Dumpfheit naturgebundenen und sklavenhaften Massendaseinssteigen einige wenige zur Kulturhöhe auf: zu der UrweisheitZarathustras, dem Harfensang Davids, dem GottessonnenkultEchnatons.
Dieser Kulturkreis ruht auf dem Landbau in reichen Strom-gebieten und hinterläßt seinem Nachfolger die Idee des Welt-reiches, des Königs der Könige, des Gottes der Götter, derGottessohnschaft des Weltherrschers, verkörpert in den Riesen-architekturen Ägyptens und Mesopotamiens . Er überwindetNomadentum, Stammeszersplitterung — die Dämonen desKampfes aller gegen alle. Er überbaut die ungezähmte Naturdurch den gottgeheiligten Tempel der sozialen Ordnung. ImKampfe des Lichtes mit der Finsternis enthält er die Idee desFortschritts, des Sieges.
Es folgt die griechisch-römische Welt, unser „Altertum".Ihre Grundinstitution ist die „Polis", die Freistadt der Bür-ger, die bei Marathon und Salamis ihre Vorgängerin besiegte —aufgebaut auf der großen Masse der Sklaven, der die Hand-arbeit überlassen ist — umleuchtet vom Strahlenkranze dert Kunst und Wissenschaft als dem Vorrecht der Vollbürger.Diese Kultur verschmilzt sich seit Alexander mit der Welt-reichsidee des Ostens, die sie zur Menschheitsidee steigert, undgipfelt in dem Weltfriedensreiche der Römer von Augustus zuMarcus Aurelius. Das niedergehende Altertum empfängt seineWendung nach oben durch die christliche Botschaft, die allesMenschentum zur Gotteskindschaft einlädt.
Durch nordischen Bluteinschuß verjüngt, dann zurück dieAlpen von Süden nach Norden übersteigend, rundet sich dermittelalterliche Kulturkreis klerikaler, feudaler, stadt-rechtlicher Prägung. Sein Hauptgebiet ist Mitteleuropa. Seine Grundinstitution ist die den Einzelnen umgebendeGenossenschaft — Grundherrschaft, Zunft — in einemhierarchisch gegliederten Weltimperium. Uns Abendlän-dern erscheint diese Ordnung als der Mutterboden, in demwir alle wurzeln: das „erste Reich".
Diese Welt gipfelt im Stadtstaat, der durch die Genossen-
122