kann hinuntersteigen zu dem Gotteslicht in den tiefsten Tiefender Seele und aufgipfeln zu der Liebe von oben, die selbstdem verbohrtesten Neinsager goldene Brücken baut — in einemfreundlichen Blick, einem herzlichen Wort, einem schönenGedicht, einem goldenen Sonnenuntergang. Vielleicht kommtdoch der Augenblick, wo er solche Brücke betritt. Ein Schritt,und der Übergang zur Heimat ist vollzogen, von der allesmenschliche Leben ausgeht und zurückstrebt, wogegen derFlüchtling, vom eigenen Irrlicht betrogen, in das Nichts zer-stiebt. Denn ein nur ichhaftes Leben ohne Liebe, ohne Ge-meinschaft, ohne Bindung an Mitmensch, Welt und Gott istsinnlos, unerträglich, unmöglich. Ein solches Leben vereinsamt;denn der Nächste flieht instinktiv oder pflichtmäßig die auchihn bedrohende Zermürbung. Liebe harrt des Tages, da ihrHoffnung winkt, den Kreislauf des Übels zu durchbrechen.
Es ist erstaunlich, wie diese Grundgedanken, die in neuesterSeelenforschung verankert sind, der christlichen Weltanschau-ung nahestehen. (Ev. Joh. i, i—5 und 9—11.)
„Im Anfang war der Logos", d. i. der göttliche Schöpfer-gedanke, der zugleich Wort und Tat ist. „Der Logos warbei Gott und war göttlicher Natur, alle Dinge sinddurch denselben gemacht." Gott der Schöpfer und All-erhalter! „Im Logos war das Leben." In den Erscheinungendes Lebens offenbart sich Gott in besonderer Weise. Währenddas Weltganze über alle Vernunft ist, während in ihm alles Teilist unter Teilen, die wir mit unserm Verstände nur schrittweisenach Wirkung und Ursache begreifen können, offenbart sich imLebewesen ein Ganzes, dessen Teile so geordnet sind, daß sieals Glieder dem Zwecke des Ganzen dienen. Indem wir unseinfühlen in den Zweck des Lebens, ahnen wir die Zielstrebig-keit des Weltganzen als göttlichen Heilsplan.
„Das Leben ward das Licht der Menschen." „Daswar das wahrhaftige Licht, das jeden Menschen er-leuchtet, der in die Welt kommt." Der göttliche Schöpfer-gedanke, der alles Sein geschaffen hat und noch erhält, der unsin der Zweckmäßigkeit des organischen Lebens begegnet, tritt
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