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Die deutsche Kreditbank / von Gerhart von Schulze-Gaevernitz
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Begriffliches und Geschichtliches.

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Erster Teil.

Begriffliches und Geschichtliches.

I. Kapitel.

Begriffliches.

A. Begriff und Funktion des Bankwesens.

Aufgabe vorliegender Arbeit ist es, die Organisation der deutschen Kreditbank nach ihren privatwirtschaftlichen wie volkswirtschaftlichen Wesenheiten zu umreißen die Eigenart eines einmaligen Gebildes, wie es vor fünfzig Jahren in dieser Art nicht war und in fünfzig Jahren so nicht mehr sein wird. Wir haben seine Lebens­äußerungen zu verstehen teils aus den privatwirtschaftlichen Erwägungen der Be­teiligten des Bankers 1 ), des Bankkunden teils in seinen Wechselwirkungen mit den sozialen Zusammenhängen der Umwelt und der Vorwelt. Beide Betrachtungs­weisen, dieFrag-e nach dem privatwirtschaftlichenZweck und der volkswirtschaftlichen Funktion, sind möglichst scharf zu scheiden ein Grundsatz, den wir dem leider zu früh dahingegangenen Schönitz 2 ) verdanken. In abermals scharfer Scheidung und unter bewußter Hervorhebung der letzten überwirtschaftlichen Zielsetzung rollen wir auch die Frage derGesundheit" unseres Bankwesens auf. In einer Arbeit, die von Praktikern und solchen, die es werden wollen, gelesen wird, ist eine derartige praktische" Stellungnahme von weitreichender Verantwortlichkeit und nicht zu umgehen. Mit diesen bewußten Werturteilen, welche wegen Allgemeingültigkeit des nationalpolitischen Zieles selber auf Allgemeingültigkeit Anspruch haben, ver­wechsle man nicht die zahlreich auftauchenden privatwirtschaftlichen Sollsätze rein tatsächliche Feststellungen: Welche Regeln leiten erfahrungs­gemäß den Banker im Interesse der Rentabilität des Betriebs?

Auszugehen ist von dem unbestimmten Begriff derBank ", wie ihn das täg­liche Leben braucht, um ihn im Laufe der Arbeit mit bestimmtem und wissen­schaftlich geklärtem Inhalt zu erfüllen. Aber sobald wir jenen Ausgangs­punkt suchen, begegnen wir einer Schwierigkeit: Ist alle Geschichte ein Strom, so sind Begriffe ein gedankliches Netz, das wir im Strome aufspannen. Die Wel­len kommen und gehen, das Linienwerk zeigt nicht an: Woher? wohin? Versuchen wir es, Begriffe zu bilden, welche alle geschichtlichen Stufen des zu umschrei­benden Tatsachenbestandes mitumfassen sollen, so kommen wir zu allgemeinsten,

J )Banker" ein für allemal statt des veraltetenBanquier".

2 )H. Schönitz, Wesen und Bedeutung des privatwirtschaftlichen Gesichtspunktes in der Sozialökonomie (Die private Unternehmung, 1. H.). Mannheim , J. Bensheimer, 1914. M. Weyermann und H. Schönitz, Grundlegung und Systematik einer wissen­schaftlichen Privatwirtschaftslehre und ihre Pflege an Fachhochschulen. Karlsruhe , Braun, 1912.