fremdartig erscheinen mag, kann in wenigen Jahrzehnten festeLebensform eines wachsenden Kreises starker, froher und gottes-naher Menschen geworden sein, der -— in der Mitte des Entschei-dungskampfes stehend — dem abendländischen Schicksal dieWendung gibt. Schon heute umfassen die Bewegungen undOrganisationen der Lebensreform hunderttausende begeisterterAnhänger. Im Kampfe mit Krankheit und Anbrüchigkeit er-streiten sie eine neue Jugend. Die Wiedergeburt des Abendlan-des wird nicht in Gelehrtenstuben ausgeklügelt, sondern unterfreiem Himmel eratmet, auf dem Turnplatz erkämpft, im Ehe-bette empfangen und im Gebete erobert.
II. Geschlecht
Verhüllt und versteckt, für viele Tabu, steht Sexus im Mit-telpunkt des menschlichen Schicksals. Die Frage, ob Untergangoder Wiedergeburt des Abendlandes, wird nicht zuletzt aufdem Gebiete des Geschlechtes entschieden. Kein Gebiet aufdem ungeschminkte Feststellung der Tatsachen notwendiger,ungehemmte Aussprache erwünschter ist als dieses. Viele un-glückliche Ehen wären zu heilen gewesen durch Abstellungsexueller Unstimmigkeiten, wenn ein sachkundiger und gütigerRat rechtzeitig eingegriffen hätte.
Die Sexualfrage ist verwurzelt in grauer Vorzeit, als dieNatur noch Arterhaltung und Lebenssteigerung durch Instinktund Daseinskampf unbewußt erreichte. Über das Trümmerfeldder Gegenwart klärt ein geschichtlicher Rückblick denAusblick in die bessere Zukunft.
In der N a t u r ist der Geschlechtstrieb der stärkste aller Triebe,der in der Brunstzeit sogar der Selbsterhaltung spottet. Was vonder Natur gilt, gilt auch von der Praehistorie des Menschen.Der Urmann als der Stärkere behandelte das Weib als Sach-gut für Zwecke der Lust, daneben der Arbeit. In mörderischemKampfe mit seinesgleichen hat er das Weib erkämpft oder injahrelangem Dienste beim Gewalthaber der Frau erarbeitet.
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