroßväter erfreute sich gesunder Zähne bis an ihrLebensende: einfachst ernährte, körperlich hart arbeitende,vom Verkehr unberührte Landbewohner. Dieser Zustand hatsich bis in die neueste Zeit erhalten, so in einzelnen Schweizer Hochtälern, solange sie abgelegen waren. Das Elend brach her-ein mit den Segnungen der sog. Kultur, mit Eisenbahn undAuto, welche die fernste Hütte in Marktwirtschaft undFremdenverkehr einbezogen. Heute ist unter unseren Schul-kindern kaum eines mehr zu finden, dessen Zähne nicht vomVerfall ergriffen wären. Obgleich zahnärztliche Technik dieerste unentbehrliche Hilfe bringt und regelmäßige zahnärzt-

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