Mittelpunkt, um den das Ich kreist. Die Selbständigkeit desisolierten Ich wird zugunsten einer Zusammenarbeit mit derUmwelt aufgehoben; die Normen dieser Umwelt werden imGewissen verankert; die Einordnung in die Gesellschaft undin den Kosmos wird vollzogen. Dies die gesunde Entwicklungdes Säuglings zum Kinde, bis der Erwachsene in Freiheit dasGesetz des Ganzen bejaht als den überpersönlichen Wert, indessen Dienst die Persönlichkeit sich enfaltet.
Auch der Wiederaufbau eines wunden, gestörten Seelen-lebens erfordert die Selbsttätigkeit des Kranken, ist ein Aus-druck der schöpferischen Kräfte, die in jedem Menschenschlummern — eine Selbstheilung und Selbstentfaltung durchdas freie, große J a. Der Kranke, der um Gesundheit ringt,der jedoch jeden von außen kommenden Moralismus ablehnt,kann in der eigenen Seele sich dem religiösen, als dem inner-lichsten Problem nicht entziehen. „Echte Bejahung, auch derWille zur Gesundheit, greift über die eigene Person hinaus"(F. Schauer). Gesund und glücklich zu sein, ist kein End-zweck, sondern Mittel für die Zwecke des Aufbaus, der Arbeit,der Liebe, der Gemeinschaft. Ist Menschenhaß „verlängerterSelbstmord" (Schiller), so fördert Menschenliebe nicht nurden geliebten Menschen, sondern mehr noch den Hebenden.Die Seelenhaltung des Mangels, der Abwehr, der Kritik da-gegen zermürbt den Neinsager, der sich auf die vorhandenenÜbel konzentriert und damit die positiven Möglichkeiten ver-liert. „Schon aus egoistischen Gründen" sollte er auf denFelsen des Ja sich retten.
Aber keine noch so einleuchtende Theorie heilt, sondernnur innerlichste Erschütterung durch das persönlichsteErlebnis. Dieses kann anknüpfen an die starke Güte einesSeelsorgers oder Arztes oder eines vielleicht bisher verkanntenFreundes, der dem allgemeinen Nein eben doch das Ja fürsich abnötigt. Dieses Erlebnis kann zurückgreifen auf die Liebeund Bewunderung des Kindes vor Mutter, Vater oder Er-zieher, weiter zurück auf die glückliche Geborgenheit imMutterschoße, auf das Liebeserlebnis des Empfängnisses. Es
116