Die „Flucht von dem Kreuze" ist die Schuld sogenannterChristen, die es unterließen, den lebendigen Christus einemungläubigen Zeitalter durch Taten zu beglaubigen.
Auf den Spuren des „Schlesischen Engels"(Angelus Silesius 1624—1677)
1. Gott und Mensch.
Gott ist ein Abgrund zwar, doch füllt ein Wasser reinDen Abgrund bis zum Rand. Wag's! Stürze Dich hinein!
Du bist, als Sohn der Zeit, der Welle leichter Schaum —Als Kind der Ewigkeit wachs' über Zeit und Raum!
Wer nicht in dieser Welt an beßre Welten glaubt,
Ist tot, ob er gleich lebt, ein Blatt dem Baum geraubt.
Ob Kaiser oder Magd: Gott fragt nicht nach dem Kleid;Nicht Titel, Gut und Geld erkaufen Ewigkeit.
Wer Menschenwürde nicht in jedem Menschen ehrt,
Der ist — o helf ihm Gott ! — des Namens „Mensch" nicht wert.
Ein Tempel für den Geist, kristallener Pokal —
Dein Körper preise Gott und leucht' als heil'ger Gral.
2. Das Werk.
Erlausche jetzt und hier, was Gott will von den Dingen;Denk nicht an Deinen Ruhm; tu's, Du wirst Riesen zwingen.
Wo Du in weiter Welt an Deinen Platz gestellt,
Nach bester, schwacher Kraft bestelltest Du Dein Feld?
Dem winkt der Siegespreis, der früh sein Ziel erkennt,Mit stiller, steter Tat das eine Ziel berennt.
Umarm die bunte Welt. Mit allen guten GeisternEntbrenn', die je gelebt. Doch ein Ding sollst Du meistern.
Du bist zwar schwaches Rohr — als Werkzeug höh'rer HandZum Tun und Sterben stark, und beiden gleich verwandt.
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