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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
Entstehung
Seite
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Aber was wir wissen, genügt bereits, um die nächsterforderlichenSchritte zu beleuchten. Was uns fehlt, ist die Wende zum Jadie Umstellung von Grund aus zu Gott hin die Wiedergeburtin Freiheit durch Gnade.

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Die Wendung des Zeitalters vorwegnehmend, schritt dieEntwicklung der Seelenheilkunde im letzten Menschen-alter von der Psychoanalyse zur Psychosynthese.

Als Vertreter des Materialismus und Utilismus eines un-gläubigen Zeitalters hat S. Freud das Lust- und Unlustprinzipin den Mittelpunkt seiner Seelenlehre gestellt und die mög-lichst vorteilhafteste lustreichste, unlustärmste Anpassungdes Ichs an die Umwelt gefordert. Indem er die Habesucht,d. i. den Trieb des Besitzergreifens, als primär bezeichnet, hater den Grundgedanken der kapitalistischen Gesellschaft in derPsychologie zur Geltung gebracht. Freud hat damit die tief-sten Schichten des Seelenlebens unberührt gelassen, in denendie allgemeingültigen, überpersönlichen Normen des Erkennensund Handels verankert sind, welche die Einordnung des Ichin die Umwelt in das soziale Ganze, in das Weltall er-möglichen und erheischen. Indem er die unterbewußte Ver-ursachung der Triebhemmungen in vielen Fällen erfolgreichklarlegte, hat er seelische Verwundung noch nicht geheilt. Erhat den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Weltan-schauung grundsätzlich vernachlässigt.

Dagegen hat E. G. Jung die psychologische Bedeu-tung der Weltanschauung, Geistesgeschichte, Religionund Philosophie betont und je nach der Einstellung zu derUmwelt denextravertirten" undintrovertirten" Typus desSeelenlebens unterschieden.

A. Maeder stellt der kaptativen Anziehung, d. h. dem Hang,das Begehrte an sich zu reißen, den Drang nachIdenti-fikation" mit dem Vorbild zur Seite. Dieser Trieb beginntnormalerweise beim Kinde mit der Bewunderung und Nach-ahmung der Eltern. Die Liebe stellt das geliebte Wesen in den

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