Vorgang bislang ungeklärter Ursachen, deren Aufhellung unddamit Beeinflussung in Zukunft nicht undenkbar erscheint.
Nur an der Außenlinie dieser intimsten Vorgänge kann derStaat mitwirken durch Ehezertifikate, welche die Ehefähigkeitbescheinigen, durch Steuererleichterung für Kinderreiche,durch Sterilisation Schwachsinniger und Verbrecher, durchAufklärung und Propaganda. Aber den Willen zum Kindekann er niemandem gebieten. Der Instinkt zur Mutterschaft,der in vielen Frauen noch fortlebt, genügt nicht, da er sichmeist mit einem Kinde begnügt. Der Wille zum Kinde wur-zelt in jener Lebensbejahung, über das eigene Leben hinaus,die nicht von dieser Welt ist. Für die Vorfahren war es derWunsch, der Heerschar Gottes (militia Christi) junge Streiterzuzuführen. Es gilt heute, für diesen Gedanken eine zeitgemäßeForm zu finden, die dem transzendenten Ziel treu bleibt.Rücksichtnahme auf die gesundheitliche und wirtschaftlicheLage der Eltern und die Pflichten der Aufzucht und Erziehungweisen in vielen Fällen darauf hin, die Güte der Menge desNachwuchses voranzustellen, zumal die Qualität des Nachwuch-ses am ehesten imstande ist, „die potentiellen Energien derNatur in Nahrungsspielraum umzuwandeln" (Muckermann).
4. Unter heutigen Verhältnissen ist die Technik der Ge-burtenkontrolle eine harte, unumstößliche Tatsache. DerLebenserneuerer verneint die Abstinenz, die nur zu leichtzur Heuchelei oder Neurose führt. Er bejaht die Geburten-kontrolle zugleich als ein Erfordernis der ehelichen Liebe, dienur zu leicht unter Abstinenz erkaltet. Er bejaht diese Technikim Kampfe gegen Prostitution und Geschlechtskrankheit zu-gunsten eines veredelten Liebesverhältnisses. Aber er betontzugleich die großen Gefahren der Unmäßigkeit geradedieses Genusses. Diskrete Statistiken, welche über die Zahl dervollzogenen Geschlechtsakte in den Vereinigten Staaten auf-gemacht wurden, weisen ein erschreckendes Bild auf, hinterwelchem die Unmäßigkeit unserer kinderreichsten Vorfahren ge-wiß weit zurückblieb. Wir berühren hier einen verborgenenKrebsschaden, welcher die Zukunft des Abendlandes
7 Schulze-Gaevernitz, Abendland
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